Bis
1945:
Braunschweig gilt als Stadt der Flieger, seinen Anfang nahm diese Bedeutung
im Stadtteil Broitzem. Zwar wurde zunächst bei Bedarf der Exerzierplatz
an der Salzdahlumer Straße für Luftverkehr genutzt, der erste vollwertige
Flugplatz ist aber 1916 vom Militär auf einer geeigneten Fläche in Broitzem
errichtet worden.
Am 1. April 1917 verlegte die Fliegerersatzabteilung 7 von Köln auf den
hiesigen Platz. Mit dem Ende des I. Weltkrieges war zunächst aber auch
die Fliegerei wieder beendet. Teile des Flugfeldes sind zu Kleingärten
umgewandelt worden.
In
der ersten Hälfte der 1920er Jahre gab es nur wenige Flugbewegungen auf
dem Gelände. Das änderte sich 1925, nun war Braunschweig in die Linie
Bremen - Hannover - Leipzig von der Aero-Lloyd eingebunden. Einen richtigen
Aufschwung erfuhr die Anlage ab 1928. Die Deutsche Verkehrsfliegerschule
beschloß die Verlegung von Berlin-Staaken nach Braunschweig-Broitzem.
Für die neue Aufgabe sind umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt worden.
Das Flugfeld wurde erweitert, diverse Gebäude neu errichtet. Auch das
große dreiflügelige Hauptgebäude der Schule entstand zu dieser Zeit.
Die Maßnahmen hatten ihre Berechtigung, schließlich wurden ab 1929 sämtliche
Verkehrsflieger der Deutschen Lufthansa auf diesem Flugplatz geschult.
Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten hatte auch
für Broitzem einige Auswirkungen. Zunächst ging der Platz 1934 in den
Besitz des Reichsluftfahrtministeriums über. Die weiterhin zivile Schulung
von Fliegern tarnte nun aber vermehrt die geheime Ausbildung von Militärpiloten
der neuen Luftwaffe. Als nächstes folgte die offizielle Übernahme der
Einrichtungen durch die Reichsluftwaffe. Der zivile Flugverkehr mußte
nun endgültig weichen, für ihn baute die Stadt ab 18. Februar 1935 den
neuen Flughafen Braunschweig-Waggum.
Ebenfalls 1935 begann der Ausbau von Broitzem zum Fliegerhorst. Nun wurde
hier die Aufklärungsschule 1 stationiert. Sie war mit einer großen Bandbreite
verschiedener Flugzeugtypen ausgerüstet. Diese Schule blieb bis zum Beginn
des II. Weltkrieges am Ort, dann verlegte sie nach Großenhain in Sachsen.
Nachfolger in Broitzem wurde die Fallschirmschule III. Später waren verschiedene
Schulverbände auf dem Platz, Einsatzverbände nutzten die Anlage dagegen
selten. Der Deckname des Fliegerhorstes Braunschweig-Broitzem war „Brezel“.
Am 12. April 1945 besetzen Verbände der 9. US-Armee Braunschweig und
beendeten damit dem II. Weltkrieg auch für den Fliegerhorst.
Ab 1945:
Die US Army wurde am 5. Juni 1945 vertragsgemäß von den Briten als Besatzungsmacht
abgelöst. Diese stellten die Kasernengebäude in Broitzem als Notunterkünfte
für ehemalige Fremd- und Zwangsarbeiter zur Verfügung. Das Flugfeld
wurde nun größtenteils landwirtschaftlich genutzt, auch siedelten sich
wieder einige Kleingärten an. Die Einrichtungen im Flugbetriebsbereich
wurden demontiert und abgerissen.
Um 1960 wurden die zivilen Bewohner der Anlage in andere Wohngebiete
umquartiert. Später entstand auf dem ehemaligen Flugfeld eine neue Siedlung
des Stadtteils Braunschweig-Weststadt. Die Kasernenbauten dienten nun
teilweise der Bundeswehr als „Kaserne Broitzemer Straße“. Sie hatte in
einigen Blocks die Nachschubkompanie 20, das Sicherungsbataillon 1 und
Teile der Standortverwaltung untergebracht. Die Mehrzahl der Gebäude
blieb jedoch ungenutzt und verfiel zusehends. Teilbereiche konnten von
Firmen genutzt werden.
Im Jahre 1980 gab die Bundeswehr den Liegenschaft auf. Nun begann die
Sanierung der Bauwerke, um sie für eine neue zivile Nutzung herzurichten.
Verschiedene Firmen, Institute und Behörden wurden die neuen Besitzer
des früheren Fliegerhorstes. 1981 siedelte sich auch die Waldorfschule
in dem Komplex an. Bei dieser gemischten Verwendung ist es bis zum heutigen
Tage geblieben.
Zustand:
Die erhaltenen Gebäude sind größtenteils in gutem Zustand vorzufinden.
Interessant ist das Vorhandensein einer letzten Flugzeughalle. In ihr
befindet sich heute ein Getränkemarkt. Das Flugfeld ist durch die großflächige
Bebauung nicht mehr als solches erkennbar. Im Unterholz südöstlich
der erhaltenen Bebauung sind verschiedene Trümmer des Flugbetriebsbereichs
zu finden.
Zugang:
Auf dem gesamten Areal kann, natürlich außer Privatgrundstücken, alles
frei begangen werden.
Hinweis:
Für alle Flugplätze gilt:
Über die Flughäfen der Luftwaffe ist ein Buch mit zahlreichen zeitgenössischen
Standort-Skizzen erschienen:
Titel: Fliegerhorste
Autoren: Karl Ries und Wolfgang Dierich
Verlag: Motorbuch
ISBN: 3-613-01486-6
In diesem Buch ist vom Flugplatz Braunschweig-Broitzem
eine Skizze enthalten!
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Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Fotos:
Teilansicht des großen Hauptgebäude der Verkehrsfliegerschule von 1928
Beispiele für weitere Gebäude auf dem Gelände
Alle sind in der Flachdach-Bauweise ausgeführt
In diesem Block residiert heute die Walldorfschule
Auch dieser Bau wird von der Schule genutzt
Ein Magazingebäude
Einzelne Bauwerke machen einen verkommenen Eindruck
Diese renovierten Kfz-Hallen werden vom THW genutzt
Reste eines von der Bundeswehr errichteten Kraftstofflagers
Im Unterholz sind noch diverse Reste von gesprengten Betonbauten zu finden |