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Rubrik: Munitionsproduktion Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Die Luftwaffen-Hauptmunitionsanstalt 3/XI Nienburg
 Bis 1945: 
Die auf dieser Seite vorgestellte Anlage lief unter der offiziellen Bezeichnung Luftwaffen-Hauptmunitionsanstalt 3/XI Nienburg. Die römische Ziffer XI steht für das Luftgaukommando XI, beheimatet in Hannover, später Hamburg. Der größte Teil des heutigen Niedersachsen gehörte zu diesem Gau. Vor Ort waren weitere Bezeichnungen für die Anlage Muna Langendamm, Muna Westerbuch und Muna Kuckucksberg.
Entgegen des Ortsnamens, lag die Anstalt zu ihrer Betriebszeit außerhalb der Stadt Nienburg. Die Ortschaft Langendamm wurde erst 1974 eingemeindet.

Unmittelbar östlich von Langendamm dehnen sich weitläufige Waldgebiete aus. Den größten Teil umfaßt der Forst Westerbuch. Dazu kommt, westlich der Straße von Schessinghausen zur Führser Mühle, der Nienburger Stadtwald. An dessen Rand befand sich damals die bereits militärisch genutzte Fläche des Standortübungsplatzes der Garnison Nienburg.
Die Voraussetzungen für die Einrichtung einer Munitionsanstalt waren hier erfüllt. Der Wald bot Sichtschutz gegen Luftaufklärung. Das Gebiet wurde nördlich durch die Reichsbahnstrecke von Bremen nach Wunstorf begrenzt. Von dort konnte die Anlage mit einem Anschlußgleis an das Eisenbahnnetz angebunden werden, seinerzeit ist das für den Betrieb unbedingt erforderlich gewesen.

Die Arbeiten zum Aufbau der Muna begannen bereits im Jahre 1935. Das Areal schloß den in Nord-Süd-Richtung verlaufenden öffentlichen Führser Mühlweg ein, der entsprechend für den Zivilverkehr gesperrt wurde. Auf dieser Straße ist im Süden die Haupteinfahrt der Anstalt angelegt worden. Insgesamt umfaßte das Objekt eine Grundfläche von rund 400 ha.

In der Südwestecke, hinter dem Haupttor, errichtete man den Verwaltungsbereich. Entlang des Führser Mühlwegs entstanden Hauptwache, Kommandantur, mehrere Unterkunftsgebäude, Sozialgebäude, Garagen, Werkstätten und die Feuerwache. Die Kommandantur, zwei Unterkünfte und einige Betriebsgebäude waren zweigeschossig ausgeführt. Ansonsten ist weitestgehend eingeschossige Bauweise aufzufinden.
Entsprechend der Aufgabenstellung einer Lufthauptmunitionsanstalt, sollte hier die Herstellung von Munition erfolgen. Dazu hatte man weit auseinander liegend zwei Arbeitsbereiche eingerichtet. Im Südosten des Geländes entstand der Arbeitsbereich Ost mit den zwei benachbarten Füllanlagen Ost und West. Hier fand die Abfüllung des Sprengstoffes in die Granaten statt.
Im Nordwesten wurde großräumig der Arbeitsbereich West angesiedelt. Dort erfolgte die Endmontage der Munition. Abgesetzt am Führser Mühlweg befand sich die Hülsenreinigung. Hier konnten gebrauchte Granatenhülsen aufgearbeitet werden. Auch zurückgelieferte Munition hat man dort für eine neue Verwendung zerlegt. Weiter abgesetzt im Nordwesten ist auch der kleine Sprengplatz der Anstalt betrieben worden.
Zwischen den beiden Arbeitsbereichen befand sich der weitläufige Lagerbereich. Über 100 Munitionshäuser hatte man errichtet. Zum größten Teil handelte es sich um standardisierte Lagerbunker des Typs 106, mit zwei Toren und 250 m² Innenraum. Die Bauten hatten eine Kapazität von 30 t Explosivstoff. Sie waren erdüberdeckt; mit Bepflanzung ergab sich ein guter Schutz vor Luftaufklärung. Die Munitionshäuser gab es erhöht mit einer Verladerampe davor, sowie ebenerdig stehende. Unter den Lagerbunkern befanden sich 12 wesentlich kleinere Zünderhäuser. Diese wiesen nur ein Tor auf und hatten ebenfalls eine Erdüberdeckung. Sie verfügten über lediglich 50 m² Lagerraum. Außerdem gab es diverse Lagerhäuser, in denen benötigte Materialien für Produktion und Versand deponiert werden konnten.
Das Muna-Gelände ist durch ein Wegenetz von über 30 km Gesamtlänge erschlossen worden. Das Eisenbahngleis führte in einem weiten Bogen durch das Gelände. Damit wurden die beiden Arbeitsbereiche direkt an das Reichsbahnnetz angebunden. Die Anstalt besaß eine eigene Rangierlokomotive des Typs DWK D 150.

