Bis
1945:
Das Thema U-Boot-Bunkerwerft „Valentin“ ist auf drei Seiten aufgeteilt.
Neben dieser Hauptseite bietet eine weitere Innenansichten und
die dritte Seite zeigt das Bauprojekt.
In Bremen entstanden bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwei
Schiffbau-Betriebe, die in den Folgejahren zu bedeutenden Großwerften
aufwuchsen. Im Industriehafen, neben dem Stadtteil Gröpelingen, befand
sich die Aktien-Gesellschaft Weser, kurz „A.G. Weser“. In Vegesack war
der Bremer Vulkan beheimatet. Auf beiden Werften sind zu Zeiten des Kaiserreichs
und des III. Reichs Kriegsschiffe gebaut worden, darunter auch U-Boote.
Die Werft Bremer Vulkan wurde 1893 gegründet. Ihr Betrieb
befand sich ab 1895 auf dem Gelände, welches sie bis zur Schließung 1997
nutzte. Früher verlief die Grenze zwischen bremischem und hannoverschem
Gebiet durch das Werksgelände. Nach mehreren Erweiterungen erstreckte
es sich schließlich über fast 2 km entlang der Unterweser, in den Bremer
Ortsteilen Vegesack, Fähr-Lobbendorf und Blumenthal.
In relativ kurzer Zeit konnte sich die Werft etablieren. Sie schaffte
es, zu einer der bedeutendsten im Deutschen Reich zu werden. Zwischen
1909 und 1912 produzierte sie die höchste Schiffs-Tonnage aller deutschen
Werften. Während des I. Weltkrieges lief der zivile Schiffbau weiter.
Zusätzlich entstanden auch einige Kriegsschiffe: 11 Minensuchboote und
8 Unterseeboote. 1916 erwarb die Familie Thyssen den Mehrheitsanteil
der Aktien, und war damit in der Lage, die Aktivitäten der Werft zu steuern.
Nach dem I. Weltkrieg konnte der Betrieb seine Arbeiten auf dem zivilen
Sektor ungemindert weiterführen. Selbst die 1929 beginnende Weltwirtschaftskrise
wurde erfolgreich überstanden.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933, baute
man beim Bremer Vulkan zunächst weiterhin ausschließlich zivile Schiffe.
Der größere Teil der hier entstandenen Neubauten konnte durch niedrige
Preise ins Ausland verkauft werden. Die Kalkulation hatte hauptsächlich
den Effekt, Devisen einzunehmen, die vom Deutschen Reich benötigt wurden.
Kurz vor Beginn des II. Weltkrieges sollte der Betrieb nun auch in den
militärischen Sektor einsteigen. Insbesondere die bereits im I. Weltkrieg
erworbenen Kompetenzen für die Herstellung von U-Booten wollte die Marine
nutzen. Der Hauptaktionär Thyssen hatte jedoch verfügt, daß die Werft
sich ausschließlich dem zivilen Bereich widmete. Zur Verschleierung gründete
man 1938 als Tochtergesellschaft die Vegesacker Werft GmbH, die das gleiche
Betriebsgelände nutzte. Der Bremer Vulkan stellte der Tochter zunächst
zwei Hellinge und einige Gebäude mit erforderlicher Ausstattung zur Verfügung.
Ab 1939 lief der Bau von U-Booten der Typen VII B und VII C. 1940 kam
der zivile Schiffbau weitgehend zum Erliegen. Bis 1944 entstanden 74
Unterseeboote. Drei weitere hatte man begonnen, die Vorhaben wurden jedoch
im September des Jahres eingestellt. Dieses geschah, um Kapazitäten für
einen neuen U-Boot-Typen freizuschaffen.
Seit 1943 gab es im Deutschen Reich Planungen und Erprobungen
für ein nach neuestem Stand entwickeltes Unterseeboot. Dieser Typ XXI bot gravierende Verbesserungen in allen Leistungsdaten. Er konnte länger als
bisherige Typen tauchen und unter Wasser schneller fahren als aufgetaucht.
Auch die Produktion hat man sehr innovativ konzipiert. An Stelle des
bisherigen Verfahrens, bei dem ein Boot von der Kiellegung bis zum Stapellauf
auf einer Helling verblieb, wurde eine Sektionsbauweise eingeführt. Es
sollten acht Sektionen plus Turm durch verschiedene Betriebe gebaut werden.
Nach Anlieferung der Segmente zu einer Endmontage-Werft, konnte dort
die Fertigung durch zusammenfügen in Serie erfolgen.
