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Rubrik: Flugplätze Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Der Heeresflugplatz Bückeburg-Achum
 Relikte des Kalten Krieges: 
Das Militär hat in Bückeburg eine lange Tradition. Im Jahre 1867 wurde in der Stadt das Westfälische Jägerbataillon Nr. 7 einquartiert, weithin bekannt als „Bückeburger Jäger“. Dafür ist die Jäger-Kaserne gebaut worden, die noch heute von der Bundeswehr als eine ihrer ältesten Kasernen weiterhin militärisch genutzt wird.
Auch die Fliegerei ist im Umfeld der Stadt Bückeburg seit längerem präsent, wenn auch anfangs hauptsächlich in passiver Form. Für den zivilen Flugverkehr hatte man bereits in den 1920er Jahren südlich des Dorfes Müsingen einen Notlandeplatz angelegt.
Zum Ende des II. Weltkrieges hin wurde zwischen Müsingen und Achum mit dem Bau eines Flugplatzes für die Luftwaffe begonnen. Man führte jedoch nur noch Erdarbeiten aus, die Anlage ging bis zum Kriegsende nicht mehr in Betrieb.

Am Ende des II. Weltkrieges besetzten zunächst Verbände der US Army die Gegend. Sie wurden nach kurzer Zeit von britischen Streitkräften abgelöst. In Bückeburg stationierte die Royal Air Force die „2nd Tactical Air Force (TAF) Rear“. Gleichzeitig ist in Bad Eilsen, 4 km südlich von Achum, die „2nd TAF Front“ einquartiert worden. Am 15. Juli 1945 wurden beide Teile in Bad Eilsen zur „British Air Force of Occupation“ (BAFO) vereinigt.
Nun war es erforderlich, in der Nähe dieses Hauptquartiers einen Flugplatz anzulegen. So wurde noch 1945 auf dem bereits von den Deutschen als Flugfeld projektierten Gelände bei Achum mit dem Bau eines neuen Fliegerhorstes begonnen. 1946 konnte dort der Flugbetrieb aufgenommen werden.
Der neue Platz erhielt eine befestigte Startbahn in Ost-West-Richtung. Sie lag etwas weiter nördlich, als die vorher von der Wehrmacht begonnen Bauarbeiten. Ein Teil des Dorfes Achum wurde abgesiedelt, um dort den Betriebsbereich einzurichten. Mehrere ältere Gebäude in diesem Bereich dienten fortan in neuer Funktion dem Betrieb des Flugplatzes. Dazu kamen diverse Neubauten, überwiegend in eingeschossiger Ausführung. Darunter waren auch die für britische Kasernen üblichen H-Blocks, in H-Form angeordnete Baracken. Am Ostrand stand die Hauptwache. Von ihr führte eine neu ausgebaute Straße in südlicher Richtung nach Vehlen. Von dort ging es auf direktem Wege über die Landesstraße 451 nach Bad Eilsen. So entstand eine schnelle Verbindung zwischen Flugplatz und Hauptquartier.
Der Flugbetriebsbereich erhielt ein befestigtes Vorfeld und Abstellhallen für die Flugzeuge. Ein Tower, Abfertigungsgebäude, Feuerwache und die üblichen weiteren Einrichtungen ergänzten die Anlage. Nördlich abgesetzt, außerhalb des Flugplatzes, kam ein Offizierscasino dazu.

Von Achum aus hatten die Briten hauptsächlich Verbindungsflugzeuge eingesetzt, mit denen die einzelnen Standorte der Royal Air Force angeflogen wurden. Der Platz war auch eine Drehscheibe für die Verbindung nach Großbritannien. Durch den Reiseverkehr der Angehörigen, von im östlichen Teil der Britischen Besatzungszone stationierten Soldaten und Bediensteten der Streitkräfte, entwickelte sich in größer werdendem Umfang auch ein ziviler Flugverkehr.
Während der Blockade Berlins durch die Sowjetunion vom Juni 1948 bis zum Mai des Folgejahres starteten im Rahmen der Luftbrücke auch von Bückeburg aus Transportflugzeuge zur Versorgung der eingeschlossenen Stadt. Von den drei, den Alliierten zustehenden Luftkorridoren, trug der mittlere die offizielle Bezeichnung „Bueckeburg Air Corridor“. Für die hierbei eingesetzten großen Transportflugzeuge mußte die Startbahn ein Stück verlängert werden.
Eine interessante Nutzung gab es für kurze Zeit zu Beginn der 1950er Jahre. In Hannover stand noch kein Flugfeld zur Verfügung, um die Großstadt wieder ins zivile Luftverkehrsnetz einzubinden. So wurde ab November 1950 auf der Strecke Düsseldorf - Hannover - Berlin der Flugplatz Bückeburg angeflogen. Erst ab April 1952 konnte der Zivilverkehr den Flughafen Langenhagen nutzen.
Die Lage des Hauptquartiers in Bad Eilsen war mit nur gut 100 km Abstand zur innerdeutschen Grenze recht ungünstig. So erfolgte 1954 dessen Verlegung in den Mönchengladbacher Stadtteil Rheindahlen. Als Folge entfiel auch der Bedarf für die Flugplatz Bückeburg. 1956 gaben die Briten den Platz auf und zogen ab.