Im Jahre 1939 konnte der Produktionsbetrieb aufgenommen werden. Gefertigt wurden Granaten für Flugabwehrkanonen in Kalibern zwischen 3,7 cm und 12,8 cm. Der Schwerpunkt lag bei den Größen 8,8 cm, 10,5 cm und 12,8 cm. Darüber hinaus hat man fertig angelieferte 2 cm-Flak-Munition deponiert. Neben der Herstellung neuer Munition erfolgte in Langendamm auch die Aufbereitung von zurückgelieferten abgeschossenen Hülsen. Außerdem sind hier Fehlchargen und sogar angelieferte Bomben delaboriert worden.

Die beiden Füllanlagen waren im Wesentlichen gleich aufgebaut. Jeweils fünf separate Arbeitshäuser bildeten die fünf erforderlichen Arbeitsschritte ab. Sie sind durch unterirdische Laufgänge miteinander verbunden gewesen. So bestanden zusammenhängende Produktionstrakte, in denen die Sprengkörper vor äußeren Einflüssen geschützt hindurch bewegt werden konnten.
Im ersten Bau befand sich die Vorbereitung der Munitionskörper. Hier erfolgten eine Prüfung und das Aufschrauben eines Einfülltrichters. Im anschließenden Schmelzhaus fand die Abfüllung statt. Der Name beschreibt bereits das Verfahren. Durch Erhitzen ist der Sprengstoff verflüssigt worden, um so in die angewärmten Sprengkörper gleichmäßig einfließen zu können. Als nächstes erfolgte die langsame Abkühlung im Heizgitterhaus. Dort sind Heizstäbe in die Granaten eingeführt und langsam wieder herausgezogen worden. Durch diesen Vorgang verhinderte man die Bildung von Hohlräumen in der Befüllung. Im nächsten Gebäude waren die Fertigstellung 1 und 2. In der ersten wurde in den Sprengstoff ein Loch für die Mundlochbuchse gebohrt, darein kam später die Zündladung. Anschließend erfolgte die Reinigung einschließlich Ausbesserung von Farbschäden. In der Fertigstellung 2 wurde die Farbe durch Erhitzen fixiert und das Mundloch mit einer Kappe verschlossen. Schließlich kam als letzte Station das Versandhaus. Darin sind die Granaten zu Chargen zusammengefaßt worden. Nach Bedarf wurden sie zur Endmontage in den Arbeitsbereich West transportiert, oder sie kamen zur Zwischenlagerung in die Munitionshäuser.
Weitere Bauwerke waren im Umfeld der Füllanlagen angesiedelt. Im Labor sind von Explosivstoffabriken angelieferter Sprengstoff und Chemikalien vor der Verwendung untersucht worden. Im Salpeterhaus befand sich die Pulvermühle, in der man für die Granaten TNT, Ammonsalpeter und Sysalz in jeweils vorgegebenen Mengenverhältnissen vermischte. Auch die im Herstellungsprozeß angefallenen Sprengstoffreste konnten hier aufbereitet werden. Ein eigenes Kesselhaus erzeugte die Heizleistungen, die im Schmelzhaus und im Heizgitterhaus benötigt wurden.
Um die Flak-Granaten einsatzbereit zu machen, sind weitere Schritte erforderlich gewesen, die im Arbeitsbereich West erfolgten. Dort hat man die Sprenggranaten zusammen mit der Treibladung in die Kartuschen eingebracht. In die Sprengkörper wurden Zündbeutel und Zünder montiert. Damit war die Herstellung abgeschlossen. Anschließend folgte die Deponierung in den Munitionshäusern. Auf Anforderung durch die verbrauchenden Truppen stellte man entsprechende Chargen zusammen und brachte sie über die Eisenbahn zum Versand. Es sind auch Granaten ohne Zünder an einfache Munitionsanstalten geliefert worden, um dort komplettiert zu werden.
Der Fertigungsprozeß bedeutete den Umgang mit verschiedenen Chemikalien. Entsprechend der damaligen Zeit, wurde auf die Umwelt kaum Rücksicht genommen. Zu einem großen Teil sind die verunreinigten Abwässer unbehandelt in den Wald abgeleitet worden. Die Arbeitskräfte in diesen Bereichen waren ständig stark gesundheitsschädlichen Einflüssen ausgesetzt. Gefährlich war die Arbeit ohnehin. Ein Explosionsunglück bei der Zünder-Montage ist dokumentiert, welches sechs Tote zur Folge hatte.

