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Rubrik: Munitionsdepots / Versorgungsdepots Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Die POMCUS-Depots in Nachbarschaft zu Niedersachsen
 Relikte des Kalten Krieges: 
Das behandelte Gebiet Niedersachsen und Bremen hatte keine POMCUS-Depots aufzuweisen. Im westlichen Nachbarland, den Niederlanden, gab es mehrere dieser Objekte. Das in Coevorden nur wenige Meter hinter der Grenze zu Niedersachsen. Wegen der besonderen Bedeutung der Lager für die NATO-Strategie in Norddeutschland, sollen sie in dieser Website vorgestellt werden.

In Westeuropa, mit Schwerpunkt Deutschland, standen während des Kalten Krieges umfangreiche NATO-Bodentruppen in ständiger Präsenz. Die Landstreitkräfte des Warschauer Paktes waren zahlenmäßig jedoch weit überlegen.
Die USA hatten in den Jahren nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Zahl ihrer Truppen in Europa deutlich reduziert. Als Antwort auf die Bedrohung aus dem Osten setzte man etliche Jahre hauptsächlich auf Atomwaffen. Auslöser für den Beschluß, wieder mehr konventionelle Landstreitkräfte in Deutschland verfügbar zu halten, war der Bau der Mauer 1961 durch die Regierung der DDR.

Die Umsetzung des Vorhabens sollte jedoch nicht mit ständig vor Ort präsenten Verbänden realisiert werden. Ein Mangel an Unterbringungskapazitäten, politische Vorbehalte und vor allem Kostengründe sprachen dagegen.
Die USA planten zur Verstärkung der NATO-Armeegruppen mehrere Divisionen und weitere Unterstützungsverbände fest ein. Das Personal, zu einem bedeutenden Teil abhängig von der Mobilisierung der Reservisten, verblieb in den USA. Die Mannschaften konnten im Spannungsfall auf dem Luftweg relativ schnell nach Europa verlegt werden. Das Gerät wäre jedoch auf dem Seeweg entschieden zu lange, und zu gefährdet unterwegs gewesen.
Als Lösungsweg begann im Herbst 1961 der Aufbau des Systems „Prepositioning Overseas Material Configured to Unit Sets“, kurz POMCUS. Die Übersetzung ins Deutsche zeigt die Aufgabenstellung: Vorauspositionierung von Material in nach Einheiten zusammengestellten Sätzen.
In den POMCUS-Depots wurde nahezu alles eingelagert, was die Verstärkungstruppen benötigten. Von Radfahrzeugen über Pioniergerät bis hin zu schweren Kampfpanzern ist das strukturell vorgesehene Equipment vorgehalten worden. Auch Zelte, Generatoren und Verpflegung standen bereit. Dazu kamen große Munitionsdepots, die den ersten Bedarf dieser Verstärkungstruppen abdeckten.
In der Anfangszeit war es noch üblich, das Gerät auf Freilagerplätzen abzustellen. Im Laufe der Jahre wurden Lagerhäuser errichtet. Darin ist die Luftfeuchtigkeit reduziert worden, um Korrosion zu verhindern. Die Starter-Batterien wurden aus den Fahrzeugen ausgebaut und in separaten Anlagen startklar gehalten. In den Depots gab es Werkstätten, in denen das Material gewartet und bei Bedarf, insbesondere nach Übungen, instand gesetzt werden konnte.
Für die Verstärkungstruppen galt die Anforderung M+10. Das bedeutete, zehn Tage nach ihrer Mobilisierung in den USA sollten die Verbände in Europa bereit zum Einsatz stehen. Es gelang tatsächlich, das eingelagerte Gerät über einen teilweise jahrelangen Stillstand auf einem sehr hohen Bereitschaftsstand zu halten. Zahlen vom Depot Brunssum aus dem REFORGER-Manöver 1987 belegen, daß lediglich 0,2% der abgestellten Fahrzeuge nicht einsatzbereit waren. Der Rest konnte problemlos am Manöver teilnehmen.
Je Depot waren mehrere tausend Fahrzeuge abgestellt. Gleichartiges Gerät stand den Truppen auch in ihrer Heimat in den USA für die aktive Nutzung zur Verfügung. Aus diesen Zahlen läßt sich der immense Materialbestand der US Army erahnen. Die über die meiste Zeit ungenutzte Ausrüstung stellte auch finanziell einen enormen Wert dar.
Das militärische Personal für die Verwaltung der Depots stellte Anfangs die 7th Army Armored Maintenance Group. 1964 wurde umorganisiert, die Nachfolgerin trug ab 1970 die Bezeichnung Combat Equipment Group Europe (CEGE). Soldaten stellten nur den kleineren Teil der Kräfte vor Ort. Die Masse waren Zivilangestellte, angeworben hauptsächlich aus den um die Depots liegenden Gemeinden.

