Rubrik: Explosivstoffproduktion | Translation: |
Die Kampfstoffabrik Leese |
Bis
1945: Die Arbeiten für das „Bauvorhaben Leese“ im Oehmer Feld begannen im Sommer 1937, bis 1943 dauerte die Bauphase an. Die Anlage sollte der Herstellung von Zwischenprodukten für chemische Kampfstoffe dienen. Über die zugehörige Werkssiedlung Uhlenberg berichtet eine eigene Seite. Die Infrastruktur umfaßte einen Gleisanschluß vom Bahnhof Leese, welcher ab März 1938 in Betrieb ging, und ein eigenes Kraftwerk am Ostrand der Anlage. Die Wasserversorgung erfolgte über ein auf dem Werksgelände beim Haupttor errichtetes Wasserwerk, welches über eine Zuleitung von der Weser gespeist wurde. Am Nordrand befand sich ein Klärwerk, über das die Abwässer wieder in die Weser geleitet wurden. Rund 70 Gebäude entstanden auf dem Areal, welches unter dem Betreiber Orgacid geführt wurde. Dieser verpachtete das, in sich funktional zweigeteilte, Gelände an zwei Chemie-Firmen. Nördlich der Werksstraße produzierte die Firma Riedel de Haën, Stammsitz Seelze, Omega-Salz als Grundstoff für Tränengas sowie Sauerstoff, welcher unter anderem zu Raketentreibstoff verarbeitet wurde. Im südlichen Teil sollte die Lonal-Werke AG (Berlin) Arsin-Öl herstellen, ein Vorprodukt unter anderem für die Herstellung von kältebeständigem Giftgas „Winter-Lost“. Während die Sauerstoffproduktion wohl größere Mengen ergab, wird von den anderen Substanzen vermutlich nur wenig im Rahmen eines möglichen Probebetriebs entstanden sein. In den letzten Monaten des Krieges gab es mehrere Luftangriffe der Alliierten auf die Fabrik. Kurz vor Kriegsende lag ca. 10 km entfernt, südlich der Eibia-Anlage „Karl“, im Bahnhof Steyerberg ein Zug mit V 1 und V 2-Flugkörpern auf dem Rückzug vor den vorrückenden Alliierten fest, da die Eisenbahnbrücke bei Nienburg von Bombern der Royal Air Force zerstört worden war. Man brachte einen Teil der Raketen und Marschflugkörper auf dem Straßenweg, über die noch erhaltene Brücke zwischen Stolzenau und Leese, zu einem auf dem Anschlußgleis zur Kampfstoffabrik Leese bereitgestellten Militärzug. Da britische Truppen bereits am 6. April über die Weser setzten und es in der Folge zu Gefechten in der Nähe des Leeser Bahnhofes kam, war es nicht mehr möglich, den Transportzug auf die Fahrt zu bringen. Durch Luftangriffe auf die Verladung ist ein Teil der „Vergeltungswaffen“ zerstört worden. Am 8. April 1945 besetzten die Alliierten schließlich den Raum Leese und fanden am Waldrand südlich der Kampfstoffabrik den Zug vor. Die V 2 waren bereits größtenteils auf den Waggons verladen, während die V 1 noch auf dem parallel zum Gleis verlaufenden Weg standen. Die Briten waren nach der Sichtung der Zuges und der Leeser Fabrik der Überzeugung, daß es sich bei der Kampfstoffabrik um ein V-Waffen-Lager handelte. Ab 1945: Zustand: Zugang: Hinweis: |
Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps: Fotos:
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Unterkunftsgebäude im Nordwestbereich, heute von der Kart-Anlage genutzt. |
Kleine Werksgebäude im Nordteil |
Weitere Werksgebäude |
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Die folgenden Bilder vom Inneren der Anlage wurden freundlicherweise von Jens Hilgraf zur Verfügung gestellt: | ||||
Genutztes Gebäude im Kernbereich |
Gesprengtes Gebäude im Ostbereich der Anlage |
Werksgebäude im Südwestbereich |
Im Südwestbereich |
Gebäude im Bereich der Lonal AG |
An der Seite die frühere Eisenbahn-Verladerampe |
Ein Reststück des Verladegleises ist noch vorhanden |
Im Südteil |
Von der Raiffeisen genutzte Gebäude im Zentrum der Anlage |
Genutzte Gebäude |
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Quellenangabe: |
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