Bis
1945:
Grundsätzliches über die Einrichtung von Munitionsanstalten in Bergwerken
ist auf der Seite Heeresmuna
(Bergwerk) Hänigsen in den ersten zwei Absätzen nachzulesen.
Die Kaligewinnung im Raum Grasleben begann durch die Gewerkschaft Braunschweig-Lüneburg
im Jahre 1911 mit der Niederbringung des Schachtes Grasleben, südlich
des Ortes. Im Folgejahr begannen die Arbeiten für den Schacht Heidwinkel,
rund zwei Kilometer nordöstlich der Ortschaft. Im November 1913 wurde
die Gewerkschaft von der Vereinigte Kaliwerke Salzdetfurth AG (SAG) erworben.
1914 folgte die Betriebsaufnahme des Schachtes Heidwinkel. Anfangs wurde
hier Kali gefördert, später entdeckte man hochwertige Steinsalzvorkommen,
welche ab 1922 ausschließlich abgebaut worden sind. Auch während des
II. Weltkrieges hielt die SAG die Steinsalzförderung aufrecht.
Die Wehrmacht beschloß Teile des Schachtes Heidwinkel und des Betriebsgeländes
zu übernehmen, um hier die Heeresmunitionsanstalt (Bergwerk) Grasleben
einzurichten. Dafür begannen umgehen die Arbeiten für diverse Erweiterungen
der Anlage. Von 1937 bis 1939 wurde als Wetterschacht Heidwinkel II abgeteuft,
das Turmgerüst stammt aus dem Jahr 1941. Untertage richtete man auf zwei
Sohlen insgesamt 72 Kammern zur Einlagerung von Munition ein.
Unmittelbar westlich angrenzend an das ältere Schachtgelände, nunmehr
Heidwinkel I genannt, entstand ein etwa 23 ha umfassendes
Fertigungsgebiet. Hier wurden sechs große Lagerhäuser errichtet, dazu
kamen verschiedene kleinere Munitionsarbeitshäuser. Für die Infrastruktur
kamen weitere Betriebsgebäude und ein Gleisanschluß hinzu.
Östlich gelegen errichtete man ein kleine Siedlung, bestehend aus vier
Mehrfamilienhäusern. Hier lebten vermutlich die Angestellten der Muna
mit ihren Familien.
Rund einen Kilometer westlich abgesetzt ist ein Arbeitslager errichtet
worden, das Waldlager Heidwinkel. Hier wurden die für den Bau und den
Betrieb der Muna benötigten Arbeitskräfte untergebracht. Darunter, wie
in allen vergleichbaren Anlagen üblich, zahlreiche Fremd- und Zwangsarbeiter.
Eine Belegung mit durchschnittlich 250 Kräften ist dokumentiert. Darüber
hinaus bestand in Grasleben auch ein Außenkommando des KZ Buchenwald,
durchschnittlich 500 Gefangene waren dort untergebracht. Diese wurde
allerdings hauptsächlich in der Untertageverlagerung „Gazelle“ bei Walbeck
in Sachsen-Anhalt eingesetzt. Möglicherweise stellte das Kommando aber
auch
Häftlinge für die Munitionsanstalt Grasleben zur Verfügung.
Im Jahre 1938 nahm die Heeresmunitionsanstalt (Bw) Grasleben den Betrieb
auf. Zu ihren Aufgaben gehörte die Befüllung von 5cm Wurfgranaten, sowie
10 und 10,5cm Kartuschen und Granaten. Des Weiteren wurden hier nicht
explodierte Werfergranaten wieder aufgearbeitet, soweit möglich. Irreparable
Rückläufer und Fehlchargen vernichtete man auf einem eigenen Sprengplatz.
Der Fertigungsbetrieb wurde obertägig im F-Gebiet, teilweise aber auch
untertägig durchgeführt.
Zum Kriegsende hin ist Schacht Heidwinkel auch für die Einlagerung von
Kulturgütern und Dokumenten der Reichsversicherungsanstalt und der Dresdener
Bank vorgesehen worden. Dafür sollen bis zu 30.000 m² bereit gestellt
werden. Teile der Bestände des Staatsarchives Bremen sind hier ebenfalls
eingelagert worden.
Am 12. April nahmen US-Truppen die Gegend ein und beendeten damit auch
für die Muna den II. Weltkrieg.
Ab 1945:
In der Britischen Besatzungszone befindlich, übergaben die Amerikaner
die Muna kurze Zeit später an die British Army. Diese begann noch 1945
mit der Entmilitarisierung des Geländes und der Schachtanlage. Bis
1949 sind alle Produktionsanlagen demontiert worden. Eingelagerte Munition
und Rohstoffe haben die Briten auf zwei Sprengplätzen vernichtet. 1948
wurden die geräumten untertägigen Munitionskammern im Schacht Heidwinkel
verfüllt.
Kurze Zeit später nahm die Kali + Salz der Förderbetrieb in Grasleben
wieder auf. 1957 hat der Konzern die Schachtanlagen Grasleben und Heidwinkel
I/II durch eine zwei Kilometer lange Strecke unter Tage miteinander verbunden.
Die Förderung wird bis in die Gegenwart fortgeführt, wobei die Schächte
Heidwinkel I und II Heute lediglich zur Bewetterung dienen.
Ab 1950 konnte auch das ehemalige Fertigungsgebiet in eine zivile Nutzung
überführt werden. Vier der sechs großen Lagerhäuser sind abgerissen worden,
die weiteren Gebäude belegen verschiedene gewerbliche Betriebe.
Auf dem Areal des Arbeitslagers existierte für viele Jahre ein Campingplatz,
heute steht die Einrichtung größtenteils leer.
Zustand:
Das Fertigungsgebiet zeigt heute noch fast alle Gebäude aus der Muna-Zeit.
Dabei sind die Bauten größtenteils im Originalzustand erhalten. Im
Umfeld der Schächte Heidwinkel I und II sind diverse obertägige Bauwerke
abgerissen worden, die Maschinenhäuser und Fördertürme sind aber noch
vorhanden. Die Baracken im ehemaligen Arbeitslager scheinen inzwischen
dem Verfall preisgegeben zu sein.
Zugang:
Fertigungsgebiet und Schachtgelände sind frei zugänglich, ausgenommen
natürlich Firmen- und Privatgrundstücke. Das
ehemalige Arbeitslager darf nicht betreten werden.
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Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Fotos:
Schachtgelände:
Maschinenhaus und Förderturm von Schacht Heidwinkel I
Das ehemalige Verwaltungsgebäude steht leer
Östlich des Schachtes liegt diese aus vier Wohnhäusern bestehende Werkssiedlung
Fertigungsgebiet:
Das Haupttor der Muna
Das ehemalige Sozialgebäude ist ungenutzt
Heizwerk
Wagenhalle
Verfallene Luftschutzgräben
Zwei große Lagerhäuser sind noch erhalten
Das zweite große Lagerhaus
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