Im Verlauf des II. Weltkrieges wurde die Rüstungsindustrie
vorrangiges Angriffsziel der Alliierten. In einer Vereinbarung zwischen
den Briten und den USA hatte man eine Liste festgelegt, die Ziele nach
Prioritäten sortierte. An erster Stelle standen darauf die Werften mit
U-Boot-Produktion. Mehrere Bombardierungen trafen auch die beiden Bremer
Großwerften. Der schwerste Angriff auf das Gelände des Bremer Vulkan,
am 18. März 1943, ergab 108 Tote und 103 Verletzte. Die Produktionsanlagen
erlitten Schäden. Allerdings konnte der Betrieb bis ins letzte Kriegsjahr
aufrecht erhalten werden.
Der Typ XXI befand sich ab Frühjahr 1944 bei drei Werften auf den ungeschützten
Hellingen in Produktion. Dieses waren die Betriebe „A.G. Weser“ in Bremen,
Blohm & Voss
in Hamburg und die Schichau-Werft in Danzig. Die Vegesacker Werft GmbH
hatte die Herstellung von Sektionen aufgenommen. Sie lieferte 282 Sektionen:
Nr. 3 = Dieselmotorenraum, 5 = Zentrale und 6 = vorderer Wohnraum. Auch
die Türme hat man hier gefertigt.
Um den Herstellungsbetrieb fortführen zu können, führte die
Kriegsmarine ab 1942 Planungen, die gesamte Fertigung in verbunkerte
U-Boot-Werften zu verlagern. Zunächst sollten diese direkt auf oder neben
den vorhandenen Werftgeländen errichtet werden. Für die „A.G. Weser“
lief das Projekt „Weser I“, später als „Werner“ bezeichnet, angesiedelt in unmittelbarer Nachbarschaft der Werft im Industriehafen.
Beim Bremer Vulkan wurde der Bunker „Weser II“ angedacht. Die Werft wehrte
sich jedoch dagegen. Vor allem wollte man sich für spätere Zeiten das
Betriebsgelände nicht durch einen riesigen Bau versperren lassen. Erster
Vorschlag des Werftdirektors war, den Bunker direkt gegenüber dem Werftgelände
auf der westlichen Weserseite zu errichten. Das lehnte jedoch die Kriegsmarine
ab. Im Dezember 1942 reichte die Werft den Vorschlag nach, rund 8 km
weserabwärts zum Dorf Rekum auszuweichen. Dem ist zugestimmt worden.
An der Stelle gab es mehrere Vorteile. Von der Randlage, die bremische
Landesgrenze ist nur 1 km entfernt, versprach man sich eine geringere
Gefährdung bei Bombenangriffen. Von den Standorten Hamburg und Kiel war
bekannt, daß bei Bombardierungen der Städte die U-Boot-Bunker mit getroffen
wurden, obwohl sie nicht das explizite Ziel des Angriffs waren.
Ein wichtiger Faktor in Rekum ist die Anwesenheit von Baufirmen gewesen,
die dort in der Nähe an den Tanklagern der Wifo und
der Kriegsmarine arbeiteten. Außerdem gab es für diese Projekte im Umfeld mehrere Arbeitslager. Auch die Infrastruktur war dazu bereits leistungsfähig ausgebaut. Die Strecke
der Kleinbahn Farge-Wulsdorf lag nur wenige hundert Meter von den Bauvorhaben
entfernt. Die Kleinbahn hatte 1938 die Nutzung zwischen Farge und Sandstedt
eingestellt, ab Neuenkirchen Richtung Norden hat man die Gleise abgebaut.
Den Abschnitt zwischen Farge und Neuenkirchen übernahm nun die Kriegsmarine
zur eigenen Nutzung, einschließlich umfangreicher Ergänzungen. Daneben
gab es für die Tanklager-Baustellen ein sehr umfangreiches Schmalspur-Gleisnetz,
das flexibel verlegt werden konnte. An der Weser ist ein Schiffsanleger
eingerichtet gewesen, zur Heranführung von Massengütern wie Kies und
Zement.
Für die Mehrzahl der U-Boot-Bunker wurden Tarnnamen festgelegt.
In der ersten Zeit 1940/41 waren es nur geringfügig verschleiernde Bezeichnungen,
die der Örtlichkeit entnommen worden sind. So gab es in Hamburg den Bunker
„Elbe“, in Hamburg-Finkenwerder den Bunker „Fink“ und auf Helgoland den
Bunker „Nordsee“. In Bremen plante die Marine die bereits erwähnten Bunker
„Weser I“ und „Weser II“.
In der zweiten Phase ab 1943 verwendete man bei Neubauten weitgehend
männliche Vornamen, der erste Buchstabe war an den Ort oder die Werft
angelehnt. So gab es in Kiel die Bunker „Kilian“ und „Konrad“, sowie
geplant „Kaspar“. In Wedel bei Hamburg wurde für „Wenzel“ die Baugrube
ausgehoben. „Valentin“ wird für Vulkan stehen.
