Rubrik: Munitionsproduktion | Translation: |
Das Marineartilleriearsenal Aurich-Tannenhausen |
Bis
1945: Im Rahmen der allgemeinen Aufrüstung in den 1930er Jahren entstand von Seiten der Marine die Forderung nach einem zusätzlichen Standort zur Munitionsproduktion und -lagerung in der weiteren Umgebung von Wilhelmshaven. Das Marine-Artillerie-Zeugamt Wilhelmshaven-Mariensiel bekam den Auftrag, nördlich von Aurich eine entsprechende Nebenstelle aufzubauen. Im Herbst 1936 erfolgte der Baubeginn in einem geeigneten Waldgebiet beim Ortsteil Tannenhausen. Hier entstanden zahlreiche Bauten für die unterschiedlichen Aufgaben des Arsenals. Verwaltungs- und Sozialgebäude, Werkstätten sowie Betriebs- und Versorgungseinrichtungen wurden errichtet. Für den Munitionstransport innerhalb der Anlage legte man ein ausgedehntes Schmalspur-Gleisnetz an. Ab Anfang 1940 stand auch ein Vollspur-Anschlußgleis zum Bahnhof Aurich zur Verfügung. Im Frühjahr 1938 konnte mit der Inbetriebnahme der ersten Munitionslagerhäuser der erste Bauabschnitt vollendet werden. Zu diesem Zeitpunkt standen 56 Lagerbunker bereit. In einer zweiten Bauphase nach Kriegsbeginn folgten weitere 71. Später sind noch 47 Bunker errichtet worden, so daß insgesamt 174 Munitionshäuser mit zusammen 29.690 m² Lagerfläche zur Verfügung standen. Zunächst als Nebenstelle der Wilhelmshavener Dienststelle geführt, wurde die Anlage 1941 zum selbständigen „Marine-Artillerie-Zeugamt Aurich-Tannenhausen“. Später folgte in der Marine eine allgemeine Umbenennung der Zeugämter in Arsenale. Mit Ausbruch des II. Weltkrieges stieg der Munitionsumschlag in Tannenhausen sprunghaft an. Eingelagert waren alle möglichen Munitions- und Explosivstoffsorten, von Gewehrpatronen über Treibladungen bis zu Granaten schwerer Kaliber. In einem abgelegenen Bereich sollen auch chemische Kampfstoffe deponiert gewesen sein. Der Aufbau der Munitionsfertigung hielt etwas länger an, im Februar 1942 wurde die erste eigene Munition ausgeliefert. Dabei handelte es sich zunächst um 2cm und 3,7cm Patronen. Ab Anfang 1943 ist nur noch Kaliber 12,8cm und größer produziert worden. Im Laufe des Jahres 1943 kam es während des Betriebes zu zwei Brand- bzw. Explosionsunglücken im Fertigungsbereich, bei denen es Tote und Verletzte gab. Das Personal des Arsenals bestand anfangs überwiegend aus dienstverpflichteten deutschen Männern und Frauen aus der Umgebung. Ab 1940 wurden vermehrt Fremd- und Zwangsarbeiter aus Belgien, Niederlande, Polen und der Sowjetunion eingesetzt. Schließlich kamen ab 1942 Kriegsgefangene der Roten Armee zum Einsatz. Zu Beginn des Jahres 1943 waren über 500 ausländische Arbeitskräfte beschäftigt. Zur Unterbringung existierten mehrere Barackenlager rund um die Anlage. Für die Fremd- und Zwangsarbeiter lag je eines jeweils vor der Westwache, Südwache und Ostwache. Westlich, an der Landstraße 7, lag das „Russenlager Tannenhausen“, in dem die Sowjetischen Soldaten einquartiert waren. Am Nordwestrand des Arsenals gab es das vormalige RAD-Lager in dem nun weibliche Zwangsarbeiter lebten. Die Versorgungslage für die Arbeitskräfte war sehr schlecht, es gab viele Tote. 1943 wurde ein Baustopp für alle begonnenen Erweiterungen verhängt, die allgemeine Kriegsentwicklung zeigte sich hierdurch deutlich. Während des gesamten Krieges gab es keinerlei Luftangriffe auf das Arsenal. Die Produktion und Einlagerung ist bis zum Frühjahr 1945 weitergeführt worden. Danach begann die Auslagerung von Munition nach Wilhelmshaven-Mariensiel. Eine Zerstörung aller Einrichtungen wurde von der Wehrmacht vorbereitet, aber nicht mehr durchgeführt. Mit der Kapitulation am 8. Mai 1945 ist das Marineartilleriearsenal Aurich-Tannenhausen geschlossen worden. Ab
1945: Zustand: Das gesamte Areal ist Militärischer Sicherheitsbereich und darf dementsprechend nicht betreten werden. |
Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps: |
|
Quellenangabe: - Niedersächsisches Umweltministerium: Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen - Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945 - Band 3: Niedersachsen II - Manfred Staschen: Chronik MMun Dp 2 |
||
Copyright: © by „Relikte
in Niedersachsen und Bremen“. Impressum & Datenschutz |
Seitenanfang |