Für die Unterbringung des Stammpersonals und dessen Familien ist eine Muna-Siedlung mit 12 Häusern aufgebaut worden. Sie lag knapp 1 km westlich der Muna, am Rande des Dorfes Langendamm. Als provisorische Unterkünfte für die weiteren Beschäftigten errichtete man zwei Barackenlager. Hier kamen zunächst die beim Aufbau der Munitionsanstalt tätigen Arbeitskräfte unter. Neben den zivilen Baufirmen waren auch RAD-Einheiten eingebunden.
Ein Lager entstand direkt südlich an die Muna-Siedlung angrenzend. Daraus wurde nach Aufnahme der Munitionsfertigung das Frauenlager. Hier brachte man zunächst dienstverpflichtete Frauen unter, die aus weiter entfernten Orten stammten. Teilweise kamen sie sogar aus Süddeutschland und Oberschlesien. Später sind überwiegend Zwangsarbeiter eingesetzt worden. Maximal gut 1.000 Insassen waren im Frauenlager einquartiert. Auch aus der Umgebung hat man viele Frauen zur Arbeit in der Muna herangezogen.
Das zweite Lager entstand 700 m weiter südlich, am Ort der heutigen Standortschießanlage. Es wurde daraus das Männerlager. Hier kamen nach Betriebsaufnahme der Muna ebenfalls Fremd- und später Zwangsarbeiter unter. Auch Kriegsgefangene hat man eingesetzt. Im Sommer 1944 befanden sich in den beiden Lagern zusammen fast 1.300 Männer und Frauen.
Entsprechend der Rassenideologie der Nationalsozialisten, waren insbesondere für die osteuropäischen Beschäftigten die Lebensumstände mangelhaft und die Verpflegung unzureichend.

Die Existenz der Munitionsanstalt Nienburg war den Alliierten bekannt. Wie bei fast allen vergleichbaren Objekten, gab es aber bis zum Kriegsende keine Luftangriffe auf die Liegenschaft. Die Bombardierung der Munitionsfertigung hatte noch keine Priorität. Man konzentrierte sich auf die allgemeine Rüstungsindustrie und die Verkehrs-Infrastruktur.
Am Abend des 8. April 1945 zog der Großteil der in der Muna beschäftigten Soldaten ab. Vor Ort verblieben nur wenige Offiziere und Feuerwerker. Ihre Aufgabe war die Vernichtung der eingelagerten Munitionsbestände. Am frühen Morgen des folgenden Tages begannen die Sprengungen. Dabei wurden einige Munitionsbunker mit ihrem Inhalt zerstört. Bereits zur Mittagszeit endete die Aktion. Kurz danach trafen Einheiten der britischen 11th Armoured Division in Langendamm ein und beendeten den II. Weltkrieg für die Gegend.