Schließlich folgten bei drei Großwerften Planungen und Arbeiten, um dortige
große Baudocks zu U-Boot-Bunkern umzubauen. Für diese Projekte wählte
man Tarnnamen aus dem Insektenreich. Begonnen wurden die Bunker „Hornisse“ bei
der „A.G. Weser“ in Bremen, und „Wespe“ in Wilhelmshaven. Im Planungsstand stehen blieb in Hamburg der Umbau des Baudock
XVII bei Blohm & Voss zum Bunker „Hummel“.
Im April 1943 führte man in Rekum Bohrungen zur Untersuchung
des Baugrundes durch. Das Ergebnis zeigte genügend Tragfähigkeit. Es
konnte sogar auf eine durchgehende Fundamentplatte verzichtet werden.
11-12 m breite Streifenfundamente boten genügend Stabilität, das ergab
eine Einsparung von 80.000 m³ Beton. Nur im Bereich des Tauchbeckens
war eine massive Bodenplatte erforderlich.
Der Bunker wiegt im erreichten Stand ca. 1.200.000 t. An den Fundamentkanten
wird eine Bodenpressung von 70-85 t pro Quadratmeter veranschlagt. Die
zu erwartende Setzung ist mit 15 cm berechnet worden. Tatsächlich sank
das Bauwerk laut einer Messung von 1948 um 27 cm ein, immerhin fast doppelt
so tief. Allerdings bedeutete dieser Wert kein größeres Problem für den
Bunker. Im Untergrund befinden sich an den Übergängen zwischen den Baublöcken
zur Abdichtung Warzenbleche aus Aluminium. Durch ungleichmäßiges Einsinken
entstanden hier Undichtigkeiten, die schon bald zum Eindringen von Grundwasser
in Tauchbecken und Keller führten.
Ab Mai 1943 richteten sich die beteiligten Firmen vor Ort ein. Die Erdarbeiten
starteten im Juli. Weitere Angaben über die Baustelle sind auf einer separaten
Seite zu finden.
Der Bunker entstand als Eigentum der Kriegsmarine. Den Werft-Betrieb
sollte der Bremer Vulkan bzw. dessen Tochter, die Vegesacker Werft GmbH
durchführen. Sie hätte eine Arbeitsgemeinschaft mit der „A.G. Weser“
gebildet, da deren Personal bereits weitergehende Kenntnisse in der Montage
des Typs XXI besaß. Die Planung des Bauwerks lag in Hand des Ingenieurbüros
Agatz-Bock-Maier. Das Büro stellte für die Bauleitung ihren Mitarbeiter
Erich Lackner ab. Die Marine hatte vor Ort die Oberbauleitung Unterweser
untergebracht. Im Oktober 1944 ging diese Aufgabe an die Organisation
Todt (OT) über, fortan gab es dementsprechend die OT-Oberbauleitung Unterweser.
Der Bunker war als Endmontage-Werk für die Unterseeboote des
Typs XXI konzipiert. Es sollten U-Boote ausschließlich den Bunker verlassen,
und nicht einfahren. Die Größe und Auslegung des Bauwerks war auf diesen
Typen abgestimmt. Man plante einen Fertigungsbetrieb in zwei Schichten
zu 10 Stunden an allen 7 Tagen der Woche. Zwischen zwei Schichten stand
ein Zeitfenster von 2 Stunden zur Verfügung, in dem alle Boote auf den
jeweils nächsten Taktplatz verholt werden könnten. Das wäre etwa jeden
zweiten Tag erfolgt. Für den Bau eines Bootes sind 64.000 Arbeitsstunden
angesetzt gewesen. Bis zu 4.500 Kräfte wären dafür erforderlich. An einem
U-Boot mußte man etwa 25-30 Tage arbeiten. In einer Woche sollten 3 bis
4 Exemplare fertiggestellt werden, entsprechend pro Monat 12 bis 14 Boote,
bzw. 150 pro Jahr.
Im Inneren gab es vier Trakte mit je drei Arbeitsplätzen für die Taktbauweise.
Diese ergaben eine Gesamtlänge von 1040 m. Ergänzend kamen weitere Flächen
und das Tauchbecken hinzu. Eine genauere Beschreibung des Innenraums
zeigt eine separate
Seite.
