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Rubrik: Luftschutz Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Luftschutz in Bremen - Verwaltung, Werkluftschutz, Eisenbahn
 Bis 1945: 
Grundsätzliches über den Luftschutz in Bremen ist auf der Themenseite zu finden.

Auf dieser Seite werden Luftschutzanlagen vorgestellt, die von den Teilen der Stadtverwaltung, von Industriebetrieben und vom Verkehrswesen errichtet worden sind. Die Datenlage ist hier schwächer, als in den anderen Kategorien. Insbesondere die Zuordnung von Objekten zu deren Betreibern ist nicht immer gesichert. In den letzten Jahren haben sich durch neue Erkenntnisse einige Anpassungen ergeben.

Unter dem Sammelbegriff Verwaltung werden unterschiedlichste Stellen abgehandelt.
Eine der wichtigsten Komponenten ist die Feuerwehr. Zu Zeiten des II. Weltkrieges trug die hauptberufliche Feuerwehr die Bezeichnung Feuerschutzpolizei. Sie verfügte im Stadtgebiet verteilt über sieben Feuerwachen. Ergänzend gab es freiwillige Feuerwehren. Außerdem standen für die Brandbekämpfung Luftschutz- und Werkschutzeinheiten bereit. Eigene Bunker konnten bislang nur für vier Wachen der Feuerschutzpolizei ermittelt werden. In den Unterlagen sind zusätzlich genannt: 115 geschützte Beobachtungsstände für Einsatztrupps der Feuerwehr und weiterer Hilfsdienste für je 5-15 Personen, sowie zahlreiche Einmann-Splitterschutzzellen.
In den Bereichen, die heute als kritische Infrastruktur bezeichnet werden, waren weitere eigene Bunker zu finden. So im Hafen für die dortige Fernsprechzentrale des Hafenbauamtes und beim Flughafen. Das Wasserwerk auf dem Stadtwerder zwischen Weser und kleiner Weser deckte seinerzeit einen großen Teil der Wasserversorgung der Stadt Bremen ab. Im Untergeschoß des Wasserturms fügte man nachträglich einen kleinen Bunker ein.
Ungewöhnlich ist ein Befehlsbunker der Organisation Todt (OT) am Osterdeich. Die staatliche OT führte größere Bauprojekte durch, die als kriegswichtig bezeichnet wurden.

Industriebetriebe gehörten zu den bevorzugten Angriffszielen der Alliierten und sind dementsprechend häufig bombardiert worden. Abgesehen davon hatte die Industrie durch Luftalarme immer wieder Produktionsausfälle zu beklagen - auch dann, wenn der eigene Betrieb gar nicht bombardiert wurde. Die Belegschaft verließ bei Alarm natürlich den Arbeitsplatz um geschützte Räume aufzusuchen. Gleichzeitig führte der Druck des Krieges zu dem Zwang, eine besonders hohe Produktivität zu erreichen. Im Klartext bedeutete das, die Kräfte sollten möglichst viel und lange arbeiten.
Diese Umstände führten dazu, innerhalb der Werke eigene Luftschutzanlagen für die Arbeitskräfte zu errichten. So wollte man erreichen, daß die Arbeiter lange in der Produktion verbleiben konnten, um dann gewissermaßen erst „in letzter Minute“ die Bunker aufzusuchen.
In Bremen wurden in verschiedenen Betrieben eigene Luftschutzbunker errichtet. Die Mehrzahl waren dabei leichtere Bauten, die lediglich einen Splitterschutz boten. Es entstanden aber auch einige „bombensichere“ Bunker und Luftschutzstollen. Die unten aufgeführte Liste zeigt die wichtigsten dieser Bauwerke.
Interessant ist bei den Anlagen die Vielfalt der Bautypen. Man kann in der Tabelle erkennen, daß die Focke-Wulf Flugzeugwerke die markanten Luftschutztürme der Bauart Winkel bevorzugten. „Weser“-Flugzeugbau setzte dagegen auf einen einzelnen recht großen Hochbunker beim Hauptwerk im Industriehafen. Auf dem Gelände der Werft „Bremer Vulkan“ wurde neben zwei Hochbunkern ein Stollen-System in den Hang getrieben, eine in Bremen-Nord gängige Bauweise für Luftschutz-Anlagen.

