Bis
1945:
Die Geschichte der einzelnen Lager des Stalag VI C ist in einigen Teilen
identisch, bzw. kann nicht nach den Standorten aufgeteilt werden. Grundsätzliches
ist deshalb auf der Seite Stalag
VI C Bathorn nachzulesen.
Bis zum 15. Juni 1938 erfolgte 2 km westlich der Ortschaft Groß Hesepe die Einrichtung
eines Strafgefangenenlagers. Es wurde für 1.000 Häftlinge konzipiert.
Strafgefangene sind hier jedoch nicht mehr eingewiesen worden.
Ein bemerkenswerter Vorgang vollzog sich noch im gleichen Jahr. Im August
erfolgte die Anordnung, daß aus dem Bereich der 15 Emslandlager sofort
12.000 Gefangene, und Material für Baracken, ins Saarland und Umgebung
zu verlegen sind. Die Häftlinge sollten dort beim Ausbau des Westwalls
eingesetzt werden. Daraufhin hat man in Groß Hesepe sieben Baracken abtransportiert.
Nach der Annexion des Sudetengebietes in der Tschechoslowakei im Oktober
1938, hat man die Verlegung gestoppt und Häftlinge und Material wieder
ins Emsland zurück verlegt. Das Lager in Groß Hesepe ist danach bis zum
Juni 1939 wieder neu aufgebaut worden.
Den Komplex übernahm nach Ausbruch des II. Weltkrieges im
September 1939 das Wehrkreiskommando VI aus Münster. Es richtete in Groß
Hesepe ein Kriegsgefangenenlager ein. Organisatorisch wurde es als Zweiglager
dem Mannschaftsstammlager (Stalag) VI C Bathorn unterstellt.
Nach dem Überfall auf Polen sind in Groß Hesepe zunächst gefangene Soldaten
der Polnischen Armee eingetroffen. Für sie war der Ort jedoch nur ein
Durchgangslager, nach kurzem Aufenthalt hat man sie in andere Standorte
und Arbeitskommandos weitergeleitet. Ihnen folgten im Sommer 1940 französische
Kriegsgefangene.
Zum Spätsommer 1941 trafen schließlich sowjetische Gefangene ein. Sie
erlitten hier die schlechteste Behandlung. Dem Kalkül der Nazis entsprechend,
wurden die Menschen unterversorgt weitgehend ihrem Schicksal überlassen.
Später sind sie zu Arbeiten im Moor eingeteilt worden, unter anderem
im Heseper Torfwerk, das sich nördlich des Lagers befindet.
Nachdem Italien mit den Alliierten einen Waffenstillstandsvertrag abgeschlossen
hat, kamen Ende 1943 fast 2.200 internierte italienische Soldaten ins
Lager Groß Hesepe. Auch sie erfuhren eine äußerst schlechte Behandlung,
da sie von den Nazis als Verräter betrachtet wurden.
Sowohl unter den sowjetischen, als auch unter den italienischen Kriegsgefangenen
kam es zu zahlreichen Toten. Sie sind auf dem gut zwei Kilometer südlich
gelegenen Lagerfriedhof des Zweiglagers
Dalum beerdigt worden.
Mit der Eroberung des Gebietes durch kanadische Verbände im April 1945,
erfolgte auch für die Gefangenen des Zweiglagers Groß Hesepe die Befreiung.
Ab 1945:
Bereits Ende der 1940er Jahre wurde die Liegenschaft zu einer Strafanstalt
umgewandelt. Sie trug nun den Namen „Abteilung Groß Hesepe“ der Justizvollzugsanstalt
Lingen. Als Unterkünfte dienten zunächst weiter die alten Baracken
des ehemaligen Stalag. Das änderte sich erst 1972, nachdem bei einem
Brandunglück in einem Betrieb auf dem Gelände, außerhalb der JVA, auch
Gefangene ums Leben kamen. Nun durften die Holzbaracken aus Sicherheitsgründen
nicht mehr als Unterkünfte verwendet werden.
Während der folgenden Jahre entstanden diverse modernere Funktionsgebäude
an Stelle der alten Holzbauten. Trotzdem blieben einzelne historische
Bauwerke stehen. Unter den ehemaligen Kriegsgefangenenlagern im Emsland
ist Groß Hesepe heute der Standort mit den meisten historischen Überbleibseln.
Die Justizvollzugseinrichtung hat derzeit eine Kapazität von 331 Strafgefangenen.
Zustand:
Der größte Teil des ehemaligen Lagergeländes ist für die Justizvollzugsanstalt
mit moderneren Gebäuden überbaut worden. Es befinden sich aber noch
verschiedene historische Baracken auf dem Areal. Auch vor dem heutigen
Haupttor der JVA sind ein paar Bauten des Emslandlagers erhalten geblieben.
Zugang:
Das Gelände der
JVA darf nicht betreten werden.
Hinweis:
Das Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager ist im Internet
zu finden:
https://diz-emslandlager.de |
Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Fotos:
Die Trafostation ist weitgehend baugleich mit den anderen Standorten,
hier die Rückansicht.
Weitere Steinbauten im Verwaltungsteil des ehemaligen Lagers.
Eine historische Holzbaracke befindet sich außerhalb des Gefängnisses.
Im Vordergrund als Ausstellungsstück eine Feldbahn.
Früher waren alle Standorte des Stalag VI C über Feldbahngleise miteinander
verbunden.
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