Die größten Bauteile, die angeliefert werden mußten, waren die acht Sektionen,
der Turm und der Dieselmotor. Turm und Motor kämen über die Eisenbahn
in den Bunker. Die acht Sektionen hätte man auf dem Wasserweg von anderen
Schiffbaubetrieben herangeschafft. Zur Verbringung in den Bunker sollten
die Frachtschiffe oder Pontons in das Schleusentor einfahren. Dahinter
war ein 200 t tragender Kran vorgesehen, der die Sektion auf eine Transport-Plattform
heben konnte. Im südlichen Trakt des Bunkers gab es eine Stellfläche
zur Bevorratung von Segmenten für zwei Boote, entsprechend 16 Stück.
Die Ausmaße des „Valentin” sind gewaltig: Länge 426 m, Breite
Ostwand 67 m, Westwand 97 m, Höhe bis 33 m, Tiefe im Bereich des Tauchbeckens
fast 17 m. Die Stärke der Außenwände und Abschlußdecke beträgt regulär
4,5 m Stahlbeton. Eine Verstärkung mit einer nicht armierten Zerschellerschicht
auf 7 m ist in Teilen noch durchgeführt worden. Auf dem Dach immerhin
über rund einem Drittel der Fläche. An den Außenwänden dagegen nur in
geringem Umfang: An der Nordwand auf 40 m sowie an der Südwand auf nur
15 m Länge. Die inneren Stützwände wiesen eine Dicke von 2 m auf. Das
Ganze bedeckt 35.375 m² Grundfläche. Der umbaute Raum umfaßt 520.000
m³. Nach dem weltweit größten U-Boot-Bunker in Brest/Frankreich mit 508.540
m³ Betonverbrauch, liegt der „Valentin” mit 450.000 m³ verbautem Beton
an zweiter Stelle.
Bei der Planung des Bauwerks konnten diverse Erkenntnisse aus den bereits
bestehenden U-Boot-Bunkern einfließen. Eine Schwachstelle aller Bunker
sind die Öffnungen. Beim „Valentin” ist deshalb für die Verbindung zum
Fluß nur ein einzelnes Tor vorgesehen worden. Dazu kam eine Sektionsöffnung
in der Südwand, über die Boots-Segmente zur Zwischenlagerung ins Freie
oder in eine für spätere Zeiten geplante anschließende Sektionshalle
geschafft werden könnten. Es gibt drei Eisenbahn-Einfahrten, neben denen
jeweils ein kleiner Personeneingang mit 90° abgewinkeltem Zugang liegt.
Zwischen Werkstätten- und Montageteil sollte die Haupt-Eisenbahntrasse
mit zwei Gleisen durchführen. Für diese gab es entsprechend breite Tore
in der Nord- und Südwand. Dazu kommt ein weiteres Eisenbahntor an der
Seite der Südhalle. Alle Öffnungen sollten mit massiven Toren geschützt
werden. Die bis heute vorhandene große Öffnung an der Ostseite
des Tauchbeckens hätte man am Ende der Bauphase noch mit der üblichen
Wandstärke verschlossen. Es gibt bis heute mehrere kleine Öffnungen in
den Außenwänden auf Bodenhöhe. Sie dienten dem Materialtransport in der
Bauphase. Auch hier wäre zur Vollendung der Verschluß mit Stahlbeton
erforderlich.
Die Bauarbeiten sind mit enormer Geschwindigkeit durchgeführt
worden. Die erforderlichen Erdarbeiten begannen an der Ostseite und wurden
Richtung Westen vorangetrieben. Insgesamt sind dabei rund 400.000 m³
zu bewegen gewesen. Während man auf der westlichen Seite noch die Baugrube
aushob, konnte am Ostende bereits mit den Beton-Arbeiten begonnen werden.
Im Jahr 1944 lief die Hauptphase, bei der bis zu 8.000 Menschen pro Tag
mit dem Bauvorhaben beschäftigt gewesen sind. Es wurde in Tag- und Nachtschichten
zu 10-12 Stunden rund um die Uhr gearbeitet. Dabei ist auf die Kräfte
ein dementsprechend großer Druck ausgeübt worden. Möglich war diese immense
Geschwindigkeit nur durch den Einsatz tausender Zwangsarbeiter und Kriegsgefangener.
Mehr als 1.600 von ihnen kamen zu Tode, als Folge von Unfällen, Unterernährung
und Krankheiten. Der Baustelle widmet sich eine weitere Seite. Und es gibt eine separate Seite, die über die Unterbringung und Lebensbedingungen der hier beschäftigten Menschen
berichtet.
Am und beim Bunker „Valentin” sollten weitere Objekte entstehen.
