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Rubrik: Munitionsproduktion Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Die Munitionsfabrik Dynamit AG, Werk Empelde
 Bis 1945: 
Bereits 1861 richtete die „Lindener Zündhütchen- und Thoonwaarenfabrik“ aus Hannover auf dem Hof einer Ziegelei in Empelde einen Zweigbetrieb ein. Von 1911-13 verlegte der gesamte Betrieb aus Sicherheitsgründen nach Empelde, da am bisherigen Standort das Gelände von Wohnsiedlungen umschlossen wurde. Bis 1914 produzierte das Werk Zündhütchen. Im I. Weltkrieg fertigte es auch Sprengsätze und Munition, ausschließlich fürs Militär.
Nach Ende des Krieges blieb das Werk in Betrieb, es stellte nun Munition für Jagd und Sport her. 1923 wechselte die Anlage in den Besitz des Lothringen-Konzerns. Im Jahre 1925 übernahm die Dynamit AG die Produktionsstätte, aber bereits 1928 legte die DAG das Werk still. Erst 1938 kam es im Rahmen der allgemeinen Aufrüstung zur Wiederaufnahme des Betriebes. Gefertigt wurden nun Zündpillen und Zünder sowie Patronen und Hülsen für Flak-, Pak und Infanteriemunition. In dieser Zeit entwickelte sich das Werk Empelde zu einem der größten Rüstungsbetriebe im Bereich des Rüstungskommandos Hannover. Im Jahre 1944 waren ca. 3.800 Beschäftigte eingesetzt. Zahlreiche Fremd- und Zwangsarbeiter sind in der Fabrik beschäftigt gewesen, im örtlichen „Lager 169“ waren ca. 1.500 Menschen untergebracht.

 Ab 1945: 
Mit dem Kriegende kam auch die Stillegung des Empelder Werkes. Die meisten Anlagenteile wurden demontiert, ein Teil der Gebäude abgerissen. In der Folgezeit kamen vermehrt Vertriebene in den verbliebenen Häusern unter, 1953 wohnten 1.300 Einwohner auf dem Areal. Ab 11. Dezember 1961 begann eine neue Nutzungsphase, die Liebenau-Metall verlegte ihren Produktionsbereich für Munitionshülsen von der ehemaligen Eibia-Anlage „Karl“ in Liebenau nach Empelde. Nach einigen Jahren endete aber die gewerbliche Verwendung des Grundstücks, über längere Zeit lag die Liegenschaft brach und verfiel.
1983 wurden die noch erhaltenen Bunker, Hallen und Erdwälle abgerissen, auf dem Gelände entstand der „Wohnpark am See, Empelde“. Erst als schon zahlreiche Wohngebäude errichtet und bewohnt waren, ist nach Untersuchungen die starke Kontaminierung des Bodens bekannt gemacht worden. Die meisten der Eigentümer stellte dieses vor das Problem, daß das Wohnumfeld gesundheitsgefährdend ist, die Immobilie aber gerade deshalb unverkäuflich und somit fast Wertlos wurde! Betroffene gründeten die BIWAS „Bürgerinitiative Wohnpark am See“ um ihre Bedürfnisse gegen die Institutionen durchzusetzen.
Inzwischen haben der Landkreis Hannover und die Stadt Ronnenberg eine Bodensanierung begonnen. Im Juni 1999 wurde als Zwischenstand der Bergungen genannt, daß der Kampfmittelbeseitigungsdienst rund sechs Tonnen Munition und Sprengstoff geborgen hat. Der Abschluß der Arbeiten steht noch aus.

 Zustand: 
Es gibt nur noch zwei historische Gebäude am Nordrand des Werks, ein Verwaltungsgebäude, daß heute von einer Firma genutzt wird und ein Wohnhaus, welches weiterhin Wohnzwecken dient.

 Zugang: 
Der Wohnpark Empelde ist frei begehbar, ausgenommen natürlich die Privatgrundstücke.
Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Verwaltungsgebäude
Ein ehemaliges Verwaltungsgebäude des Werkes

Wohnhaus
Das frühere Wohnhaus für Beschäftigte der Dynamit AG

Boden-Entgiftung
Zur Boden-Entgiftung ausgekofferte Freifläche, im Hintergrund die Häuser des „Wohnpark Empelde“.

Schacht
Alter Schacht im Untergrund

Löschwasserteich
Der frühere Löschwasserteich ist heute in den Wohnpark integriert

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Niedersächsisches Umweltministerium: Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen
- Christine Mussel, Ursula Philipp: Beteiligung von Betroffenen bei Rüstungsaltlasten, Entwicklung eines standortbezogenen Beteiligungsmodells Teil 2 Empelde, Dörverden, Liebenau - drei Fallstudien
 
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