Eisenbahnen waren eines der vorrangigen Ziele bei Bombardierungen. Dementsprechend ist es für die Reichsbahn und andere Eisenbahn-Unternehmen sehr wichtig gewesen, eigene Bauten für den Luftschutz auf ihren meist sehr weitläufigen Anlage zu errichten.
In der Frühzeit des Krieges entstanden diverse Objekte, die meist nur einen geringen Schutz gegen Splitter boten. Teilweise waren sie nur mit Backsteinen gemauert. Da dieses keinesfalls ausreichte, wurden später größere Bunker gebaut, bis hin zu einigermaßen bombensicheren Bauten. Damit auf den Fahrzeugen wartendes Lokomotiv-Personal sich schnell in einen gewissen Schutz begeben konnte, stellten die Eisenbahnen viele Einmann-Splitterschutzzellen auf. Diese standen oft in der Nähe von Ausfahrtsignalen und weitab anderer Schutzbauten.

Alle zuvor genannten Baumaßnahmen sind keinesfalls ausreichend gewesen. Im Januar 1945 waren in den relevanten bremischen Betrieben 67.000 Arbeiter beschäftigt. Ihnen standen aber nur 18.000 „bombensichere“ Schutzplätze zur Verfügung.
Die Masse der Kräfte in fast allen Unternehmen bestand zu der Zeit längst aus Fremd- und Zwangsarbeitern. Die Nazis erteilten auch die Genehmigungen zum Aufsuchen von Schutzräumen entsprechend ihrer Rassenideologie. Fremdarbeiter aus westlichen Ländern durften in die Bunker, meistens aber getrennt von deutschen Arbeitskräften. Fremdarbeiter aus östlichen Ländern ließ man bestenfalls in schwächer geschützte Luftschutzbauten. Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen aus östlichen Ländern blieb der Zugang komplett verwehrt!
Dagegen konnten zum Teil auch Zivilisten aus der Umgebung in den Bunkern Schutz finden. Von den vier Luftschutztürmen des Hauptwerkes von Focke-Wulf am Bremer Flughafen befanden sich zwei an der Hünefeldstraße außerhalb des Werkgeländes. Zumindest einer davon war auch für nicht-Werksangehörige freigegeben.

Auf der Seite Anmerkungen werden einzelne ausgewählte Bunker näher betrachtet.

 Ab 1945: 
Grundsätzlich galt für alle zuvor genannten Bunker die gleiche Vorgabe, wie für die öffentlichen Luftschutzbunker: Die Alliierten hatten vorgesehen, daß sie abgerissen werden müssen. In einigen Industriebetrieben ist das auch durchgeführt worden. Die zwei Luftschutztürme vor und die zwei auf dem Werksgelände von Focke-Wulf am Flughafen hatte man schon kurz nach dem Krieg gesprengt.
Dagegen ist die Mehrzahl der Bunker erst deutlich später abgerissen worden. Sie standen im Besitz der Einrichtungen und Werke. Bei den Zivilschutz-Planungen des Kalten Krieges hatte man keinen dieser Bauten berücksichtigt. Dementsprechend konnten die jeweiligen Eigentümer frei über den Verbleib der Objekte entscheiden. Oftmals sorgten Planungen für Umbauten und Erweiterungen auf weiterhin genutzten Betriebsflächen dafür, daß sie weichen mußten. So wurden bis in die Gegenwart immer wieder Bauwerke aus der unteren Tabelle abgerissen. Erst im Jahr 2021 hatte man den Schutzbunker an der Windhukstraße beseitigt.

 Erläuterung der Tabelle: 
Die unten aufgeführte Tabelle enthält die bekannten Bunker dieser Kategorie innerhalb der Stadtgrenze von Bremen.

  • Spalte „Nr.“: Hier werden die wenigen bekannten offiziellen Bezeichnungen der Bunker angegeben. Die Kürzel bedeuten:
    BF = Bunker Feuerwehr
    BH = Bunker Hafen
    BR = Bunker Reichsbahn
    BW = Bunker Werkluftschutz
  • Spalte „Straße / Standort“: In einigen Angaben sind Links eingebunden, die zu weiteren Informationen auf der Seite „Anmerkungen“ führen.
  • Spalte „Bunkertyp“: HB = Hochbunker, RB = Rundbunker, TB = Tiefbunker, LS-Turm = Luftschutzturm.
    Die Angabe der Platzzahl bezieht sich auf die regulär eingeplanten Werte. In der Praxis wurden die Anlagen oft um das Drei- bis Fünffache überbelegt!

 Weiterführendes: 
Ein Link auf das Angebot von Google Maps, um die folgenden Straßenangaben nachvollziehen zu können:
Google Maps

Fotos:

Pfalzburger Straße
Tür zum Winkel-Turm an der Pfalzburger Straße.