Die in der südlichen Wand ausgesparte große Sektionsöffnung wollte man
zunächst nutzen, um bei Platzmangel außerhalb des geschützten Bauwerks
weitere Sektionen zu lagern. Im Umfeld des Bunkers wäre der einzige Schutz
die Abdeckung mit Tarnmatten gewesen. Ein Manko, welches nicht von Dauer
sein durfte. Demensprechend war vorgesehen, unmittelbar an der Südwand
eine Sektions-Lagerhalle zu errichten. Sie hätte 270 m Länge und 32 m
Breite aufgewiesen, und im Inneren ein eigenes kleines Hafenbecken bekommen,
über das die Sektionen umgeschlagen werden konnten.
Nördlich des Bunkers ist das Projekt „Valentin II” begonnen worden. Hier
sollte ein großer U-Boot-Bunker mit Naß-Liegeplätzen entstehen. Es gibt
Aussagen, eine Monatsproduktion aus der Bunkerwerft hier aufnehmen zu
können, das entspräche 14 Booten. Ob man die dafür erforderlichen großen
Dimensionen wirklich realisiert hätte, bleibt unklar. Der „Valentin II”
war für die Restarbeiten an den Booten und die Übergabe an Besatzungen
vorgesehen. Ein erster Streifen für ein Fundament im Abstand von 80 m
zum „Valentin” ist ausgehoben worden. Ob der „Valentin II” direkt an
den vorhandenen Bunker anschließen sollte, oder eine Lücke zwischen beiden
Bauten vorgesehen war, läßt sich nicht mehr ermitteln. Soweit die Baugrube
Rückschlüsse auf die Auslegung zuläßt, hätte die westliche Wand mit den
Einfahrten sich in einer Flucht mit der Westwand des „Valentin” befunden.
Die 1943 begonnene Bucht für die Bunkerwerft wäre dazu
Richtung Norden erheblich zu vergrößern.
An dieser Stelle soll mit abstrusen Gerüchten aufgeräumt werden, die
man in den vergangenen Jahrzehnten gehört hat: Die U-Boote wären nicht
im Tauchbecken des „Valentin” abgetaucht und in der Weser wieder aufgetaucht,
um den Deich zu unterqueren. Und sie wären auch nicht getaucht Richtung
Nordsee gefahren. Das Fahrwasser der Unterweser hatte seinerzeit eine
Tiefe von 8 m, das U-Boot Typ XXI maß bis zur Oberkante des Turms 11
m!
Ab Ende 1944 verlangsamten sich die Baufortschritte deutlich.
Es wurde immer schwieriger, die benötigten Materialien heranzuschaffen.
Bei Baubeginn ist noch eine Fertigstellung des Bunkers im Oktober 1944
geplant gewesen. Dieses mußte man zunächst auf April 1945 verschieben,
aber auch der Termin hätte nicht gehalten werden können. Immerhin war
der Beton-Körper am Ende zu 90% fertiggestellt. Ab Herbst 1944 ist an
den Inneneinrichtungen gearbeitet worden. Im Februar des Folgejahres
brachten die Werften Bremer Vulkan und „A.G. Weser“ erste Werkstätten
im „Valentin” unter. Auf dem Dach lief die Verstärkung auf 7 m.
Trotz der prekären Lage starteten im Frühjahr noch Erdarbeiten für den
„Valentin II”. Mitte März 1945 kamen Pläne auf, im Bunker U-Boote mit
der Alberich-Gummibeschichtung zu bekleben. Dafür wäre der Durchstich
vom Tauchbecken zur Weser erforderlich. Dieser kam jedoch nicht mehr
zur Ausführung, eine Verbindung zwischen Bunker und Fluß hat bis in die
Gegenwart nie bestanden. Eine weitere Idee sah vor, im Bunker eine Akkumulatoren-Fertigung
aufzubauen.
Die Alliierten beobachteten mittels Luftbildern die Fortschritte auf
der Baustelle in Rekum, ohne einzugreifen. Sie ließen die Deutschen bis
fast zur Fertigstellung schaffen, da klar war, daß das Großprojekt viele
Ressourcen bindet. Im Umfeld des Bunkers wurden mehrere Türme in Holzbauweise
aufgestellt, auf die man Flugabwehrkanonen mit Kaliber 2 cm aufsetzte.
Sie konnten lediglich gegen tief fliegende Angreifer wirken, und sollten
die zahlreichen größeren Flak-Stellung
im Großraum Bremen ergänzen. Einsätze für die leichte Flak gab es vermutlich keine. Erst am 27.
März 1945 erfolgte ein Angriff von 18 Bombern der Royal Air Force, die
unter anderem 13 „Grand Slam”-Bomben mit je 10 t Gewicht abwarfen. Nur
zwei trafen den „Valentin”, sie schlugen über den Taktplätzen 5 und 6
ein und explodierten in der dort noch nicht auf 7 m verstärkten Decke.