Anfang der 1960er Jahre lautete die Formel für die eingelagerten Truppen „two-plus-ten“, das stand für zwei Divisionen plus zehn weitere Unterstützungsverbände. Als erstes ist das Gerät für die 2nd Armored Division und die 4th Infantry Division in Süddeutschland bereitgestellt worden. Ende der 1960er Jahre wurde Ausrüstung für die 1st Infantry Division in Deutschland eingelagert.
Bislang lag das Hauptaugenmerk der USA auf der NATO-Armeegruppe CENTAG, die in Hessen und Bayern ihr Operationsgebiet hatte. In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen oblag die Verteidigung der Armeegruppe NORTHAG, für welche Briten, Niederländer, Belgier und Deutsche je ein Korps stellten. Mitte der 1970er Jahre beschloß die US-Regierung, zur Verstärkung der NORTHAG ein komplettes Korps bereitzustellen. Die Norddeutsche Tiefebene galt als besonders gefährdet für schnelle Panzervorstöße des Warschauer Paktes. Weiteres über die NORTHAG ist auf der Seite Landstreitkräfte in Niedersachsen zu finden.

1978 wurde als personell und materiell ständig präsenter Verband die 3rd Brigade der 2nd Armored Division in einer neu errichteten Kaserne in Garlstedt bei Bremen stationiert. Diese Brigade trug fortan die Bezeichnung 2nd Armored Division (Forward). Sie war die Vorhut der Division, letztlich des gesamten IIIrd US Corps aus Fort Hood, Texas.
Das Gerät der weiteren Brigaden und Unterstützungseinheiten der Division wurde ab Anfang der 1980er Jahre in Depots in Nordrhein-Westfalen eingelagert. Es handelte sich dabei um die POMCUS-Sites Herongen und Mönchengladbach. Ein zugehöriges großes Munitionsdepot lag in Twisteden.
Für die Einlagerung zweier weiterer Divisionen des IIIrd US Corps sind in den Niederlanden und Belgien bis 1985 neue Depots errichtet worden. Die Standorte waren Ter Apel, Coevorden, Vriezenveen, Brunssum und Eygelshoven in den Niederlanden, sowie Grobbendonk und Zutendaal in Belgien.
Die Einlagerung der Großverbände schlüsselt sich auf - die Belegung für Brunssum und Eygelshoven ist dabei unsicher:

  • POMCUS-Set 4 mit den Depots South Park in Mönchengladbach und Herongen, sowie dem Munitionsdepot Twisteden für:
    • 2nd Armored Division - Fort Hood, Texas
    • 3rd Armored Cavalry Regiment - Fort Bliss, Texas
    • 212th Field Artillery Brigade - Fort Sill, Oklahoma
       
  • POMCUS-Set 5 mit den Depots Grobbendonk (BE), Zutendaal (BE), Brunssum (NL) und Eygelshoven (NL), sowie dem Munitionsdepot Zutendaal (BE) für:
    • 1st Cavalry Division - Fort Hood, Texas
       
  • POMCUS-Set 6 mit den Depots Ter Apel (NL), Coevorden (NL) und Vriezenveen (NL) sowie dem Munitionsdepot Coevorden (NL) für:
    • 5th Infantry Division (Mech) - Fort Polk, Louisiana

Jeder Division unterstand als vierte Brigade eine Aviation Brigade mit Kampf- Aufklärungs- und Transporthubschraubern. Die Maschinen waren nicht in POMCUS-Depots eingelagert. Es gab diesbezüglich Planungen, wegen der besonderen Anforderungen an die Konservierung von Luftfahrzeugen ergaben sich jedoch Probleme. Davon abgesehen hätte die Infrastruktur der meisten Lager nicht für diese Aufgabe gepasst. Von den oben genannten hatte lediglich das Objekt im belgischen Zutendaal direkte Anbindung an einem Militärflugplatz.

Regelmäßig führte die US Army Manöver durch, bei denen der Lufttransport der Mannschaften und die Übernahme des Gerätes in den POMCUS-Depots geübt werden konnten. Bereits im Januar 1962 fand mit „Long Thrust II“ eine erste Übung statt. 1969 begann die bekannte Manöverserie REFORGER. Die Abkürzung steht für Return of Forces to Germany. Sie ist bis zum Ende des Kalten Krieges bis auf sehr wenige Ausnahmen in jedem Jahr durchgeführt worden. Letztlich aus dem späten Engagement der USA in der NORTHAG resultierend, gab es in Norddeutschland nur noch zwei dieser Manöver: 1987 Übung Certain Strike und 1991 Übung Certain Shield.

