Bis
1945:
Grundsätzliches über die Ofen-Anlagen läßt sich auf der Seite „Ofen
I & II, Bögerhof“ nachlesen.
Nach der Kleindestillationsanlage im Extertal beim Bögerhof folgte als zweites
die Doppelanlage Ofen III & IV im Glenetal, gut 1 km südwestlich der Ortschaft Brunkensen. Hier bot die
Natur einen ausgezeichneten Schutz für das Werk. Beiderseits des Tales
steigen die Höhen steil an, zudem ist das Gebiet dicht bewaldet. Ein
Steinbruch am Duinger Berg konnte die eigentlichen Destillationsanlagen
aufnehmen. Der Bereich wurde mit Tarnnetzen abgehängt, dadurch war aus
der Luft eine Lokalisierung kaum möglich.
Kernstück der Anlage waren zwei Röhrenöfen, in denen aus Rohöl Kraftstoffe
destilliert werden konnten. Neben diesen Geräten wurden im Steinbruch
ein Kesselhaus, Werkstattgebäude mit Labor und eine Trafostation gebaut.
Für den Produktionsvorgang waren ferner Druckabsetzbehälter, Entleerungsgrube
und Gruben für Rückstände erforderlich.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Glene ist ein kleiner Lagerbereich
errichtet worden. Hier baute man zwei aufrecht stehende Betontanks mit
je 500 m³ Kapazität zur Zwischenlagerung des angelieferten Rohöls. Daneben
wurden sieben liegende Stahltanks je 80m³ für Fertigprodukte aufgestellt,
zwei für Benzin und fünf für Diesel. Direkt neben den Tanks entstand
ein Umschlagbahnhof mit Anschlußgleis zur Eisenbahnstrecke Voldagsen
- Delligsen. Zwischen dem Steinbruch und den Lagertanks verliefen Rohleitungen,
durch die das Öl bzw. der Kraftstoff gepumpt werden konnte. Weitere Leitungen
führten zu Abfüllpunkten an den Anschlußgleisen.
Der Betrieb wurde vermutlich im September 1944 aufgenommen. Betreiber
war die Raffinerie Deurag-Nerag aus Hannover. Auch für den Standort Brunkensen
galten die monatlichen Kapazitätsdaten, daß aus 6.000 t angeliefertem
Rohöl 700 t Benzin und 2.000 tl Diesel produziert werden konnten. Die
anfallenden 3.000 t Produktionsrückstände sind zur Herstellung von Schmiermitteln
an andere Raffinerien abgeliefert worden.
Der Betrieb lief vermutlich bis zum Kriegsende, zumindest solange Rohöl
angeliefert werden konnte.
Ab 1945:
Nach Ende des II. Weltkrieges sind die Einrichtungen der Destillationsanlage
entfernt worden. Die Abschlußdecke der beiden Betontanks wurde gesprengt.
Von 1953 bis 1965 sind sie zu völlig friedlichen Zwecken verwendet
worden, aus ihnen entstand das Freibad Brunkensen. Die Betonwände der
Behälter wurden soweit abgetragen, daß ein Tank als tieferes Schwimmerbecken
und der andere als flacheres Nichtschwimmerbecken Verwendung finden
konnte.
Der Steinbruch wurde zunächst wieder wirtschaftlich genutzt, bis der
Betrieb in den 1960er Jahre eingestellt worden ist. In den 1980er Jahren
unternahm man Anstrengungen, den Abbau wieder aufzunehmen, das Projekt
konnte jedoch nicht realisiert werden.
Zustand:
Der Steinbruch hat sein Aussehen durch die Nachkriegsnutzung verändert.
Heute findet man dort verschiedene Reste von Einrichtungen, deren Zuordnung
jedoch nicht mehr möglich ist. Dafür sind im Lagerbereich die zwei
Betontanks zu finden. Daneben sind einige weitere Einrichtungen aus
der „Ofen“-Zeit erhalten, die Bilder unten zeigen einige.
Zugang:
Die Bereiche der ehemaligen Destillationsanlage „Ofen III & IV“
ist zugänglich.
Hinweis:
Die Ortschaft Brunkensen berichtet über das ehemalige Schwimmbad:
http://www.brunkensen.de/sehenswuerdigkeiten/index.htm
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Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Fotos:
Blick in den Steinbruch. Mit Tarnnetzen abgehängt bot er guten Schutz
gegen Luftaufklärung.
Im Bereich des Steinbruchs findet man verschiedene Reste von Einrichtungen,
es läßt sich nicht zuordnen, was von der „Ofen“-Anlage stammt und was
vom Steinbruch.
Zwei Räume im Fels werden für die Lagerung der Sprengmittel gedient haben.
Eventuell sind sie im Krieg auch als Luftschutzraum genutzt worden.
Die Reste von einem der zwei Betontanks für Rohöl
Ein befestigter kleiner Schutzraum beim Lagerbereich
Hier läßt sich ein Absperrschieber der Rohrleitungen finden
Das Eisenbahn-Anschlußgleis überquerte hier den Bach Glene
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