Dabei rissen sie je ein Loch von 8 m Durchmesser in das Dach. Die weiteren
Bomben trafen den Bunker nicht, richteten aber starke Zerstörungen auf
dem Baustellengelände an. Am 30. März folgte noch ein weiterer Angriff
von 31 Bombern der US Air Force, welche „Disney”-Bomben abwarfen. Diese
wogen nur 2 t, hatten aber einen Raketenantrieb für eine hohe Einschlags-Geschwindigkeit.
Sie erbrachten an der Bunkerwerft keine Durchschläge.
Als Folge der beiden Angriffe mußten die Arbeiten auf der Baustelle des
„Valentin” deutlich reduziert werden. Das Ingenieurbüro Agatz-Bock-Maier
erstellte schon am 1. April eine Skizze mit dem Vorschlag, wie die Löcher
massiv mit Stahlbeton abzudichten sind. Dazu kam es jedoch nicht mehr.
In den nächsten Tagen wurden die Kriegsgefangenen und Häftlinge aus den
Arbeitslagern abgezogen. Damit stand ein großer Teil der Arbeitskräfte
nicht mehr für den Bunker-Bau zur Verfügung.
Zum Kriegsende eroberten die Briten die Stadt Bremen in mehrtägigen
Kämpfen bis zum 27. April 1945. Sie besetzten das Stadtgebiet, allerdings
nur südlich der Lesum. Deutsche Truppen blieben bis zum 3. Mai nördlich
der Lesum, vereinzelt ist noch geschossen worden. Dann zogen sich die
Verbände Richtung Norden zurück. Die Briten überschritten weiterhin nicht
die Lesum, dies geschah erst, nachdem am 8. Mai die Teilkapitulation
der Wehrmacht für Nordwestdeutschland wirksam wurde. Im Bereich Schwanewede
und Rekum traf britisches Militär sogar erst am 11. Mai ein.
Ab 1945:
Am 20. Mai 1945 übernahmen die USA das Gebiet als abgesetzten Teil ihrer
Besatzungszone, die „Bremen Enclave”. Gleichzeitig erlaubten sie den
beteiligten Firmen wieder den Zugang zum Bunker. In den Monaten bis
zum Jahresende bauten die Werften ihre Einrichtungen aus. Die Baufirmen
holten ihre Ausrüstungen und Material ab. Im Folgejahr konnten Schrotthändler
alle erreichbaren Metallteile bergen und verwerten. Der Abtransport
von Sand und Kies ist über mehrere Jahre gestreckt worden.
Es lag im Interesse des Militärs aus Großbritannien und den
USA, Erkenntnisse aus dem Bunker „Valentin” zu ziehen. Das deutsche technische
Personal wurde entsprechend verhört, verfügbare Unterlagen sichergestellt.
Besondere Aufmerksamkeit galt den Auswirkungen der Bombenangriffe vom
27. und 30. März. Die Alliierten mußten erkennen, daß keine ihrer Bomben
den angestrebten Zweck erfüllt hatte. Grundsätzlich sollten diese Bomben
die Decken durchschlagen und erst im Innenraum ihre Sprengladung zünden,
um darin die größten Zerstörungen anzurichten. Aber das hatte keiner
der Treffer bewirkt. Bei den zwei Durchschlägen der RAF war die Sprengladung
bereits in der Decke explodiert. Von den Bomben der US Air Force konnte
keine die Decke durchdringen.
Die Briten hatten bereits im Juni 1945 Bombenabwürfe zu Testzwecken auf
den V2-Bunker bei Watten in Nordfrankreich durchgeführt. Dort war allerdings
das Bauwerk aufgrund seiner kleinen Abmessungen für Tests wenig geeignet.
Im August 1945 vereinbarte Großbritannien mit den USA weitere Probeabwürfe
– diesmal auf den „Valentin” in Rekum. In dem Monat sind 5 Bomben vom
Typ „Tall Boy”, mit 5,4 t Gewicht auf den hiesigen Bunker abgeworfen
worden, von denen 4 das Bauwerk trafen. Außerdem 13 mit 0,9 t deutlich
leichtere Bomben, mit 7 Treffern. Alle Bomben hatten keine Zünder, es
sollte nur das Verhalten beim Einschlag in die Decke geprüft werden.
Gemeinsam begannen im März 1946 die Royal Air Force die Operation Front
Line und die US Army Air Force das Projekt Ruby. Neben dem hiesigen „Valentin“
wurde als Ziel auch der U-Boot-Bunker „Nordsee“ auf Helgoland bestimmt.
