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Rubrik: Luftschutz Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Luftschutz in Bremen - Krankenhausbunker
 Bis 1945: 
Grundsätzliches über den Luftschutz in Bremen ist auf der Themenseite zu lesen.

Als 1940 im Rahmen des „Sofortprogramms“ mit dem Bau von zahlreichen öffentlichen Luftschutzbunkern begonnen wurde, lief gleichzeitig bei verschiedenen Kliniken die Errichtung von „bombensicheren“ Krankenhausbunkern an. Die NS-Regierung wollte damit dem „Volksempfinden“ folgen und, zumindest nach außen hin, eine gute Versorgung von Kranken und Verwundeten demonstrieren. In der Praxis hingegen brachten die Kriegsumstände etliche Engpässe bei der Versorgung von Kliniken mit Instrumenten, Verbandsmaterial und Medikamenten.

In Bremen sollten acht Krankenhausbunker gebaut werden. Die Errichtung von vier war nachzuweisen, einen weiteren Bau hatte man bereits frühzeitig wieder aufgegeben. Die zwei Krankenhausbunker in Bremen-Nord, sowie der Bunker beim Rotes Kreuz-Krankenhaus in der Neustadt blieben im Planungsstadium hängen.

Das größte Bremer Krankenhaus an der St.-Jürgen-Straße nutzte zwei eigene Bunker auf dem Klinikgelände. Zusätzlich hat man auch den Bunker Humboldstraße für die Patientenpflege herangezogen, er war schnell auf der gegenüberliegenden Seite der St.-Jürgen-Straße erreichbar. Ein dritter Bunker auf dem Krankenhausgelände sollte ab 1944 neben der Kinderklinik entstehen. Das Vorhaben wurde jedoch nach dem Fertigen des Fundamentes eingestellt.
Außerdem erhielten das St. Josephstift in Schwachhausen und das Diakonissenhaus am Rande des Hafengebietes je einen großen Luftschutzbunker.

Innerhalb der Krankenhausbunker sollte der Klinikbetrieb auch während der Luftalarme und Bombardierungen fortgeführt werden können. Im Idealfall war eine unmittelbare Verbindung zwischen Klinikgebäude und Bunker vorhanden. Deutlich wird dies am Operationsbunker der Frauenklinik, er ist unmittelbar an die Klinik angebaut. Auf allen Ebenen führen Schleusen in den Bunker. So konnten auch bettlägerige Patienten schnell in Sicherheit gebracht werden.
Die OP-Bunker sollten im Allgemeinen über zwei Operationssäle verfügen. Dazu kamen Vorbereitungszimmer sowie Ruheräume für frisch Operierte. Bereiche wie Röntgenraum und Sterilisationsraum waren ebenfalls vorhanden. Für die Patienten gab es die nötigen Krankensäle und Krankenzimmer. Außerdem waren Maschinen- und Wirtschaftsräume erforderlich. Schließlich gab es auch den sogenannten Exitus-Raum für Verstorbene.

 Ab 1945: 
Durch die Bombardierungen während des II. Weltkrieges sind auch die regulären Bauten der Krankenhäuser in Mitleidenschaft gezogen worden. Um der dadurch entstandenen Raumnot zu begegnen, wurden die beiden Bunker auf dem Gelände des Zentralkrankenhauses entfestigt. Durch Einbringen von Fensteröffnungen konnten die Räumlichkeiten für eine fortlaufende Nutzung durch die Klinik hergerichtet werden.
Während des Kalten Krieges war eine erneute Verwendung dieser bremischen Luftschutzbunker als Krankenhäuser nicht mehr vorgesehen. So hat man die meisten der Bauwerke für reguläre Zivilschutzzwecke hergerichtet. Selbst der vorher entfestigte Bunker der Chirurgischen Klinik wurde bei diesen Baumaßnahmen wieder massiv befestigt. Die nachträglich verschlossenen Öffnungen sind heute noch gut zu erkennen.

