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Rubrik: Flugplätze Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Der Einsatzhafen Heidenau
 Bis 1945: 
In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre begannen Planungen zur Einrichtung eines neuen Flugplatzes bei der kleinen Ortschaft Heidenau. Auf dem Fliegerhorst Stade lag zu der Zeit die Flugzeugführerschule C-6, welche mehrmotorigen Maschinen nutzte. Um den Stader Flugplatz vom Schulbetrieb dieser Einheit zu entlasten, sollte ein Arbeitsplatz am Südrand von Heidenau angelegt werden.
Das ausgewählte Gelände wies seinerzeit überwiegend Heidefläche und etwas Wald auf. Im Jahre 1937 erfolgten Bodenuntersuchungen und Vermessungen. Im folgenden Jahr begannen die Arbeiten. Es wurden drei Lager aufgebaut, in denen zunächst die benötigten Arbeitskräfte untergebracht werden konnten. Später hätte das Personal des Flugplatzes die Unterkünfte nutzten sollen.
Zwischen Eisenbahnstrecke und Ortskern entstand das Hauptlager. Mehr als 30 Bauten sind hier errichtet worden. Überwiegend waren es hölzerne Baracken, einzelne Gebäude sind in massiver Bauweise ausgeführt worden, darunter ein Wasserwerk.
Am Nordrand des Ortes baute man das rund 10 Baracken umfassende Nordlager auf. Dort wurde unter anderem das Krankenrevier untergebracht.
Etwas abgesetzt vom Ort ist im Süden neben dem geplanten Flugfeld das Südlager eingerichtet worden. Etwa 20 Baracken dienten hier als Unterkünfte für Arbeitskräfte. 1938 sollen in diesem Lager 1.500 Mann einquartiert gewesen sein.

Inzwischen war beim Bauvorhaben Flugplatz nicht mehr nur von einem Arbeitsplatz die Rede, nun sollte das Objekt ein Einsatzhafen werden. Das Flugfeld wurde gerodet und planiert. Bald kamen die Arbeiten jedoch zum Erliegen. Nach Beginn des II. Weltkrieges ist die Flugzeugführerschule aus Stade abgezogen worden. Und mit dem Einmarsch der Wehrmacht in die westeuropäischen Länder entfiel der Bedarf für einen weiteren Flugplatz im Reichsgebiet.
Ob das weitgehend fertiggestellte Flugfeld gelegentlich angeflogen wurde, ist nicht belegt. Die Lager sind aber während des Krieges teilweise von Ausbildungseinheiten belegt worden.
Der Einsatzhafen Heidenau blieb bis zum Kriegsende ein unvollendeter Flugplatz. Im April 1945 eroberten Britische Truppen das Gebiet und besetzten auch Heidenau.

 Ab 1945: 
Von den Alliierten sind in den Heidenauer Lagern zunächst befreite Kriegsgefangene der Roten Armee versorgt worden. Anschließend dienten die Baracken zur Unterbringung von Displaced Persons.
Im Juli 1956 wurde die Bundesdienstflagge im Hauptlager von Heidenau gehißt. Das Grenzschutzkommando Nord aus Hannover verlegt die Grenzschutz-Bauabteilung Nord von Hamburg-Harburg hierher. Die bisher in Harburg genutzte Kaserne mußte an die neu aufgestellte Bundeswehr übergeben werden. Der Bundesgrenzschutz-Verband war vom Aufgabenspektrum mit den Pionieren der Bundeswehr vergleichbar. Ab 1957 lautete die Bezeichnung der Dienststelle Technische Grenzschutzabteilung Nord. Der BGS blieb bis 1962 in Heidenau. Im Mai des Jahres verlegte man in eine neu errichtete Kaserne nach Winsen (Luhe).
Kurzzeitig übernahm die Bundeswehr die hiesige Liegenschaft. Das Wehrbereichskommando II aus Hannover brachte hier die Ausbildungskompanie Territorialverteidigung im Wehrbereich II unter. Die Einheit bildete Reservisten in 4-wöchigen Lehrgängen für ihre jeweiligen Mobilmachungs-Verwendungen aus. Bis wann diese Nutzung andauerte, ist nicht belegt.

Nachdem die Liegenschaften aufgegeben worden sind, erfolgte der Abriß der Bauten. Lediglich das Wasserwerk blieb erhalten. Auf der Fläche des Hauptlagers wurden in den folgenden Jahren diverse neue Wohnhäuser errichtet.

Bei Planungen für einen Flugplatz ist Heidenau Ende der 1950er Jahre wieder ins Gespräch gekommen. Die norddeutschen Bundesländer beabsichtigten für einige Zeit, einen gemeinsamen großen Zentralflughafen aufbauen zu wollen. Schleswig-Holstein schlug den Standort Kaltenkirchen vor. Von Bremen kam der Vorschlag Bederkesa. Das ehemalige Militärgelände südlich Heidenau schließlich war eine Idee der Hamburger CDU. Letztendlich wurde jedoch kein gemeinsamer Standort realisiert.

 Zustand: 
Heute ist als historisches Bauwerk nur noch das Wasserwerk des Hauptlagers erhalten. Die geebnete Fläche des Flugfeldes ist noch erkennbar. Vom Nordlager und vom Südlager ist nichts mehr erhalten.

 Zugang: 
Die ehemals militärischen Flächen in Heidenau sind frei zugänglich, Privatgrundstücke natürlich ausgenommen.
Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Wasserwerk
Im ehemaligen Hauptlager ist das historische Wasserwerk noch erhalten

Zisterne
Neben dem Wasserwerk eine erdüberdeckte Zisterne

Hauptlager
Die übrige Fläche des Hauptlagers wurde mit neuen Wohngebäuden bebaut

Nordlager
Auf dem Gelände des früheren Nordlagers stehen heute Sportanlagen

Südlager
Vom Südlager sind keine Spuren erhalten

Platzrandstraße
Die alte Platzrandstraße wurde mit Betonplatten befestigt

Flugfeld
Blick über das planierte Flugfeld

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Bundesgrenzschutz: Die Geschichte des Grenzschutzkommandos Nord
- Bundeswehr: Chronik Wehrbereichskommando II
- Archiv N. Giese
- W. Detjen via Giese
 
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