Zu der Zeit war der Aufbau der Bundeswehr bereits angelaufen. Die Briten räumten nun auch die in der Stadt Bückeburg liegende Jägerkaserne und die Heeresmusikschule. Am 23. März 1957 traf von Buxtehude kommend das Luftwaffenausbildungsregiment 4 mit Stab und einem Bataillon in der Jäger-Kaserne ein. Doch die Anwesenheit der Luftwaffe war hier nur von kurzer Dauer. Bereits im Februar 1959 verlegt das LwAusbRgt 4 nach Landsberg/Lech in Bayern.
Im Juni des Jahres folgte in Bückeburg das Sanitätsbataillon 1 der 1. Panzerdivision, welches von Bad Eilsen hierher verlegt wurde. 1967 zog die Truppe ab, um in Hildesheim stationiert zu werden.
Ein weiteres Sanitätsbataillon ist ab 1962 in der Jäger-Kaserne einquartiert gewesen. Es handelte sich um einen Verband des Territorialheers, der nur in Teilen Präsent war. Anfangs lautete die Bezeichnung SanBtl 902, später SanBtl 802.

Im Januar 1958 hatten deutsche Behörden mit den Briten die Übernahme des Flugplatzes Bückeburg-Achum vereinbart. Am 15. April traf ein Vorkommando der Heeresflieger-Instandsetzungsstaffel 835 auf dem Platz ein. Sie erhielt im Mai die Kennziffer 108. Im September des Jahres ist für die 3. Panzerdivision in Bückeburg die Heeresfliegerstaffel 3 aufgestellt worden. Sie zog im April 1959 unter Umbenennung in HFlgStff 1 weiter nach Celle-Wietzenbruch. Im Juni verlegte von Fritzlar (Hessen) die Heeresflieger-Transportstaffel 822 hier her. Sie erhielt nun die Kennziffer 102.
Wichtigste Dienststelle in Bückeburg wurde die Heeresfliegerwaffenschule. Am 1. Juli 1959 ist diese in Niedermendig (Rheinland-Pfalz) aufgestellt worden. Im März 1960 verlegte die Schule zusammen mit der Heeresflieger-Lehrstaffel 51 und der Heeresflieger-Transport-Lehrstaffel 327 nach Bückeburg-Achum.
Der Flugplatz erhielt den Namen Schäfer-Kaserne. Für den Bedarf der Heeresflieger mußten in den folgenden Jahren auf der Anlage zahlreiche Baumaßnahmen durchgeführt werden. Der Flugbetriebsbereich wurde Schrittweise für die Bedürfnisse von Hubschraubern angepaßt. Die von den Briten errichteten barackenartigen Unterkünfte wichen nach und nach neuen Staffelgebäuden. Für den Schulbetrieb hat man mehrere Lehrsaalgebäude gebaut.
Aufgabe der Heeresfliegerwaffenschule ist in der Lehrgruppe A die Ausbildung von Luftfahrzeugführern. In der Frühzeit der Schule war die Hubschrauberführer-Grundschulung des Heeres noch bei der III. Gruppe der Flugzeugführerschule S der Luftwaffe in Faßberg angesiedelt. Ab 1962 ist diese Aufgabe Schrittweise nach Bückeburg verlagert worden. Ein kleinerer Teil der Schulung findet bis heute beim Euro-NATO-Training in Fort Rucker, USA statt. Für den Großteil der Ausbildung steht alles benötigte in Bückeburg bereit, seit Mitte der 1970er Jahre fallen darunter auch moderne Simulatoren.
Am 1. April 1963 hatte die Heeresfliegerwaffenschule die Lehrgruppe B aufgestellt. Sie führt seit dem die allgemeinmilitärischen Lehrgänge für Soldaten der Heeresfliegertruppe durch. Dieser Verband bekam in der Jäger-Kaserne seine Bleibe.

Auch bei den der Schule zugeordneten Einheiten ergaben sich im Laufe der Jahre diverse Veränderungen. Bereits am 15. Juni 1960 verlegte die Heeresflieger-Sanitätstransportstaffel 855 von Celle-Wietzenbruch nach Achum. Hier wurde sie Lehrstaffel mit dem Hubschrauber H-21, der markanten „Fliegenden Banane“. Es folgte die Umbenennung in 4./HFlgBtl 100. Nach Einstellung der Schulung auf der H-21 wurde sie 1962 aufgelöst.
1964 ist die Heeresflugplatzkommandantur 102 aufgestellt worden. Der geographischen Lage entsprechend unterstand sie als Korpstruppe dem Heeresfliegerkommando 1 des I. Korps aus Münster. Sie war für die örtliche Betriebsführung auf dem Heeresflugplatz Bückeburg-Achum und den Außenlandeplätzen zuständig.
Die Heeresflieger-Lehrstaffel 51 erhielt am 1. April 1966 den Namen Heeresfliegerverbindungsstaffel 700, am 1. April 1971 wechselt es erneut in Heeresfliegerstaffel 900. Die Einheit hatte einen besonderen Auftrag. Im Frieden diente sie der Heeresfliegerwaffenschule. Im Verteidigungsfall wäre sie jedoch dem Sicherungs- und Versorgungs-Regiment des Bundesministeriums der Verteidigung unterstellt worden. Mit Verbindungshubschraubern vom Typ Alouette II hätte sie dann den Flugdienst des Verteidigungsministeriums abgewickelt.

