Bis
1945:
Das hier vorgestellte Gelände wurde bereits im I. Weltkrieg als Militärflugplatz
genutzt. Über diese Epoche liegen allerdings kaum Daten vor. Es ist lediglich
verzeichnet, daß sich hier die Marine-Landfliegerstation Barge befand.
Damit war der Platz schon in der Frühzeit der Fliegerei aktiv. Zu der Zeit
wurde aber vermutlich ein Feld benutzt, daß etwas westlich des späteren
Flugfeldes lag, gleich neben der heutigen Bundesstraße.
Nach dem I. Weltkrieg gab es zunächst keinen Flugbetrieb mehr. Das Areal
wurde nun überwiegend landwirtschaftlich genutzt.
Ab
Mitte der 1930er Jahre landeten gelegentlich Flugzeuge in Barge, vermutlich
auf dem alten Feld der Landfliegerstation. Es handelte sich dabei um
Zwischenlandungen mit Schulflugzeugen von der Flugzeugführerschule aus Oldenburg.
In der Umgebung sind während der massiven Aufrüstung durch
das III. Reich verschiedene militärische Anlagen entstanden. Nur 2 km
südlich wurde das weitläufige Marinesperrzeugamt Schweinebrück errichtet. Im Wald hinter diesem Amt entstand eine Ausbildungsstätte des Marinearsenals
Wilhelmshaven. Gut 10 km östlich befand sich der Fliegerhorst Varel-Friedrichsfeld. 12 km nördlich lag der Fliegerhorst Jever. Nordöstlich begann der Flak-Gürtel der Stadt Wilhelmshaven.
Von der Luftwaffenführung wurde Ende der 1930er Jahre beschlossen,
hier am Ort einen Einsatzhafen zu errichten. Die benötigten Ländereien
konnte auch nach längeren Verhandlungen nicht käuflich erworben werden,
für sie wurden Pachtverträge abgeschlossen.
Die Anlage lief unter der Ortsbezeichnung Marx, die Ortschaft liegt knapp
3 km nordwestlich. Teilweise ist auch Bohlenberger Feld gesagt worden.
Als Deckname wurde dem Platz „Neiße“ zugeteilt.
Schließlich konnten die Baumaßnahmen beginnen. Ein Schienenstrang zum
Anschlußgleis des Sperrzeugamts schuf die seinerzeit sehr wichtige Verbindung
zur Reichsbahn. Hierüber konnte der Materialtransport für die Baustelle
abgewickelt werden, später auch die Versorgung des Militärflugplatzes.
Das Flugfeld erhielt drei befestigte Startbahnen in der damals üblichen
Triangel-Form. Das Gelände wies in seinem Zentrum eine Erhöhung auf.
Diese sorgte dafür, daß die Startbahnen von den Piloten nicht vollständig
eingesehen werden konnten. Dieser Umstand, insbesondere in Kombination
mit der Kreuzung der Bahnen, machte den Flugplatz Marx bei den Fliegern
recht unbeliebt.
Weiterhin wurden befestigte Abstellplätze und ein ebensolches Hallenvorfeld
gebaut. Es entstand allerdings lediglich eine Halle, in der eine Flugwerft
untergebracht werden konnte.
Die diversen für den Betrieb benötigten Gebäude sind überwiegend im Südteil
des Geländes errichtet worden. Es waren aber nur wenige in massiver Bauweise
darunter, die Mehrzahl hat man lediglich aus Holz gebaut.
Südlich der Siedlung Bohlenbergerfeld wurde in einem Wald ein Munitionsdepot
angelegt. Zum Schutz des Flugplatzes ist gut 3 km westlich eine Flak-Stellung
angelegt worden. Während des Krieges ergab sich die Notwendigkeit, die
Einsatzmaschinen zum Schutz gegen Luftangriffe getarnt in größerer Entfernung
zum Flugfeld abstellen zu können. Dafür sind in den umliegenden Waldstücken
Splitterschutzboxen aufgeschüttet worden, die mit Tarnnetzen abgedeckt
werden konnten.