Jahre nach Ende des Kalten Krieges begann die schrittweise Aufhebung der Zivilschutzbindung der Luftschutzbunker. Der Bunker am St. Josephstift sollte nun eine völlig andere Aufgabe bekommen. Da auf dem Klinikgelände wenig Platz vorhanden ist und Bedarf an einem moderneren Wirtschaftsgebäude aufkam, erfolgte im Jahre 2001 der Umbau des ehemaligen Krankenhausbunkers zur Wirtschaftszentrale des St. Josephstifts - nachzulesen auf dieser Seite.
2011 begannen auf dem Gelände des Zentralkrankenhauses an der St.-Jürgen-Straße die Bauarbeiten zur grundlegenden Umgestaltung der gesamten Klinik. Im Sommer des Jahres erfolge dabei der Abriß des Bunkers der früheren Frauenklinik. Für die weitere Umwandlung der Fläche wurde schließlich im Sommer 2022 auch der Bunker der früheren Chirurgie abgerissen.

 Erläuterung der Tabelle: 
Die unten aufgeführte Tabelle enthält alle Krankenhausbunker in der Stadt Bremen.

  • Spalte „Nr.“: Enthält alle derzeit ermittelten offiziellen Kennungen der Bauten aus Zeiten des II. Weltkrieges. Das Kürzel BK steht für „Krankenhausbunker“.
  • Spalte „Straße / Standort“: Die Straßennamen sind nach heutigem Stand angegeben - die Bezeichnungen lauteten früher in einigen Fällen anders.
  • Spalte „Bunkertyp“: HB = Hochbunker, RB = Rundbunker.
    Die Angabe der Platzzahl bezieht sich auf die regulär eingeplanten Werte. Bei Luftalarm kam es häufig zu einer starken Überbelegung.

 Weiterführendes: 
Ein Link auf das Angebot von Google Maps, um die folgenden Straßenangaben nachvollziehen zu können:
Google Maps

Fotos:

St. Josephstift
Der Krankenhausbunker des St. Josephstifts beim Beginn des Umbaus zum Wirtschaftsgebäude.

Diakonissenhaus
Der Bunker des früheren Diakonissenhauses weist gegenüber später errichteter Bunker einige Gestaltungselemente auf, sie erwecken den Eindruck einer Trutzburg.

Frauenklinik
Der Bunker der Frauenklinik des Zentralkrankenhauses wurde unmittelbar an das Gebäude angesetzt.

Chirurgische Klinik
Bei der Chirurgischen Klinik mußten mit diesem Verbindungsbau einige Meter überbrückt werden.

Früherer Fensterdurchbruch
Hier ist erkennbar, wo und wie ein früherer Fensterdurchbruch wieder verschossen wurde. Der Bunker ist seinerzeit für Zivilschutzzwecke hergerichtet worden.

Fensterdurchbrüche
Beim Bunker der Frauenklinik waren bis zu seinem Ende mehrere Fensterdurchbrüche zu sehen.

Fahrstuhl
Üblich für die Operationsbunker ist ein Fahrstuhl, hier dessen geöffneten Türen gleich neben dem Treppenhaus.

Abriß
Das Ende - der Abriß des Bunkers der Frauenklinik im Sommer 2011.
Nr. Foto Straße / Standort Bunkertyp Heute
Stadtteil Neustadt
BK5 nur geplant Leinestraße - Rotes Kreuz-Krankenhaus RB, 10 Geschosse nur geplant
Stadtteil Östliche Vorstadt
BK1 Chirurgische Klinik St.-Jürgen-Straße - Zentralkrankenhaus, Chirurgische Klinik HB, 4 Geschosse, 280 Plätze abgerissen
BK2 Frauenklinik St.-Jürgen-Straße - Zentralkrankenhaus, Frauenklinik HB, 4 Geschosse, 359 Plätze abgerissen
BK3 Kinderklinik, ehem. Standort St.-Jürgen-Straße - Zentralkrankenhaus, Kinderklinik HB nach Fundament Bau eingestellt
Stadtteil Schwachhausen
BK4 St. Josephstift Schubertstraße - Krankenhaus St. Josephstift HB, 4 Geschosse Wirtschafts-gebäude
Stadtteil Walle
BK6 Diakonissenhaus Hans-Böckler-Straße - ehem. Diakonissenhaus HB, 8 Geschosse, 300 Plätze vorhanden
Stadtteil Vegesack
BK7 nur geplant Gerhard-Rohlfs-Straße - ehem. Hartmannstift
HB, 2 Geschosse nur geplant
BK9 nur geplant Kuhstraße - Zentralkrankenhaus Bremen-Nord
HB nur geplant
 
Quellenangabe:
- Michael Foedrowitz: Bunkerwelten
- Gerd Dammann: Vom Hospital zum Gesundheitszentrum
- Staatsarchiv Bremen
 
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