 Ab 1945: 
Langendamm kam mit dem Kriegsende jedoch noch nicht zu Ruhe. Wie auch an anderen vergleichbaren Orten geschehen, marodierten viele der nun befreiten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen. Erst im August 1945 wurde diese Phase beendet, durch die Verlegung der „Displaced Persons“ in ihre Heimatländer.
Danach quartierten die Briten sowohl im Männerlager, als auch im Frauenlager Kriegsgefangene der Wehrmacht ein. Auch Fremdarbeiter, die nicht in ihre Heimat zurückkehren wollten, blieben hier. Mit ihnen und rund 70 Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, bildete die British Army eine Einheit der German Civil Labour Organisation. Es war die 445 GCLO, später als 445 GSO (German Service Organisation) bezeichnet. Die Männer wurden eingesetzt im Straßenbau, oder sie führten Transporte und Instandsetzung für das britische Militär durch. Eine größere Anzahl fand Arbeit im Tanklager Schäferhof. Das Männerlager ist in dieser Form bis 1947 genutzt worden, das Frauenlager sogar bis zu dessen Abriß 1974. Dann erfolgte der Umzug der GSO in die Blanchard-Barracks, am Rand des Übungsplatzes Köhlerberge gelegen.
Im Männerlager wurde 1947 für ein Jahr eine Polizeischule eingerichtet. Anschließend übernahm der Niedersächsische Heimatschutz das Objekt. Bereits im Herbst 1948 folgte der Abbau der meisten Baracken. Nur einzelne blieben noch bis 1969 stehen und dienten gewerblichen Zwecken. Danach ist auf dem Areal die Standortschießanlage der Garnison Nienburg errichtet worden.

Die nicht mehr gesicherte Muna zog bereits kurz nach Kriegsende viele Menschen an, die auf dem Gelände Verwertbares suchten. Diese Aktionen waren gefährlich. Am 18. November 1945 kam es zu einem großen Explosionsunglück, bei dem 17 Menschen starben. Vermutlich beim Gewinnen von Leinen entzündete eingelagerte Nitrocellulose, dabei sind vermutlich rund 38 t explodiert. Die Munitionshäuser 44 und 45 wurden völlig zerstört, vom Munitionshaus 44 zeugt bis heute nur ein rund 7 m tiefer Trichter. Von 15 der Opfer fanden sich keine Spuren mehr. Daher ist vor Ort eine kleine Gedenk- und gewissermaßen auch Grabstätte errichtet worden.
Zwischen 1946 und 1948 betrieben die Briten die Demilitarisierung der Muna. Neben der Vernichtung der noch vorhandenen Munitionsbestände, folgte auch die Sprengung von sämtlichen verbliebenen Munitionsbunkern sowie weiterer Betriebsanlagen. Die Bereinigung des Geländes von verstreuter Munition ist dabei teilweise durchgeführt worden, eine hohe Belastung blieb jedoch zunächst bestehen. Von 1949 bis Ende 1953 schloß eine großangelegte Entmunitionierung durch den Niedersächsischen Kampfmittelräumdienst an. Dabei wurden mehrere hundert Tonnen aller Kaliber gefunden und entsorgt. In der Zwischenzeit kam es bei der Bekämpfung eines Waldbrandes im Jahre 1951 zu einer Explosion mit 3 verletzten Feuerwehrleuten. Als Folge hat man den Wald für den Einsatz der Feuerwehren gesperrt. Und noch 1953 fand ein Mensch im Gelände bei einer Explosion den Tod, vermutlich war er auf der Suche nach Verwertbarem.