Für die zeitweilig stärkere Belegung der Anlage reichten die vorhandenen
Unterbringungsmöglichkeiten nicht aus. Daher ist das Lehrlingsheim des
Marinearsenals auch zur Einquartierung von Personal der fliegenden Verbände
herangezogen worden.
Die ersten dokumentierten Flieger auf dem Einsatzhafen Marx
war die Kampfgruppe 126. Sie befand sich von Februar bis Juli 1940 auf
dem Platz. Ausgerüstet war der Verband mit Bombern vom Typ Heinkel He
111H. Mit den Maschinen wurden in britischen Küstengewässern Seeminen
abgeworfen. Diese wurden aus dem benachbarten Sperrzeugamt angeliefert.
Im gleichen Jahr waren für unterschiedlich lange Zeiträume verschiedene
Gruppen von Zerstörer- und Kampfgeschwadern in Marx untergebracht. Danach
folgt in den Dokumenten eine längere Pause ohne feste Belegung. Vermutlich
ist in der Zeit die Anlage nur zum Ausweichen genutzt worden.
Die nächsten Daten sind erst wieder für 1943 zu finden. Im Oktober und
November des Jahres war die II. Gruppe des Jagdgeschwaders 11 mit Messerschmidt
Bf 109G-Jägern am Ort. Von Jahresbeginn bis Spätsommer 1944 lag zunächst
der Stab, dann die III. Gruppe des Kampfgeschwaders 54 „Totenkopf“ mit
Junkers Ju 88A-Bombern in Marx.
Die nächste Belegung ist ein Beleg für die veränderte Lage am Himmel
über dem Reichsgebiet. Vom November 1944 bis zum März des Folgejahres
war hier die III./Nachtjagdgeschwader 2 beheimatet. Diese Gruppe flog
mit Ju 88G-Nachtjägern Einsätze gegen die nun ständig in das Reichsgebiet
einfliegenden alliierten Bomberflotten.
Zum Ende des Krieges wurde der Flugplatz schließlich auch noch mit den
damals hochmodernen Strahlflugzeugen belegt. Im März 1945 traf von Achmer kommend
die III./Kampfgeschwader 76 hier ein. Der Verband war mit dem turbinengetriebenen
leichten Bomber Arado Ar 234 „Blitz“ ausgerüstet. Im April verlegten
die Staffeln wegen der näherrückenden Front weiter nach Kaltenkirchen
in Schleswig-Holstein.
In den letzten Tagen des II. Weltkrieges gab es vermutlich keine weiteren
Aktivitäten auf der Liegenschaft.
Ab 1945:
Von den Alliierten wurde kurz nach dem Kriegsende damit begonnen, die
örtlichen Munitionsbestände zu vernichten. Die Einlagerungen im Depot
des Flugplatzes war noch die kleinere Aufgabe. Die großen Bestände
im Sperrwaffenarsenal Schweinebrück mußten auch entsorgt werden. Bis
ins Jahr 1951 lief die Vernichtung auf zwei Sprengplätzen beim Flugplatzgelände.
Teilweise ist Munition auch einfach in den umliegenden Seen versenkt
worden.
Insbesondere die teilweise nachlässige Arbeit auf den Sprengplätzen führte
dazu, daß zahlreiche noch scharfe Munition unversehrt weit in die Umgebung
geschleudert wurde. Bei Erdarbeiten in der Gegend tauchen bis heute immer
wieder gefährliche Überbleibsel auf.
Die Einrichtungen des Flugplatzes sind bei der Demilitarisierung
überwiegend zerstört worden. Die befestigten Startbahnen und Abstellbereiche
wurden gesprengt. Die Gebäude des Flugplatzes sind zunächst noch als
Wohnlager für Displaced Persons verwendet worden. Nachdem dieser Zweck
entfiel, sind nach und nach die Holzgebäude abgerissen worden.
