Bis
1945:
Die Kriegsmarine sah eine Notwendigkeit, in der Nähe der Hafenstadt Hamburg
ein Lager für Torpedos einzurichten. Die Großstadt war Sitz bedeutenden
Werften, in denen im Laufe der Jahre zahlreiche Kampfschiffe für die Deutsche
Marine gebaut wurden. Nach Übernahme der Neubauten durch das Militär erfolgte
im Kriegsmarinestützpunkt Hamburg-Tollerort unter anderem auch die Bewaffnung
der Schiffe und Boote. Aus Sicherheitsgründen konnten im Hafenbereich keine
größeren Mengen Kampfmittel gelagert werden. Die Wahl für das Torpedolager
fiel auf ein Waldstück an der Reichsstraße von Buchholz nach Tostedt, nördlich
der kleinen Ortschaft Todtglüsingen.
Im
Oktober 1940 war Baubeginn für das Lager, das unter der Tarnbezeichnung
„Marineanlage Elbe“ geführt wurde. Auf einer Grundfläche von rund 75 ha sind diverse Betriebs- und Arbeitsgebäude sowie zwischen 30 und 50 Lagerbunker
errichtet worden. Eine Verbindung zur Reichsbahnstrecke Hamburg-Bremen
wäre zwar möglich gewesen, wurde für das relativ kleine Lager aber nicht
umgesetzt. So mußte der Transport der Torpedos und Materialien mit Lastkraftwagen
abgewickelt werden. Ende 1941 konnte das Marinetorpedolager Todtglüsingen
den Betrieb aufnehmen. Die Dienststelle unterstand dem Marinestützpunkt
Hamburg-Tollerort.
Für den Bau und vermutlich auch für den Betrieb der Anlage wurden auch
Fremd- und Zwangsarbeiter eingesetzt, 75 Polen sind dokumentiert. An
der Südwestecke des Depots sind heute noch mehrere Baracken zu finden,
vermutlich waren hier diese Arbeitskräfte sowie weiteres dienstverpflichtetes
Personal untergebracht.
Die „Marineanlage Elbe“ konnte bis zum Kriegsende ihren Betrieb weitgehend
ungestört aufrecht erhalten. Die Alliierten führten keine Bombardierungen
der Anlage durch. Am 18. April 1945 besetzten Truppen der British Army
das völlig unversehrte Torpedolager und beendeten damit den II. Weltkrieg
für den Raum Tostedt.
Ab 1945:
Die Briten verwendeten das Gelände unmittelbar ab der Übernahme für ihre
Zwecke weiter. Zunächst wurden auf dem Areal Kriegsgefangene untergebracht.
Ab Ende 1945 bis zum Ende des Jahres 1948 nutzte die British Army das
frühere Torpedolager als „Petrol Depot Todtglüsingen“. Hier wurden
jetzt Treib- und Schmierstoffe für Kraftfahrzeuge und Flugzeuge deponiert.
Nach Ende dieser Verwendung folgte die Entmilitarisierung der Liegenschaft.
Die Alliierten sprengten fast alle Lagerbunker und die meisten Betriebsgebäude.
1949 gaben die Briten das Areal an die Bundesrepublik zurück. Vor der
wurde das Gelände von ortsansässigen Landwirten angemietet und größtenteils
als Obstplantage genutzt. 1972 ist der Besitz in private Hände übergegangen.
Zustand:
Der absolut größte Teil der Einrichtungen ist 1948/49 gesprengt worden.
So dürften heute nur noch wenige Reste zu finden sein.
Zugang:
Das gesamte Gelände
des Torpedolagers und auch das frühere Arbeitslager ist eingezäunter Privatbesitz
und darf nicht betreten werden. |
Fotos:
Die Hauptzufahrt im heutigen Zustand
Die Pfosten des Nordtores stammen noch aus Zeiten des Marinetorpedolagers
Einzelne Betontrümmer wurden bei den Sprengungen bis an den Zaun geschleudert
Eine modernisierte Baracke im früheren Arbeitslager
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