Der enorme Zuzug von Heimatvertriebenen nach Ende des Krieges resultierte schnell in einen großen Mangel an Wohnraum. Man wandte sich zeitig an die britische Militärverwaltung, um die Freigabe von Gebäuden in der ehemaligen Munitionsanstalt zu erwirken. Ab 1950 konnten die drei Unterkünfte am Führser Mühlweg als geschlossene Lungenheilstätte genutzt werden. 1951 folgte eine befristete Freigabe einzelner weiterer Bauten durch die Niedersächsische Landesregierung, auch für gewerbliche Nutzer. Dieses schloß seinerzeit Bauten auf dem späteren Standortübungsplatz ein. Schließlich wurde im September 1954 für das Gebiet Westerbuch-Süd eine dauerhafte Besiedlung genehmigt. In den nächsten Jahren entstanden zahlreiche neue Häuser. Aber auch diverse ehemalige Betriebsgebäude der Muna konnten zu Wohnzwecken oder als Gewerbebetriebe umgebaut werden. Darunter waren auch die meisten Bauten der früheren Füllanlagen.

Zur gleichen Zeit wurde bereits für die Aufstellung der neuen deutschen Streitkräfte geplant. 1956 begannen westlich der alten Muna-Haupteinfahrt die Bauarbeiten zur Errichtung einer großen Kaserne. Die am Westrand des Führser Mühlwegs gelegenen Bauten sind in den Komplex integriert worden. Das Objekt wurde mit zwei separaten Wirtschaftsbereichen aufgebaut, zunächst ausgelegt für die Aufnahme von zwei Bataillonen plus selbständiger Kompanien. Am 3. Juni 1957 trafen die ersten Soldaten ein. Mit der Aufstellung immer neuer Truppenteile mußte die Belegung verdichtet werden, weitere Unterkünfte kamen hinzu. 1964 erhielt die Truppenunterkunft den Namen Clausewitz-Kaserne.
Die wichtigsten hier stationierten Truppenteile während des Kalten Krieges waren neben dem Stab der Panzerbrigade 3, das Panzergrenadierbataillon 32, das Panzerbataillon 34, sowie das Raketenartilleriebataillon 12. Damit ist Nienburg ein bedeutender Standort der 1. Panzerdivision gewesen. Das Raketenartilleriebataillon stellte die atomare Komponente der Division. Die Sprengköpfe lagerten in Liebenau. Der nicht als Siedlung genutzte Bereich der Muna, erweitert um angrenzende Gebiete, dient der Garnison als Standortübungsplatz. Die südlich anschließende 1975 errichtete Standortmunitionsniederlage 222/1, und die auf dem Gelände des ehemaligen Männerlagers gebaute Standortschießanlage 222/1 vervollständigten die militärische Infrastruktur.
Die Bundeswehr nutzte auch in der Siedlung weitere Objekte. Ab 1970 wurde in den drei vorher als Lungenklinik verwendeten Unterkunftsblocks ein Feldwebel-Wohnheim eingerichtet. Im Jahre 1973 fand im ehemaligen Wohlfahrtsgebäude an der Breslauer Straße das für die Landkreise Nienburg und Diepholz zuständige Verteidigungskreiskommando 222 sein Domizil.

Erst Ende der 1980er Jahre kam das Thema Rüstungsaltlasten bundesweit ins Blickfeld. Auch in Langendamm sollten sich die Folgen des unbedachten Umgangs mit den Chemikalien während der Produktionszeit zeigen. 1991 begann die Erstellung eines Gutachtens zu den hier vorhandenen Schadstoffen. Anfang 1994 wurde das Ergebnis präsentiert. Wie zu befürchten war, bestand im Bereich der früheren Füllanlagen ein hohes Gefährdungspotential - und dort befand sich inzwischen dichte Wohnbebauung. Ende 1996 begannen Sanierungen, bei denen am Ende 460 t Erdboden ausgetauscht worden sind. Bis in die Gegenwart wird der Zustand des Grundwassers überwacht.