Das Gelände, das ja nur gepachtet war, ging nun an die Grundbesitzer
zurück. Im Norden des Areals wurde mit dem Abbau von Kies begonnen. Diese
Arbeiten haben inzwischen ein großes Stück des ehemaligen Flugfeldes
zum Baggersee verwandelt. Die weiteren Bereiche werden land- und forstwirtschaftlich
genutzt.
Die Fliegerei hat sich jedoch nicht vollständig von Marx verabschiedet.
Am Südostrand des alten Flugfeldes hat die „Luftsportgemeinschaft Waterkant-Zetel“
einen Landestreifen für Segelflugzeuge angelegt. Selbst die Bundeswehr
hat bei ihrer Aufstellung Überlegungen angestellt, Marx als modernen
Fliegerhorst neu aufzubauen. Das Vorhaben wurde jedoch nicht hier realisiert,
der neue Flugplatz ist in Wittmundhafen entstanden.
Ganz ohne Militär blieb es auf der Liegenschaft Marx aber nicht. Das
frühere Munitionsdepot des Einsatzhafens ist ab Anfang der 1960er Jahre
als provisorische Munitionsniederlage für das in Wittmund stationierte
Jagdgeschwader 71 verwendet worden. Dafür standen jedoch keine Lagerbunker
zur Verfügung, es wurde lediglich in behelfsmäßigen Hütten deponiert.
Nachdem diese Aufgabe verlegt wurde, hat die Bundeswehr hier Munition
für das PzGrenBtl 313 aus Varel eingelagert. Etwa Ende der 1970er Jahre
ist das Provisorium beendet worden, die Fläche wurde vollständig renaturiert.
Erst damit endete die militärische Nutzung in Marx endgültig.
Zustand:
Wegen der seinerzeit überwiegend leichten Ausführung der Gebäude des
früheren Einsatzhafens findet man heute kaum noch Bauwerke aus der
Zeit. Auch die Flugbetriebsanlagen sind fast spurlos verschwunden.
Die Bilder unten zeigen einige der noch erhaltenen Überbleibsel.
Zugang:
Der Bereich des ehemaligen Militärflugplatzes ist zugänglich, Privatgrundstücke
natürlich ausgenommen.
Hinweis:
Eine weitere Seite berichtet über den Einsatzhafen:
http://www.fliegerhorste.de/marx.htm
Bild eines Bombenangriffs auf den Flugplatz Marx:
http://www.486th.org/Photos/Strike3/MarxAF.htm
Über den Flugplatz Marx ist ein interessantes und umfangreiches
Buch erschienen:
Titel: Flugplatz Marx
Autor: Norbert Giese
ISBN: 978-3-87542-063-0
|
Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Fotos:
Eine Werkstatt-Baracke blieb erhalten.
In diesem kleinen Gebäude war die Fernsprech-Vermittlung untergebracht.
Installationen in der Fernsprech-Vermittlung.
Trümmer im administrativen Bereich.
Ebenfalls im administrativen Bereich.
Hier eine Feuerlösch-Zisterne.
Innenansicht eines Bunkers im administrativen Bereich.
Das Vorfeld der ehemaligen Werfthalle. Das Gebäude im Hintergrund ist
ein Nachkriegsbau auf dem Platz der Original-Halle.
Im Mauerwerk des heutigen Gebäudes ist ein Sockel der ursprünglichen
Werfthalle zu erkennen.
Auf dem Vorfeld sind diverse Sprenglöcher erkennbar, die bei der Demilitarisierung
entstanden sind.
Neben der Werft vermutlich eine Garage oder Werkstatt.
Einige Stücke der Flugplatz-Randstraße sind noch zu finden.
Blick über das Flugfeld von Osten.
Außenbereich:
Zwischen Flugplatz und Munitionsdepot steht der Lokschuppen der Anschlußbahn.
Betonstraße im ehemaligen Munitionsdepot.
Lehrlingsheim des
Marinearsenals Wilhelmshaven:
Das vormalige Lehrlingsheim diente im II. Weltkrieg zur Unterbringung
von Angehörigen der fliegenden Verbände, hier das Hauptgebäude.
|