Schon bald nach Ende des Kalten Krieges zogen die USA erste Verbände aus Deutschland ab. Die POMCUS-Depots blieben jedoch zum Teil noch für mehrere Jahre in Betrieb. Ab den frühen 1990er Jahren befand sich die US Army mehrfach in verschiedenartigen Kampfeinsätzen. 1990/91 im zweiten Golfkrieg, später zur Befriedung des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien. 2003 folgte der dritte Golfkrieg. Mit Ihrer Lage in Zentraleuropa waren die POMCUS-Sites erheblich näher an diesen Einsatzgebieten. Diverses Gerät wurde während der Konflikte in den Depots mobilisiert, aufgearbeitet und bereitgestellt.

Inzwischen hat die US Army die Nutzung der Liegenschaften in den Niederlanden, sowie Belgien und Norddeutschland vollständig beendet. Einige Objekte sind ganz oder teilweise einer zivilen Nutzung zugeführt worden. An anderen Standorten hat das jeweilige Militär die recht modernen Anlagen für ihren eigenen Bedarf übernommen. So dient heute die ehemalige POMCUS-Site Coevorden der Niederländischen Landmacht als Depot, in dem zum Beispiel Fahrzeuge nach dem Afghanistan-Einsatz wieder aufgearbeitet wurden.

 Zustand: 
Die weiterhin militärisch genutzten früheren POMCUS-Depots sind weitgehend im Originalzustand erhalten. Bei ziviler Nutzung haben sich zwangsläufig einige Veränderungen für neue Zwecke ergeben.

 Zugang: 
Die meisten Anlagen dürfen nicht betreten werden. Es ist aber von außen Aufbau und Umfang dieser Depots teilweise gut nachvollziehbar.
Fotos:

Ter Apel
Blick auf die POMCUS-Site Ter Apel von der früheren Hauptzufahrt.

Lagerhaus
Ein standardisiertes Lagerhaus mit rund 3.700 m² Lagerfläche.

Aluminium-Bauweise
Die Aluminium-Bauweise der Lagerhäuser sollte auch einen Schutz gegen Elektromagnetische Impulse (EMP) bieten.


Fotos aus der Nutzungszeit:

Einweisen
Sammeln und Einweisen von eingeflogenen Mannschaften während eines REFORGER-Manövers.

Zivilbeschäftigte
Die örtlichen Zivilbeschäftigten arbeiten Hand in Hand mit den Manöver-Truppen.

Radfahrzeuge
Eingelagerte Radfahrzeuge.

Panzer
Zahlreiche Panzer fanden ihren Platz in den Lagerhäusern.

Abrams
Ein Kampfpanzer M1 Abrams rollt aus einem Lagerhaus.

Bradley
Schützenpanzer M2 Bradley startet ins Manöver.

Die Standorte der 5th Infantry Division (Mech) in niederländischen POMCUS-Depots.
Die Namen der Orte erscheinen, wenn man mit dem Mauszeiger darauf weist.

Karte Ter Apel Coevorden Vriezenveen Coevorden


Ter Apel
Früheres Haupttor.
POMCUS-Site Ter Apel
20 Lagerhäuser
Befüllt 1985, freigezogen 1995

Heute Nutzung für verschiedene zivile Zwecke.

Google-Maps:
POMCUS-Site Ter Apel

Coevorden
Zivil genutztes Lagerhaus.
POMCUS-Site Coevorden
13 Lagerhäuser
Befüllt 1986, freigezogen 1999

Heute Teilbereiche in gewerblicher Nutzung. Restliche Liegenschaft durch die Niederländische Armee weiterhin in militärischer Nutzung.

Google-Maps:
POMCUS-Site Coevorden

UBL-Area Coevorden
Unit Basic Load-Area - Munitionsdepot
82 Munitionslagerhäuser
Befüllt 1986, freigezogen 2000

Heute weiterhin in militärischer Nutzung durch die Niederländische Armee.

Google-Maps:
UBL-Area Coevorden

Vriezenveen
Haupttor.
POMCUS-Site Vriezenveen
17 Lagerhäuser
Befüllt 1985, freigezogen 2004

Heute weiterhin in militärischer Nutzung durch die Niederländische Armee.

Google-Maps:
POMCUS-Site Vriezenveen

Quellenangabe:
- Congress of the United States: Strengthening NATO: Pomcus and other Approaches
- Congressional Budget Office: Equipping the Total Army and POMCUS Sets 5 and 6
- Walter Elkins: https://www.usarmygermany.com/units/21st%20SUPCOM/USAREUR_CEGE.htm
- US Department of Defense: https://www.defense.gov
- Pat Callahan: NATO ORDER OF BATTLE 1989, V8.5
 
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