Das Ende des Kalten Krieges brachte für die Garnison Nienburg einige Veränderungen. Die Objekte am Führser Mühlweg und in der Breslauer Straße, sowie die StOMunNdlg sind freigezogen worden. Der westlich des Führser Mühlwegs gelegene Teil des StOÜbPl konnte in ein öffentliches Naherholungsgebiet umgewandelt werden. Die Panzerbrigade 3 wurde aufgelöst, andere Verbände bezogen die Clausewitz-Kaserne. Anfangs waren es Teile des Artillerieregiments 1. Seit 2003 sind die Hausherren das Bataillon Elektronische Kampfführung 912, und das CIMIC-Bataillon 100 (Civil Military Cooperation), bzw. ab 2006 Zentrum Zivil-Militärische Zusammenarbeit der Bundeswehr.

 Zustand: 
In der Siedlung Westerbuch sind noch heute diverse Bauwerke aufzufinden, denen die Muna-Vergangenheit eindeutig anzusehen ist. Besonders bemerkenswert ist, daß die meisten Gebäude der zwei ehemaligen Füllanlagen stehen blieben. Auf dem Standortübungsplatz sind mehrere Bauten erhalten, überwiegend frühere Lagerhäuser. Von den seinerzeit über 100 Munitionsbunkern sind dagegen nur noch von wenigen Exemplaren Trümmer zu finden, die meisten hat man restlos beseitigt.

 Zugang: 
Der Standortübungsplatz darf nicht betreten werden. Dagegen ist die heutige Wohnsiedlung Westerbuch frei begehbar, ausgenommen natürlich die Privatgrundstücke.

 Hinweis: 
Ein vor Ort beziehbares sehr informatives Heft zeigt zahlreiche Details der Munitionsanstalt:
Titel: Muna Langendamm - Fluch oder Segen?
Autor: Alfred Schmucker
Herausgeber: Förderverein „Im Wohlde“ e.V.

Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Hauptzufahrt
Blick auf die frühere Hauptzufahrt der Muna Nienburg.

Hauptwache
Neben dem Tor die ehemalige Hauptwache.

Kommandantur
Die alte Kommandantur links des Haupttores steht heute auf dem Kasernengelände.

Bauleitung
Baracke der Bauleitung, später war darin die Offiziersmesse untergebracht.

Unterkunftsblock
Ein zweigeschossiger Unterkunftsblock am Führser Mühlweg.

Unterkunftsblock
Seit 2008 ist der Komplex die Betreuungseinrichtung „Neue Burg“.

Wirtschaftsgebäude
Das frühere Wirtschaftsgebäude.

Krankenrevier
Diese Baracke beherbergte das Krankenrevier.

Betriebsgebäude
Ein Betriebsgebäude in der heutigen Kaserne.

Betriebsgebäude
Weiteres Betriebsgebäude in der Clausewitz-Kaserne.

Hallen
Hier sind Hallen für gewerbliche Nutzungen umgebaut worden.

Wohlfahrtsgebäude
Das Wohlfahrtsgebäude wurde später Sitz des Verteidigungskreiskommandos der Bundeswehr. Heute abgerissen.

Luftschutzraum
Die Trümmer eines Luftschutzraums im westlichen Arbeitsbereich.

Luftschutzraum
Blick von oben.

Luftschutzraum
Reste eines weiteren Luftschutzraums.

Betriebsgebäude
Historisches Betriebsgebäude am Fuchsweg.

Betriebsgebäude
Ein weiteres Betriebsgebäude.

Labor
An der heutigen Breslauer Straße steht das frühere Labor.

Lagerhaus
Dieses ehemalige Lagerhaus wurde inzwischen abgerissen.

Lagerhaus
Älteres Bild eines Lagerhauses an der Thorner Straße.

Lagerhaus
Einige Bauten haben noch die alte Backsteinfassade.

Lagerhaus
Andere bekamen ein komplett neues Gewand.

Salpeterhaus
Das frühere Salpeterhaus nördlich der Füllanlagen.

Vorbereitung
Füllanlage West, die Vorbereitung.

Heizgitterhaus
Füllanlage West, das Heizgitterhaus in dem die Munition abgekühlt wurde.

Fertigstellung
Füllanlage West, die Fertigstellung.

Versandhaus
Letzte Station in der Füllanlage West war das Versandhaus.

Vorbereitung
Die gleichen Bauten blieben auch in der Füllanlage Ost stehen, hier die Vorbereitung.

