Bis
1945:
Grundsätzliches über die Einrichtung von Munitionsanstalten in Bergwerken
ist auf der Seite Heeresmuna
(Bergwerk) Hänigsen in den ersten zwei Absätzen nachzulesen.
Um das Jahr 1900 wurde auf halber Strecke zwischen den Dörfern Limmer und Dehnsen
erfolgreich nach Kali gesucht. Daraufhin errichtete man innerhalb weniger
Jahre das Kaliwerk mit den Schächten „Desdemona I und II“. Dazu wurden
auf dem Gelände diverse Betriebsgebäude gebaut. Für den Materialtransport
ist an der vorhandenen Eisenbahnstrecke eine eigene Bahnstation eingerichtet
worden, mit ihr erhielt der entstehende neue Ortsteil den Namen Godenau.
Der Förderbetrieb der Anlage konnte bis in Jahr 1932 fortgeführt werden,
dann zwang aber die Krise in der Branche zur Einstellung der Arbeiten.
Es folgte in Godenau, wie in vielen vergleichbaren Anlagen auch, die
Übernahme des Schachtes mit dem Betriebsgelände durch die Wehrmacht.
Diese begann 1935 mit den Um- und Ausbauarbeiten zur Einrichtung der
Heeresmunitionsanstalt (Bergwerk) Godenau. Für die neue Aufgabe sind
untertage diverse Munitionskammern zur Einlagerung von Fertigprodukten
und Pulver eingerichtet worden. Etwa 5.000 m² Nutzfläche sollen so entstanden
sein. Als neuer Förderturm ist 1938 eine 24 m hohe Stahlbetonkonstruktion
errichtet worden.
Außerhalb des Schachtgeländes sind weitere Anlagen entstanden. Zwischen
1936 und 1938 wurde westlich des Dorfes Limmer das Fertigungsgebiet mit
diversen Arbeitshäusern und Betriebsgebäuden gebaut. Am Südrand von Godenau
richtete die Wehrmacht ein ausgedehntes Arbeitslager ein, in dem die
Beschäftigten untergebracht wurden. In diesem Zusammenhang kam es auch
wieder zum Einsatz von Fremd- und Zwangsarbeitern. Für Godenau ist eine
Belegung mit durchschnittlich rund 400 Kräften dokumentiert.
1938 begann die Fertigung und Einlagerung in der Heeresmuna. Hauptsächlich
sind hier Kartuschen und kleine Fallschirme hergestellt worden. Der Betrieb
lief bis zum Kriegsende. Am 8. April 1945 erreichten Verbände der US
Army die Gegend und beendeten damit den II. Weltkrieg für diese Region.
Ab 1945:
Das umgebende Gebiet ist kurz nach Kriegsende vertragsgemäß von den Amerikanern
an die Briten übergeben worden. Die Alliierten begannen 1946 mit der
Demilitarisierung der Anlage. Die eingelagerten Pulverbestände wurden
verbrannt. Im Oktober 1947 kam es zu einem schweren Zwischenfall untertage.
Dabei sind rund 3.400 t Pulver explodiert. Auch am Mundloch der Schächte
kam es dadurch zu Zerstörungen, der Stahlbeton-Förderturm ist vernichtet
worden.
Später wandelten sich alle Teile der Munitionsanstalt in zivil genutzte
Objekte. Das Schachtgelände wird heute gewerblich genutzt. Zwischen 1984
und 1986 ist Schacht „Desdemona II“ geflutet worden. „Desdemona I“ wurde
im Juli 1987 verfüllt. Aus dem früheren Arbeitslager ist ein Wohngebiet
geworden. Das Fertigungsgebiet konnte sich nach dem Krieg in ein Gewerbegebiet
mit diversen verschiedenen Betrieben entwickeln.
Zustand:
Diverse historische Werksgebäude sind bis heute erhalten geblieben. Fast
alle werden genutzt und sind je nach Verwendung und Eigentümer in unterschiedlichen
Zuständen. Die historische einheitliche und typische Bauweise ist jedoch
überall deutlich zu erkennen. Deutlich wird dies insbesondere im ehemaligen
Fertigungsgebiet. Heute nutzen verschiedene Firmen die historischen
Gebäude. Dazu entstanden weitere modernere Bauten in und am Gelände.
Im Laufe der Jahre dehnten sich die Betriebe über die ursprüngliche
Werksgrenze aus.
Zugang:
Die Bereiche des Fertigungsgebietes und des Arbeitslagers sind, mit Ausnahme
von Privatgrundstücken, frei begehbar. Dagegen
ist das Schachtgelände als Firmengrundstück gesperrt.
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Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Fotos:
Schachtgelände:
Die Hauptzufahrt zum Schachtgelände
Die meisten Bauwerke stammen aus der Gründungszeit des Bergwerks
Das Areal ist von außen nur schwer einsehbar
Fertigungsgebiet:
Am ehemaligen Werkstor
Arbeitshäuser in unterschiedlichem Erhaltungszustand
Ein anderes Arbeitshaus
Gebäude am Rand des Werksgeländes
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