Weserflug-Bunker
Der Weserflug-Bunker hatte an seiner Nordseite ein markantes Treppenhaus, welches auch einen Zugang zum Dach einschloß.

Bremer Vulkan
Dieser Hochunker des „Bremer Vulkan“ weist mehrere Erker auf.

Stephanikirchenweide
Blick in den kleinen Dombunker an der Stephanikirchenweide.

Fabrikenufer
Im Holzhafen liegt diese Splitterschutzzelle, deren Dach zerstört ist.

Eisenbahnstecke
Zugang zu einem Luftschutz-Tunnel der Reichsbahn.

Ausbesserungswerk
Sehr grob ausgeführte Entfestigungen im Ausbesserungswerk Sebaldsbrück.

LS-Bunker - Eingang 2
AW Sebaldsbrück - „LS-Bunker - Eingang 2“.

Nicht stehen bleiben, weitergehen!
AW Sebaldsbrück - „Nicht stehen bleiben, weitergehen!“.

Röhrenbunker
Der Röhrenbunker im AW Bremen war über Jahrzehnte aufgrund dichtem Bewuchs kaum erkennbar.

Nr. Foto Stadtteil Straße / Standort Bunkertyp Heute
Verwaltung, Versorgung, Organisationen
Feuerwehr
BF7   Gröpelingen Gröpelinger Heerstraße, ehem. Feuerwache 7 Feuerwehr-Bunker abgerissen
BF6   Hemelingen Fährstraße, ehem. Feuerwache 6 Feuerwehr-Bunker abgerissen
BF3 Auf der Kuhlen Östliche Vorstadt Auf der Kuhlen, ehem. Feuerwache 3 Feuerwehr-Bunker überbaut
BF5 Holzhafen Walle Am Holzhafen, ehem. Feuerwache 5 Feuerwehr-Bunker abgerissen
Hafen
BH1   Walle Fernsprechzentrale Hafenbauamt HB, 5 Geschosse Standort unbekannt, abgerissen
Flughafen
  Flughafenallee Neustadt Flughafenallee HB, 2 Geschosse abgerissen
Versorgung
  Werderstraße Neustadt Werderstraße - Wasserwerk nachträglich eingefügter Bunker vorhanden
Organisation Todt
  Osterdeich Östliche Vorstadt Osterdeich / Georg-Bitter-Straße (alt: Am Botanischen Garten) Befehlsbunker OT abgerissen
Fahrzeugbau
Fa. Carl Borgward
BW9   Hemelingen Hastedter Osterdeich HB, 250 Plätze abgerissen
Flugzeugbau
Focke-Wulf
BW2   Neustadt Hünefeldstraße LS-Turm abgerissen
BW3   Neustadt Hünefeldstraße LS-Turm abgerissen
    Neustadt Hünefeldstraße LS-Turm abgerissen
    Neustadt Hünefeldstraße LS-Turm abgerissen
  Pfalzburger Straße Hemelingen Pfalzburger Straße LS-Turm Winkel, 500 Plätze vorhanden
  Pfalzburger Straße Hemelingen Pfalzburger Straße LS-Turm Winkel, 500 Plätze abgerissen
    Hemelingen Pfalzburger Straße LS-Turm Winkel, 500 Plätze abgerissen
Weser Flugzeugbau (Weserflug)
BW4 Otavistraße Häfen Otavistraße HB, 4 Geschosse abgerissen
Fa. Th. Klatte
BW7 Zum Huchtinger Bahnhof Huchting Zum Huchtinger Bahnhof HB, 2 Geschosse vorhanden
Schiffbau
Werft „A.G. Weser“ (Deschimag)
    Häfen Use Akschen HB abgerissen
    Häfen Use Akschen Schutzbunker, halb erdversenkt abgerissen
    Häfen Kap-Horn-Straße HB abgerissen
    Häfen Kap-Horn-Straße LS-Turm Winkel, 500 Plätze abgerissen
    Häfen Louis-Krages-Straße LS-Turm Winkel, 500 Plätze abgerissen
Werft „Bremer Vulkan“
  Am Werfttor Vegesack Am Werfttor HB, 4 Geschosse Veranstaltungs-
zentrum
  Am Werfttor Vegesack Am Werfttor Hangstollen vorhanden
  Lindenstraße Vegesack Lindenstraße HB, 3 Geschosse vorhanden
Werft „Atlas Werke AG“
  Stephanikirchenweide Walle Stephanikirchenweide HB, 5 Geschosse vorhanden