Heizgitterhaus
Das Heizgitterhaus der Füllanlage Ost.

Fertigstellung
Die Fertigstellung der Füllanlage Ost.

Versandhaus
Und das Versandhaus der Füllanlage Ost.

Kesselhaus
Die Füllanlagen hatten ein eigenes Kesselhaus.

Lagerhaus
Im Arbeitsbereich West steht dieses Lagerhaus.

Lagerhaus
An der Rückseite befand sich eine Verladerampe direkt am Anschlußgleis.

Lagerhaus
Weiteres Lagerhaus am Gleis.

Lagerhaus
Von diesem Lagerhaus blieben nur Betongerippe und Dach stehen.
Lagerhaus
Hier wurden die Wände nachträglich wieder hergestellt.
Lagerhaus
Ein Ensemble mit mehreren Lagerhäusern steht im Arbeitsbereich West.
Lagerhaus
Die Gebäude sind überwiegend in Standardbauweise ausgeführt.
Lagerhaus
Weiter östlich wieder mehrere Lagerhäuser.
Lagerhaus
Die Bundeswehr bindet sie in den Übungsbetrieb ein.
Lagerhaus
Einige Gebäude im Arbeitsbereich West wurden nach dem Krieg vorübergehend zivil genutzt.
Innenraum
Hier verstärken Stützpfeiler die Stabilität des großen Innenraums.
Betriebsgebäude
Ein kleineres Betriebsgebäude im Arbeitsbereich West.
Hülsenreinigung
Im Nordwesten, am Führser Mühlweg, war die Hülsenreinigung.
Lagerhaus
Am Nordrand des Lagerbereichs stehen noch drei Lagerhäuser.
Innenansicht
Innenansicht.
Lagerhaus
Auch diese Bauten werden bei Übungen genutzt.
Munitionshaus
Zugang zu einem Munitionshaus 30 t des Typs 106.
Feuerlöscher
Ein Zeichen für Feuerlöscher ist noch zu erkennen.
Munitionshaus
Über dem Eingang ist die alte Beschriftung erhalten: MH 58.
Munitionshaus
Blick von der Innenseite.
Munitionshaus
Hier wurde mehr Substanz zerstört.
Munitionshaus
Zur Metallgewinnung ist selbst die Stahlbewehrung aus dem Beton gerissen worden.
Munitionshaus
Von den meisten Munitionshäusern blieben nur Reste der Erdüberdeckung.
Munitionshaus
Spuren eines Munitionshauses 30 t, das direkt am Eisenbahngleis stand.
Zünderhaus
Hier blieben von einem Zünderhaus auch nur Reste der Erdüberdeckung.
Gedenkstätte
Am Ort des MH 44 befindet sich eine kleine Gedenkstätte.
Gedenkstätte
Das Kreuz trägt das Datum 18. November 1945.
Gedenkstätte
Die Explosion hinterließ vom MH 44 nur einen tiefen Trichter.
Clausewitz-Kaserne
Blick auf das Tor I der Clausewitz-Kaserne.
Muna-Siedlung
Wohnhäuser in der früheren Muna-Siedlung.
     

Rot: ungefährer Verlauf des äußeren Zauns der Muna, blau: die Grenze des Standortübungsplatzes in seiner heutigen Ausdehnung.
Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Niedersächsisches Umweltministerium: Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen
- Alfred Schmucker: Muna Langendamm - Fluch oder Segen?
- Wilhelm Stelling: Langendamm
- Mark Feuerle: Garnison und Gesellschaft
- Mark Feuerle: Nienburg - Eine Stadtgeschichte
- Bundeswehr: Deine Garnison Nienburg an der Weser
- Bundeswehr: 60 Jahre Bundeswehrstandort Nienburg
- Die Harke
- Stadt Nienburg: Bebauungsplan Nr. 139
- Militärhistorische Sammlung Clausewitz-Kaserne
- Archiv N. Giese
- https://www.sachsenschiene.net/bunker/sys/typ_bu5.htm
 
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