Rubrik: Luftabwehr | Translation: |
Die Hawk-FlaRak-Stellung Borstel (NL) |
Relikte
des Kalten Krieges: Grundsätzliches über die Elemente und das Zusammenwirken im NATO-Luftverteidigungsgürtel ist auf der Themenseite nachzulesen. Über Technik, Stellungen und Verbände des FlaRak-Systems Hawk berichtet eine weitere Seite. Für den Standort einer Flugabwehrraketenstellung zwischen Nienburg und Neustadt
am Rübenberge bot sich der Hüttenberg im Grinderwald an. Er ist mit 101
m die größte Erhebung in weitem Umkreis. Von dort konnten die Geräte
einen optimalen Radar-Horizont nutzen. In der zweiten Hälfte der 1960er
Jahre hat man das Vorhaben realisiert. Die gegnerische Seite ist über die Lage sämtlicher FlaRak-Stellungen
informiert gewesen. Daher sollten die Hawk-Einheiten bereits in Spannungszeiten
ihre Anlagen verlassen und vorerkundete Feldstellungen beziehen. Für
jede Batterie waren bis zu fünf dieser Ausweichbereiche festgelegt. Alle
Elemente des Systems Hawk sind mobil ausgelegt gewesen. Man war befähigt,
innerhalb einer Stunde das Objekt zu verlassen. Die FlaRak-Stellung Borstel wurde Heimat der 500. Squadron der niederländischen 5. Groep Geleide Wapens aus Stolzenau. Nach ersten Planungen sollte die 5. GGW in Nienburg stationiert werden. Dort konnte jedoch die benötigte Fläche nicht zeitig genug bereitgestellt werden. Der Verband ist als letzte Hawk-GGW am 1. September 1966 durch Abgaben der 3. und 4. GGW aufgestellt worden. Im Jahre 1967 konnte die 500. Sqn das Objekt in Borstel beziehen. Die Stellung Borstel lag im Sektor 60 des Flugabwehrraketengürtels
der NATO. Sie befand sich darin auf der nordöstlichen Position. Somit
gehörte sie zur 1st Row. Das ist die Linie, die der potentielle Angreifer
aus dem Osten als erstes erreichen würde. Die FlaRak-Stellung Borstel dehnte sich über gut 10 ha aus.
Zahlreiche Komponenten einer Hawk-Stellung waren durch NATO-Standards
geregelt. Sie sind von allen am Luftverteidigungsgürtel beteiligten Nationen
umgesetzt worden. Daher lassen sich in der niederländischen Stellung
Borstel diverse Elemente finden, die auch in deutschen Objekten in weitgehend
gleicher Form anzutreffen waren. In der östlichen Hälfte der Liegenschaft standen die insgesamt sechs Startgeräte mit jeweils drei Raketen. Sie waren in zwei Gruppen zu je drei Abschußplattformen aufgeteilt. Nördlich war es die Sektion Alpha, südlich Sektion Bravo. Gesteuert wurden die Abschußgestelle von einem kleinen Bedienungsleitstand pro Sektion. Jede Gruppe verfügte in ihrem Rücken über ein Generatorengebäude, in dem die zugehörigen auf Anhänger verlasteten Stromerzeuger wettergeschützt untergestellt waren. Außerdem gab es je Sektion einen Raketenlagerplatz zur Bevorratung weiterer Flugkörper. Weitere Elemente ergänzten das Objekt. Am Westrand gab es
eine größere befestigte Freifläche. Auf ihr wurden Fahrzeuge geparkt.
Außerdem stellte man hier die für niederländische Stellungen typischen
Rundbogenhallen in Wellblechbauweise auf, englisch bezeichnet als „Romney
Hut“. Sie dienten als Lager für Material. Auch die bis in die 1980er
Jahre eingesetzten Flugabwehrkanonen hatten darin ihren Stellplatz. Die
Geschütze im Kaliber 40 mm des Herstellers Bofors dienten zur Nahbereichsverteidigung.
Ebenso kamen die Verladefahrzeuge (Loader) in den Hallen unter. Während in deutschen Hawk-Stellungen in den 1980er Jahren
mehrere Ausbauten zur Härtung der Anlagen durchgeführt wurden, beließen
es die Niederländer weitgehend auf dem ursprünglichen Stand. So ergaben
sich weitere erkennbare Unterschiede in der Infrastruktur beider Nationen. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre startete die Niederländische
Luftwaffe die Einführung des FlaRak-Systems Patriot. Auch hierbei verfolgte
man ein anderes Konzept, als in der Deutschen Luftwaffe. Hintergrund
waren Einsparungsmaßnahmen. Nach Ende des Kalten Krieges entfiel der Sinn des bisherigen,
auf Westdeutschland ausgerichteten Flugabwehrgürtels. Damit kam auch
das Ende der Stationierung niederländischer Luftabwehrtruppen in Deutschland.
Wie für die Bundeswehr, folgten nun auch für die Niederländer einige
Umstellungen. Mit dem Abzug der Niederländer wurde im Juli 1994 auch die
Stellung Borstel aufgegeben. Nur die massive Infrastruktur blieb stehen,
den Rest hat man fortgeschafft. So verschwanden seinerzeit schon die
Rundbogenhallen und weitere Feldhäuser. Eine Nachnutzung folgte nicht,
dadurch verfiel die Anlage langsam. Die Vegetation überwucherte allmählich
die vorher überwiegend gering bewachsene Anlage. Die Liegenschaft ist
über viele Jahre als „Abenteuerspielplatz“ mißbraucht worden. Durch den
sich daraus ergebenden Vandalismus nahmen fast alle Teile der Stellung
enormen Schaden. Zustand: Zugang: Hinweis: |
Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps: Fotos:
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Eine von sechs Abschußplattformen. Hier stand ein Abschußgestell mit drei Flugkörpern, geschützt durch einen aufklappbaren Wetterschutz. |
Zu den Abschußplattformen führten Kabelschächte mit Stahldeckeln. |
Das Generatorengebäude Typ II der Sektion Alpha. |
Das baugleiche Exemplar für die Sektion Bravo. |
Der Raketenlagerplatz hinter der Sektion Alpha. |
Raketenlagerplatz Bravo. |
Das Munitionslagerhaus zur Deponierung der Stinger-Flugabwehrraketen für die Nahbereichsverteidigung. |
Der Bau hatte eine Lagerkapazität von 1.000 kg Explosivmitteln. |
Innenansicht. |
Im westlichen Bereich befand sich diese große Freifläche. |
Am Nordrand der Freifläche schloß sich ein Bereich mit Lagerschuppen an. |
Standplatz einer kleineren Rundbogenhalle. |
Standplatz einer größeren Rundbogenhalle. |
Über diese Verladerampe konnten Geräte auf LKW und Anhänger gerollt werden. |
Unmittelbar vor dem Tor stand eine Trafostation, über die die Anlage aus dem öffentlichen Stromnetz versorgt wurde. |
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Quellenangabe: - Rinus Nederlof: Blazing Skies - https://www.grondgebondenluchtverdediging.nl |
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