Durch den Lehrauftrag der Heeresfliegerwaffenschule waren über die Jahre alle Flugmuster der Heeresfliegertruppe in Achum zu finden. In der Anfangszeit sind auch Flächenflugzeuge vom Typ Dornier Do 27 darunter gewesen. Daneben fanden Erprobungen statt. Versuche zur Bewaffnung von Hubschraubern führten schließlich zu dem 1978 eingeführten Panzerabwehrhubschrauber MBB Bo 105 P. Für diesen Auftrag hatte man 1973 eine Heeresfliegerversuchsstaffel aufgestellt. Diese besteht bis heute, inzwischen mit der Kennziffer 910, und dient weiterhin konzeptionellen Erprobungen.

Die Basis für den Flugdienst ist natürlich der Flugplatz Achum. Zusätzlich standen und stehen mehrere Außenlandeplätze zur Verfügung. In Düdinghausen, rund 35 km nördlich gelegen, gibt es einen solchen Platz mit ein wenig ausgebauter Infrastruktur, unter anderem auch einem kleinen Tower. Unter der Bezeichnung „Außenlandeplatz Sulingen“ stehen zwei einfache Wiesenflächen mit Landemarkierungen in der Nutzung. Ebenso beschaffen ist der „Außenlandeplatz Leierberg“, 27 km nordöstlich von Achum. Außerdem werden die Standortübungsplätze Röcke, unmittelbar westlich der Stadt Bückeburg, und Loccum angeflogen. Inzwischen können auch die ehemaligen niederländischen Hawk-FlaRak-Stellungen Reinsdorf, Goldbeck und Laatzen genutzt werden.

Das Ende des Kalten Krieges hatte für die Heeresfliegerwaffenschule geringere Auswirkungen. Heeresfliegerverbände wurden weiterhin benötigt, so war auch der Bedarf an einer entsprechenden Schule weiterhin gegeben. Der allgemeinen Streitkräftereduzierung trat dabei die steigende Bedeutung der Luftbeweglichkeit entgegen.
Inzwischen ist die Schule um das Ausbildungszentrum C in Celle-Wietzenbruch erweitert worden. Dort hat man die Ausbildung auf den leichteren Hubschraubern MBB Bo 105 und Bell UH-1D zusammengefaßt, nun auch für Soldaten aller drei Teilstreitkräfte.

Bei der Bedeutung der Hubschrauber für Bückeburg war es naheliegend, daß schließlich ein Hubschraubermuseum gegründet wurde. Seit Juni 1971 zeigt dieses in der Innenstadt von Bückeburg mit zahlreichen Exponaten die Entwicklung der Drehflügler.

 Zustand: 
Auf dem Flugplatz Bückeburg-Achum sind heute verschiedene Einrichtungen aus allen Epochen der Nutzung zu finden. Das geht von einigen ehemaligen Häusern des Dorfes Achum über die Bauten aus britischer Zeit bis zu den modernen Lehrgebäuden der Heeresfliegerwaffenschule.

 Zugang: 
Der Heeresflugplatz ist Militärischer Sicherheitsbereich und darf nicht betreten werden.

 Hinweis: 
Die Seiten des Bückeburger Hubschraubermuseums:
http://www.hubschraubermuseum.de
Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Nebenwache
Die alte Hauptwache am Ostrand ist heute nur noch Nebenwache

Gebäude
Dieses Gebäude zeigt den Stil der von den Briten errichteten Häuser

Feuerwache
Die alte Feuerwache mit dem Schlauchturm

Häuser
Vereinzelt sind noch heute Häuser des alten Dorfes Achum auf dem Flugplatzgelände zu finden

weiteres Beispiel
Ein weiteres Beispiel

Tower
Der moderne Tower am Rand des Flugfeldes

Wartungshalle
Eine Wartungshalle

Abstellhallen
Am Nordrand des Flugbetriebsbereiches stehen mehrere Abstellhallen für die Hubschrauber der Heeresfliegerwaffenschule

Abstellhalle
Weitere Abstellhalle

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Karl Ries, Wolfgang Dierich: Fliegerhorste und Einsatzhäfen der Luftwaffe
- Heinz Halm: Soldaten in Bückeburg
- Kurt Schütt: Heeresflieger
- Bernd Vetter, Frank Vetter: Die deutschen Heeresflieger
- Bundeswehr Bückeburg: Heeresfliegerwaffenschule - 40 Jahre in Bückeburg
- F-40 - Flugzeuge der Bundeswehr: Vertol (Piasecki) V-43 A/B, V-44 B (H-21C)
- N. Giese
- H. Austinat
 
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