Dabei warf man in Rekum nur Bomben ohne Sprengladung ab, hier sollte
das Verhalten beim Durchschlag ermittelt werden. Auf Helgoland sind Bomben
mit Sprengladung, aber ohne Zünder geworfen worden, um das Verhalten
der Ladungen beim Durchschlagen zu prüfen.
Zwischen 17. März und 28. Juli 1946 wurden in zahlreichen Anflügen auf
den „Valentin“ insgesamt 128 Bomben abgeworfen. Die Royal Air Force setzte
Bomber vom Typ Lancaster ein, die vom Flugplatz RAF Mildenhall in Großbritannien
starteten. Die US Army Air Force flog mit B-17 und B-29 ab dem Flugplatz
RAF Marham.
Im Umfeld des „Valentin“ hatte man zu den Abwürfen eine Sicherheitssperrzone
mit 450 m Durchmesser eingerichtet. Da die Maschinen in großer Höhe flogen,
meist in 3.000 oder 6.000 m, sind die Bomben bereits kilometerweit vor
dem Ziel ausgeklinkt worden. Filmaufnahmen aus einem Bombenschacht zeigen,
daß dabei gerade der dicht besiedelte Ortsteil Lüssum-Bockhorn überflogen
wurde. Beim Anflug aus der Gegenrichtung geschah gleiches über Elsfleth.
Die Genauigkeit solcher Abwürfe war mäßig. Dokumentiert ist, daß von
98 Bomben nur 40 das Bauwerk trafen. Immerhin kam es aber zu keinen Fehlwürfen,
die die Siedlungen getroffen hätten.
Es sind wieder die schwersten bei RAF und USAAF vorhandenen Bombentypen
abgeworfen worden: 10 t wiegende „Grand Slam”, in den USA als T14 gefertigt,
und 5,4 t wiegende „Tall Boy”, in den USA als T10 produziert. Ebenfalls
10 t wies die Bombe T28 „Amazon” auf. Dazu kamen kleinere Typen: Die
2 t wiegende „Disney”-Bombe mit Raketenantrieb, und eine daraus abgewandelte
mit 0,75 t deutlich leichtere Variante. Sowie die 0,9 t wiegende Bombe
M103.
Das Project Ruby wurde im Oktober 1946 beendet. Im Abschlußbericht hat
man festgehalten, daß keine der Bomben die auf 7 m verstärkte Decke des
„Valentin“ durchschlagen konnte. Bei der Nutzung von Raketenantrieben
an den Disney-Bomben ergaben sich diverse technische Probleme. Somit
bestand der Bedarf, die Technik dieser „Bunker-Brecher“ weiter deutlich
zu verbessern.
Die Entwicklung führte zu den Bomben T28E1 „Amazon II”, mit 11,3 t Gewicht,
sowie der 11,4 t wiegenden T28E2 „Samson”. Für deren Erprobung wurde
1949 noch einmal der Bunker „Valentin“ als Ziel ausgewählt. Das Project
Harken startete, auch als Ruby II bezeichnet. Die Anzahl der abgeworfenen
Bomben war diesmal deutlich geringer: 15 „Amazon II”, von denen 5 den
Bunker trafen, und 9 „Samson” mit 4 Treffern. Das Ergebnis ist ähnlich
wie 1946 gewesen. Die 4,5 m-Decke konnte durchschlagen werden, nicht
aber die 7 m-Decke. Immerhin erreichte eine der Samson-Bomben eine Eindringtiefe
von 5,9 m. Solche Einschläge führten zu deutlichen Ausbeulungen an der
Innenseite der Bunkerdecke. In allen Bomben befand sich wieder keine
Sprengladung. Der Abwurf erfolgte aus 5.000 m Höhe. Eingesetzt waren
B-29-Bomber, die vom US-Militärflugplatz im bayerischen Giebelstadt starteten.
Das Dach wies nun neun Durchschläge und zahlreiche Einschlagskrater unterschiedlicher
Tiefe auf. Damit endete die Nutzung des „Valentin“ als Bombenziel. Es
war ohnehin nicht mehr tragbar, daß vier Jahre nach Kriegsende noch Bomben
abgeworfen wurden, in wenigen hundert Metern Abstand zu Wohnsiedlungen.
Außerdem nutzte das US-Militär inzwischen das keine 2 km entfernt, und
in der Anflugschneise liegende Wifo-Tanklager in
Farge, als wichtigsten Stützpunkt für Umschlag und Einlagerung von Treibstoff
in Deutschland. Insbesondere während der Luftbrücke zur Versorgung Berlins
1948/49 war dieses Objekt von strategisch besonderer Bedeutung.
