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Rubrik: Explosivstoffproduktion Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Eibia GmbH - Abteilung Diensthop
 Bis 1945: 
Die Geschichte des Hauptwerkes in Dörverden ist auf der Seite Eibia GmbH - Anlage „Weser“ beschrieben. Eine weitere Seite stellt die Außenanlagen der Liegenschaft vor.

Die Abteilung Diensthop wurde zusammen mit dem Hauptwerk errichtet. Sie befand sich in einem Waldstück östlich des Werksgeländes, lediglich durch die Eisenbahnstrecke Bremen-Hannover von ihm abgetrennt. Die Grundfläche umfaßte gut 40 ha. Diensthop war organisatorisch in den Betrieb des Werkes eingebunden. Selbst bei der Gebäude-Numerierung wurde überwiegend das Zählsystem des Hauptwerkes fortgeführt.
Die Hauptaufgabe der Abteilung Diensthop war die Lagerung von Produkten für die Anlage „Weser“. Dafür befanden sich insgesamt 15 Häuser zur Zwischenlagerung und 5 Kistenlager auf dem Gelände. Zusätzlich sind aber auch Produktionsanlagen gebaut worden. Es gab hier zwei Gebäude mit Lang- und Zylindersieb sowie zwei Mischkammergebäude. Damit bestanden in der Abteilung zwei hintereinander arbeitende kleine Taktstraßen.
Komplettiert wurde der Betrieb durch zwei Aufenthaltsgebäude mit Luftschutzkeller. Zur Energieversorgung gab es eine Trafostation, die vom Kraftwerk des Hauptwerkes versorgt wurde. Den Wasserbedarf deckte ein eigener Brunnen.
Die 15 Zwischenlagerhäuser waren gewöhnliche Ziegelbauten mit Spitzdach. Alle anderen entsprachen dem typischen verbunkerten Baustil vergleichbarer Werke. Das heißt Stahlbeton-Skelettbauweise mit gemauerten Wänden und ein massives Beton-Flachdach, das mit einer Bepflanzung gegen Luftaufklärung getarnt wurden.

Zum Auf- und Ausbau der Abteilung Diensthop wurden vermutlich überwiegend Fremd- und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene eingesetzt. Im laufenden Betrieb wurden die Arbeiten sicherlich ebenfalls durch diese Menschen erledigt. Belegt ist, daß Erdarbeiten im Gelände von Kriegsgefangenen der Roten Armee durchgeführt werden mußten. Es war im Zwischenlager-Gebäude 385/46 ein Arbeitskommando des Stalag X C, Nienburg untergebracht. Zeitzeugen berichten, daß im Winter des Jahres 1941 die Soldaten im Lagerhaus auf dem kalten Betonfußboden liegen mußten. Durch die völlig unzureichende Versorgung und Unterbringung dieser Menschen kam es zu etlichen Todesfällen. Die Toten wurden in einem Massengrab südlich von Aufenthaltsgebäude 451/20 verscharrt.
Während des Krieges gab es keine Luftangriffe auf die Abteilung. Britische Truppen besetzten daher im April 1945 eine völlig intakte Anlage.

 Ab 1945: 
In den ersten Jahren nach dem Krieg erfolgte die Demontage und Entmilitarisierung der gesamten Eibia-Anlage Dörverden, einschließlich der Abteilung Diensthop. Bei diesen Arbeiten kam es hier am 9. Februar 1946 zu einem Explosionsunglück. Dabei wurde das Kistenlager 374/3 völlig zerstört, 9 Arbeiter fanden den Tod. Zum Abschluß der Entmilitarisierung sind die meisten Gebäude in Diensthop gesprengt bzw. abgerissen worden.
1947 wurden die Toten aus dem Massengrab exhumiert und auf einen anderen Friedhof umgebettet.

Nach Freigabe durch die Alliierten konnte das Waldgebiet wieder forstwirtschaftlich genutzt werden. Im Laufe der Jahrzehnte überwuchsen die Reste der abgerissenen Gebäude, sodaß sie heute kaum noch erkennbar sind. Die erhaltenen Häuser wurden teilweise von der Land- und Forstwirtschaft genutzt.
Nachdem die Bundeswehr auf einer Teilfläche des Hauptwerkes die Niedersachsen-Kaserne errichtet hatte, wurde in der Nordostecke der Abteilung Diensthop die Standort-Schießanlage der Garnison gebaut. Die erhaltenen Gebäude der Abteilung sind in der Folgezeit von den Bundeswehr-Verbänden öfter für Übungen benutzt worden.

Heute ist das Areal als Naherholungsgebiet ausgewiesen, Wanderwege durchziehen das Gelände.

 Zustand: 
Im Außenlager Diensthop sind sechs Gebäude erhalten, von einem weiteren ist noch das Kellergeschoß vorhanden. Am Standort der weiteren Bauwerke sind meist Betonreste zu finden. Die Reste von drei Gebäuden verschwanden unter der neu errichteten StOSchAnl Diensthop.

 Zugang: 
Das Außenlager ist von Wanderwegen durchzogen und frei begehbar.
Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Kistenlager
Das Kistenlager 374/1 zeigt die typische Bauweise mit bepflanztem Dach

Kistenlager
Weiteres erhaltenes Kistenlager

Kistenlager
Kistenlager

Zwischenlager
Durch die vergleichsweise leichte Bauweise der Zwischenlager war es kein Problem, diese abzureißen.

Bodenplatte
Daher findet man hier nur noch die Bodenplatten aus Beton.

Bodenplatte
Eine weitere Bodenplatte

Zwischenlager
Nur Zwischenlager 385/46 blieb stehen. Hier waren die sowjetischen Kriegsgefangenen untergebracht.

Mischkammergebäude
Bei den Produktionsgebäuden sind nur vom Mischkammergebäude 369/5 größere Trümmer zu finden

Aufenthaltsgebäude
Vom Aufenthaltsgebäude 451/20 ist der Keller erhalten

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Niedersächsisches Umweltministerium: Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen
- Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945 - Band 2: Niedersachsen I
- Olaf Bennefeld u.a.: Nur keine schlafenden Hunde wecken, Wettbewerbsbeitrag zum Schülerwettbewerb „Deutsche Geschichte“
- VVN Rotenburg/Verden: http://www.rotenburg-verden.vvn-bda.de/schwerp/gescha/eibia10.html
- Archiv F. Hübner
 
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