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Rubrik: Explosivstoffproduktion Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Eibia GmbH - Anlage „Karl“, Liebenau - die Außenanlagen
 Bis 1945: 
Die Geschichte des eigentlichen Eibia-Werkes wird auf einer eigenen Seite ausführlich dargestellt. Eine weitere Seite berichtet über die diversen Arbeitslager in der Umgebung. Auf dieser Seite werden die Objekte vorgestellt, die sich außerhalb des eingezäunten Werksgeländes befinden.

Von der Montan GmbH wurden Flächen mit angekauft, die über den Bedarf für das eigentliche Werk hinausgingen. Neben einigen Lagern zur Unterbringung von Personal, entstanden darauf weitere Betriebs- und Verwaltungsgebäude. Unmittelbar vor dem Haupttor in Liebenau wurden drei größere Baracken der Verwaltung errichtet. Über das gesamte Außengelände verteilt, standen weitere Einzelbauten, deren Funktion ist heute oft nicht mehr erkennbar.

Wichtiger Punkt für den Betrieb der Pulverfabrik war die verkehrstechnische Anbindung der Anlage. Direkt an der Weser wurde für das Werk ein eigener Hafen gebaut. Hierüber konnte in der Aufbauphase Material in Massen herangeschafft werden. Während des laufenden Betriebes war seine Hauptaufgabe der Umschlag von Kohle für die großen Kraftwerke. Über Lastkähne auf dem Wasserweg herangeführt, wurde die Kohle von zwei dreh- und fahrbaren Kränen zu je 3 t Tragkraft auf Eisenbahnwaggons umgeladen.
Auch für den Weitertransport konnte auf werkseigene Anlagen zurückgegriffen werden. Ein Anschlußgleis führte vom Hafen zum Werk. Dabei unterquerte es die Eisenbahnstrecke Nienburg - Rahden. Selbstverständlich bestanden an der Werksbahn auch Verbindungen zum Liebenauer Bahnhof, sowohl aus Richtung Hafen, als auch aus Richtung Werk. Direkt am Bahnhof verfügte die Eibia über einen eigenen Stückgutschuppen. Ein besonderes Bauwerk an der Strecke zum Werk war die Brücke über den Fluß Aue. Innerhalb dieser Konstruktion verlief auch ein hölzernes Abwasserrohr. Darüber wurden die sauren Abwässer aus der Pulverherstellung zur Weser geleitet. Holz hat man verwendet, das dieses säurebeständig ist.

Die Versorgung der Eibia-Anlage mit Wasser wurde ebenfalls überwiegend im Außenbereich geleistet. Es entstanden zwei Felder, in denen über 60 Brunnen gebohrt wurden. Das erste lag südlich des Eickhofer Schlosses, das zweite knapp einen Kilometer weiter westlich. Aus diesen ergiebigen Quellen wurde über zwei Pumpwerke das Rohwasser zu den beiden Filterstationen auf dem Werksgelände geleitet.

 Ab 1945: 
Mit der Demontage der Eibia-Anlage folgten auch für den Außenbereich wesentliche Änderungen.

Einige der Gebäuden konnten nun als Ersatzwohnraum dienen. 1951 ging der Grundbesitz an die Industrieverwaltungsgesellschaft mbH (IVG) über. Diese richtete nun eine regionale Verwaltungsstelle in Liebenau ein. Dafür wird seitdem der kleine Verwaltungsbereich vor dem Haupttor genutzt. Von Liebenau aus werden die IVG-Besitztümer in weiten Teilen Norddeutschlands betreut. Davon sind diverse auch auf dieser Website zu finden. Neben den ehemaligen Eibia-Anlagen Bomlitz, Dörverden und Liebenau auch die Werke Leese und Lippoldsberg sowie die von der IVG betriebenen nationalen Tanklager Bremen-Farge und Nienburg.

Der Hafen wurde 1953 aus der Beschlagnahmung gelöst und konnte zivil genutzt werden. Zunächst verwendete eine Spedition das Gelände für den Umschlag von Massengütern. Die Deutsche Vacuum Oil legte eine Pipeline von den Ölfeldern im rund 10 km entfernten Voigtei. Im Hafengelände wurden Tankschiffe mit dem Rohöl beladen. Dazu hat man auch einen 1.000 t fassenden Puffertank gebaut.
Eine direkte Verbindung zwischen Hafen und Werk war nicht mehr erforderlich, da inzwischen das noch vorhandene Kraftwerk von Kohle auf Gas umgestellt worden war. Die Gleisschleife, die die Strecke Nienburg - Rahden unterquerte, wurde abgebaut. Die Anschlußgleise vom Liebenauer Bahnhof zum Hafen und zum Werksgelände blieben aber bis heute erhalten. Das Gleis zum Werk weist weiterhin regelmäßigen Verkehr auf, da darüber die Züge zum Chemiewerk Steyerberg fahren.

Die meisten der für die Eibia-Anlage gebohrten Brunnen sind heute nicht mehr vorhanden. Stattdessen wurden zahlreiche neue gebohrt, die sich über weite Teile der Außengeländes verteilen. Das daraus gewonnene Wasser wird in die Harz-Wasserleitung eingespeist und dient so zur Versorgung der Stadt Bremen.

