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Rubrik: Munitionsproduktion Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Die Heeres-Munitionsanstalt (Bergwerk) Ilten
 Bis 1945: 
Grundsätzliches über die Einrichtung von Munitionsanstalten in Bergwerken ist auf der Seite Heeresmuna (Bergwerk) Hänigsen in den ersten zwei Absätzen nachzulesen.

Der Abbau von Kalisalzen in diesem Gebiet, südlich der Stadt Lehrte, begann bereits im Jahre 1909. Oberirdisch, jeweils in Sichtweite aufeinander liegend, entstanden die Schachtanlagen Hugo, Bergmannssegen und Erichssegen; weitere Schächte wurden im Umfeld eingerichtet. Sie waren unterirdisch miteinander durch Stollen verbunden und konnten so gemeinsam betrieben werden. Nach der Rezession in der Kaliindustrie in den 1920er Jahren fielen auch diese Anlagen in den 1930er Jahren in den Blick der Wehrwirtschaftsführung und wurden für die Errichtung einer Heeresmunitionsanstalt (Bergwerk) ausgewählt.
Ab 1935 begann der Um- und Ausbau der überirdischen Gebäude und unterirdischen Stollen und Kammern. Die Quellenlage über die Nutzung während des II. Weltkrieges ist relativ schwach. Laut Altlastenbericht fand neben der Munitionslagerung auch deren Herstellung untertage statt. Inwieweit auch oberirdisch produziert wurde ist unklar, ein für die anderen Muna (Bw) typisches Fertigungsgebiet ist in der Umgegend jedenfalls nicht aufzufinden.
Als Betriebsteile sind in jedem Fall der Schacht Hugo mit seinem Werksgelände genutzt worden. Ebenso des Areal von Schacht Erichssegen, direkt neben dessen Betriebsgelände hat man ein Arbeitslager für die Beschäftigten errichtet. Die Arbeitskräfte wurden, wie in allen gleichartigen Betrieben, anfangs durch verpflichtetes deutsches Personal und angeworbene ausländische Arbeiter gestellt, später wurden diese zu einem großen Teil durch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene ersetzt. Eine weitere Bezeichnung dieser Muna lautete Heeresmuna Ilten.
Eine andersartige zusätzliche Verwendung der Schachtanlagen wurde zum Ende des Krieges hin vorbereitet. Für das in Hannover beheimatete Geha-Werk und für das Reichsinstitut für Erdölforschung sollte in der Schachtanlage Bergmannssegen 1.500 bis 2.000 m² Nutzfläche für die vor Bombardierungen geschützte Fertigung von Kompassen und der Einlagerung von Materialien vorbereitet werden. Wie weit die Ausbauten bzw. Verlagerungen in dieser Untertageverlagerung mit dem Decknamen „Lama“ fortgeführt werden konnten, ist nicht bekannt. Lediglich gilt als gesichert, daß KZ-Häftlinge für die Baumaßnahmen eingesetzt wurden.

 Ab 1945: 
In der Nachkriegszeit wurde die Kaliförderung in den Schächten wieder aufgenommen. Durch Zusammenlegungen und Rationalisierungen der Betriebe konzentrierte sich die Produktion. Unter dem Konzern Kali + Salz AG wurde das Fördergebiet unter dem Namen Bergmannssegen-Hugo fortgeführt. Hierbei stand Hugo als Förderschacht mit seinem ausgedehnten Betriebsgrundstück in der Nutzung. Heute befindet sich hinter seinem Schachtgelände eine weithin sichtbare große Abraumhalde. Weiterhin ist für die Gesamtanlage der Schacht Bergmannssegen mit Fördergerüst genutzt worden. Lediglich zur Bewetterung der unterirdischen Anlage wurden die umliegenden Schächte Friedrichshall I, II, Ottoshall und Erichssegen jeweils ohne Förderanlage betrieben.
Weitere Rationalisierungen in der Kaliindustrie führten schließlich Ende 1994 zur Einstellung der Förderung. Das Betriebsgelände von Schacht Hugo bleibt aber als Verarbeitungsstandort in Betrieb. Die Flutung der Schächte wurde 1998 begonnen und wird sich mehrere Jahre hinziehen. Auf dem Gelände von Erichssegen sind sämtliche Gebäude abgerissen worden, das Mundloch des Schachtes hat man mit einer Betondecke verschlossen.
Die Gebäude des früheren Arbeitslagers werden bis heute genutzt. Unmittelbar nach dem Krieg dürften Vertriebene dort untergebracht worden sein. Später ist eine Heilstätte verzeichnet, heute ein Altenpflegeheim. Weitere Gebäude werden als Wohnhäuser verwendet.

 Zustand: 
Auf dem Gelände von Schacht Hugo befindet sich heute, wegen der fortwährenden intensiven Nutzung, eine Ansammlung von Gebäuden der unterschiedlichen Epochen. Das Gelände von Erichssegen ist dagegen nahezu vollständig abgeräumt, der Schacht verschlossen. Lediglich das ehemalige Arbeitslager besteht noch heute aus mehreren Gebäuden in der typischen Bauweise der 1930er Jahre.

 Zugang: 
Alle Geländeteile dürfen nicht betreten werden, können aber von außen teilweise eingesehen werden.

Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:
Schachtgelände Hugo:

Schachtgelände
Gesamtansicht des Schachtgeländes, dahinter die große Abraumhalde.

Haupttor
Die Gebäude am Haupttor

Einfahrt
Blick von der seitlichen Einfahrt

Schachtgelände Erichssegen:

Erichssegen
Die Zufahrt zum früheren Schachtgelände Erichssegen

Betondecke
Der Schacht ist mit einer Betondecke verschlossen worden

Fundamentreste
Überwachsene Fundamentreste im Werksgelände

Arbeitslager:

Arbeitslager
Dieses Gebäude des Arbeitslager zeigt den typischen Stil gleichartiger Einrichtungen

Andere Seite
Blick von der anderen Seite
Lager
Blick vom Schachtgelände Erichssegen zum Lager
Trafo-Turm
Der Trafo-Turm rechts gehörte zum Schachtgelände

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Niedersächsisches Umweltministerium: Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen
 
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