sonstige Werke
Deutsche Kohlenhandelsgesellschaft - Kohle-Umschlag
  Windhukstraße Häfen Windhukstraße Schutzbunker, halb erdversenkt abgerissen
Petroleum-Raffinerie, vormals August Korff AG - Raffinerie
  Stephanikirchenweide Walle Stephanikirchenweide kleiner Dombunker vorhanden
Deutsche Vacuum Oel AG - Raffinerie
BW1 Hüttenstraße Häfen Hüttenstraße HB, 4 Geschosse entfestigt
Francke Werke - Maschinenbau
BW6 Richard-Dunkel-Straße Neustadt Richard-Dunkel-Straße HB, 5 Geschosse abgerissen
Bremer Woll-Kämmerei AG - Woll-Verarbeitung
  Landrat-Christians-Straße Blumenthal Landrat-Christians-Straße nachträglich eingefügter Bunker vorhanden
Bremer Stuhlrohr-Fabrik Menck, Schultze & Co
  Admiralstraße Findorff Admiralstraße Luftschutzraum vorhanden
Tischlerei Ostertor
  Köpkenstraße Östliche Vorstadt Köpkenstraße Luftschutzraum vorhanden
unbekannt
  Fabrikenufer Walle Fabrikenufer Einmann-Splitterschutzzelle abgelegt, beschädigt
  Waller Heerstraße Walle Waller Heerstraße Luftschutzraum vorhanden
Eisenbahn
Reichsbahn
    Mitte Bahnhofsplatz - Hauptbahnhof, Bahnsteig Gleis 1, Westseite TB Status unbekannt
    Mitte Theodor-Heuss-Allee - Hauptbahnhof, Betriebswerk HB, 2 Geschosse abgerissen
  Theodor-Heuss-Allee Mitte Theodor-Heuss-Allee - Hauptbahnhof, Betriebswerk LS-Turm vorhanden
BR3   Mitte Friedrich-Rauers-Straße - Hauptbahnhof, Güterabfertigung LS-Turm abgerissen
  Waller Straße Walle Waller Straße - Rangierbahnhof HB, 2 Geschosse vorhanden
  Mählandsweg Gröpelingen Mählandsweg - Rangierbahnhof Splitterschutz vorhanden
  Mählandsweg Gröpelingen Mählandsweg - Rangierbahnhof HB, 6 Geschosse „Kletterbunker“
  Mählandsweg Gröpelingen Mählandsweg - Rangierbahnhof HB, 2 Geschosse vorhanden
  Schwarzer Weg Gröpelingen Schwarzer Weg - Rangierbahnhof Unterstand vorhanden
  Schwarzer Weg Gröpelingen Schwarzer Weg - Rangierbahnhof Bunker Lok-Leitung vorhanden
  Feldweg Gröpelingen Feldweg - Rangierbahnhof HB, 2 Geschosse vorhanden
  Beim Neustadtsgüterbahnhof Neustadt Beim Neustadtsgüterbahnhof - Güterabfertigung Bremen-Neustadt Unterstand, erdversenkt abgerissen
  Eisenbahnstecke Hemelingen Eisenbahnstrecke Bremen Hauptbahnhof - Abzweig Hastedt Luftschutz-Tunnel vorhanden
  Saarburger Straße Hemelingen Saarburger Straße - Ausbesserungswerk HB, 2 Geschosse entfestigt
  Saarburger Straße Hemelingen Saarburger Straße - Ausbesserungswerk Röhrenbunker abgerissen
Farge-Vegesacker Eisenbahn
  Pötjerweg Blumenthal Pötjerweg - Betriebswerk Einmann-Splitterschutzzelle vorhanden
  Betonstraße Blumenthal Betonstraße - Bahnhof Farge-Ost Einmann-Splitterschutzzelle vorhanden
 
Quellenangabe:
- Michael Foedrowitz: Bunkerwelten
- Michael Foedrowitz: Luftschutztürme und ihre Bauarten 1934-1945
- Michael Foedrowitz: Die Luftschutztürme der Bauart Winkel in Deutschland
- Butterwegge u.a.: Bremen - Friedenshauptstadt oder Rüstungszentrum?
- Reinhold Thiel: Focke-Wulf Flugzeugbau
- Staatsarchiv Bremen
- Archiv Peter Kurze
- N. Enßle
- H. Massmann
- Tischlerei-Museum Bremen
 
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