Großbritannien Durch das Britische Militär wurden die beiden Steinlager in Liebenau und Steyerberg als Unterkünfte genutzt. Von ihnen sind in den 1950 Jahren zwei Anlagen neu errichtet worden.
Im Helena-Camp Steyerberg war eine Transporteinheit stationiert. Gegenüber diesem Lager wurde ein Technischer Bereich gebaut, in dem die Fahrzeuge der Truppe abgestellt und gewartet werden konnten. Nachdem die Briten diese Anlage 1978 aufgaben, übernahm die Gemeinde Steyerberg den T-Bereich und brachte dort den städtischen Bauhof unter. Einige Bauten dienen heute auch als Wohnraum.
Eine wesentlich größere und bedeutendere Anlage entstand unmittelbar nördlich des Liebenauer Pinewood-Camps. 1953 bauten die Briten dort ein Reparaturwerk für LKW und Panzer. Die Anlage erhielt einen eigenen Gleisanschluß. Nutzer wurde der 32 Armoured Workshop REME. Es fanden dort auch viele Deutsche Arbeitsstellen. Allerdings kam für dieses Werk ebenfalls 1978 das Ende. Die Einheit wurde verlegt, viele Arbeitsplätze gingen dadurch verloren. Das Gelände blieb aber in militärischer Nutzung. Das 45 Spt Sqn RE kam hier unter. Es diente zur Unterstützung des in Nienburg stationierten 21 Eng Regt RE. Als Mitte der 1990er Jahre die Garnison Nienburg von den Briten aufgegeben worden ist, schlossen sie auch den Betreib in Liebenau. Das Gelände konnte zu einem Industriegebiet umgewandelt werden.

Nach dem von der Dynamit Nobel-Tochter Verwertchemie Mitte der 1970er Jahre die Rüstungsproduktion aufgegeben wurde, plante der Konzern auf dem IVG-Gelände ein neues Chemiewerk zu errichten, welches ausschließlich für den zivilen Markt produzieren sollte. Es wurde aber nur ein kleiner Teil der ehemaligen Eibia-Anlage in den Komplex einbezogen, die Masse befindet sich südlich außerhalb davon. Über rund 100 ha erstreckt sich heute das „Chemiewerk am Hasenberg“. 1977 nahm es die Herstellung von Dimethyl-Terephtalat (DMT) auf, ein Grundstoff für Polyesterfasern. Der Betreibername wechselte über Hüls AG zu Degussa-Hüls, seit 2001 nennt er sich Oxxynova GmbH & Co. KG.

Schließlich soll auch noch der große LJN-Schießstand Liebenau erwähnt werden. Seit 1960 befindet er sich direkt neben dem Nordtor. Betreiber sind der Landesjagdbund Niedersachsen und die Kreis-Jägerschaft Nienburg.

 Zustand: 
Viele Objekte im Außenbereich, die aus der ursprüngliche Eibia-Zeit stammen, sind heute nicht mehr vorhanden. Die Überbleibsel zeigen die Bilder unten.

 Zugang: 
Die meisten Bereiche der Außenanlagen können betreten werden, Privatgrundstücke natürlich ausgenommen.

Fotos:
Gebäude:

IVG
Die IVG-Verwaltung sitzt in diesem Gebäude vor dem ehemaligen Haupttor.

Baracke 114
Baracke 114 auf dem Gelände der IVG-Verwaltung soll künftig zu einem Dokumentationszentrum ausgebaut werden.

Verwertchemie
Dieses ehemalige Verwaltungsgebäude der Verwertchemie ist ein Bau der Nachkriegszeit.

Einzelgebäude
Früher standen auf dem äußeren Gelände verstreut mehrere Einzelgebäude, heute ist nur noch dieses erhalten.


Verkehrsanlagen:

Eibia-Hafen
Der ehemalige Eibia-Hafen wird heute gewerblich genutzt. Der hier zu sehende Drehkran wurde inzwischen verschrottet.

Bahnhof
Im Bereich des Liebenauer Bahnhofes steht ein Lagerhaus der Eibia.

Gleis
In der linken Öffnung unterquerte das Gleis zum Hafen die Eisenbahnstrecke nach Rahden.

Eisenbahnbrücke
Innerhalb der Eisenbahnbrücke über die Aue lag früher die hölzerne Leitung zur Weser, über die die sauren Abwässer entsorgt wurden.


Wasseranlagen:

Pumpwerk 1
Nahe dem Eickhofer Schloß steht das Pumpwerk 1.

Pumpwerk 2
Pumpwerk 2.

Brunnen
Einer von vielen Brunnen zur Wassergewinnung.

Militäranlagen des Kalten Krieges:
REME-Werk
Das ehemalige REME-Werk gegenüber dem Pinewood-Camp.
Reparaturwerk
Hier das frühere Eisenbahntor für das Anschlußgleis zum Reparaturwerk.
Steyerberg
Steyerberg - ein Torgebäude.
T-Bereich
Der T-Bereich des Helena-Camps.

Rot markiert: der Zaunverlauf des Werkes, dunkelblau: das darüber hinausgehende gesamte Eibia-Gelände.
Die Numerierungen sind auf der Seite über die Arbeitslager erklärt.

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Bodo Förster, Martin Guse: „Ich war in Eurem Alter, als sie mich abholten!“
- Bundeswehr: Chronik Liebenau
- Henning Thee: Manuskript Eibia - einst und jetzt
 
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