Eine angedachte komplette Sprengung des „Valentin“ hatte das
Militär schon frühzeitig nicht weiter verfolgt. Dieses hätte zu großen
Schäden in den umliegenden Wohngebieten geführt. Auch das nur 1,7 km
südlich gelegene Kraftwerk Farge durfte nicht gefährdet werden. So hat
man im Bunker lediglich die Kaimauer des Tauchbeckens gesprengt, die
einzige Maßnahme zur Unbrauchbarmachung.
In den 1950er Jahren liefen von Seiten der Stadt Bremen Überlegungen,
was mit dem Bauwerk geschehen soll. Planungen, den Bunker mit Trümmerschutt
aus der Stadt Bremen zuzuschütten, sind aufgrund zu hoher Kosten verworfen
worden. Auch der Umbau zu einem Kühlhaus, oder sogar um darin einen Atomreaktor
unterzubringen, war nicht sinnvoll. Schon in den ersten Jahren nach dem
Krieg liefen das Tauchbecken und der Keller unter dem Werkstättenteil
aufgrund nicht funktionierender Abdichtungen mit Grundwasser voll. Die
kursierende Aussage, daß dieses durch die große Sturmflut von 1962 erfolgte,
ist nicht richtig. Die Eingänge des Bunkers hat man nun 2 m hoch zugemauert,
um den unbefugten Zutritt zu unterbinden. Auf dem früheren Baustellengelände
ist der Schutt beseitigt worden. Die nördliche Fläche konnte wieder der
Landwirtschaft zugeführt werden. Der südliche Teil blieb bis in die Gegenwart
ungenutzt. Es entwickelte
sich dort ein Biotop, welches heute das Naturschutzgebiet „Valentinwildnis“
bildet.
Weitere Planungen der Stadt waren ab 1960 hinfällig. Ende
des Jahres übernahm die Bundeswehr das ohnehin im Staatseigentum befindliche
Objekt. Allerdings ist die künftige Nutzung zunächst noch nicht festgelegt
gewesen. In den Überlegungen war auch ein Bekleidungslager möglich. Es
fiel schließlich die Entscheidung, ein Depot für die Bundesmarine einzurichten.
Im Herbst 1964 begannen die Arbeiten. Im östlichen Teil des Bunkers wurden
rund 40% der Gesamtfläche für die neue Aufgabe ausgebaut. Dieser Bereich
verfügt weitgehend über die 7 m starke Decke, welche keine Durchschläge
aus den Bombardierungen aufwies. Die westlichen 60% des Bunkers hat man
nicht für das Depot vereinnahmt, da in dem Teil neun Bombendurchschläge
und diverse weitere Ausbeulungen in der Decke sind. Der finanzielle Aufwand
für deren Beseitigung wäre zu groß. Über den zwei großen Durchschlagslöchern
vom Ruinenteil sind quadratische Abdeckungen gebaut worden, um das Eindringen
von Regenwasser zu reduzieren.
Im Dach über dem Depotteil mußten zahlreiche Risse abgedichtet werden.
Im Inneren bekam der Boden Auffüllungen, um eine ebene Fläche zum Abstellen
von Material zu schaffen. Die Geschoßdecken im früheren Werkstättenteil
bekamen neue Aufzüge und Heizung, ein Zwischengeschoß wurde abgerissen.
Im Außenbereich ist ein Zaun zur Absicherung des militärischen Sicherheitsbereichs
gezogen worden, der eine größere Fläche umfaßte. Richtung Westen schirmte
der Zaun das Außengelände zunächst nur bis zur Grenze zum Ruinenteil
ab. Im Westen konnte man lange Zeit bis an den Bunker herantreten. Im
Inneren trennte nur eine mit Stacheldraht bewehrte 2 m hohe Mauer den
Depotteil vom Ruinenteil ab. Erst 1978 errichtete die Bundeswehr die
noch heute vorhandene bis zur Decke reichende Wand. Damit war das Depot
nicht mehr der Kälte aus dem Ruinenteil ausgesetzt. Der Außenzaun ist
schließlich bis zum westlichen Ende des Bunkers verlängert
worden.
Am 1. Oktober 1966 erfolgte die offizielle Inbetriebnahme. Die Dienststelle
in Rekum wurde stets als Außenstelle des in Wilhelmshaven beheimateten Marinematerialdepots
2 geführt. Ab 1971 trug sie die Bezeichnung Teildepot. In der ersten Zeit sind
Artikel für diverse Schiffstypen eingelagert gewesen. Später kam eine
Spezialisierung auf Ersatzteile für Flugzeuge und Hubschrauber der Bundesmarine.
Das Objekt ist das einzige Materialdepot der Marine im Elbe-Weser-Dreieck
gewesen. Es war aus logistischen Gründen sinnvoll, Nachschub für die
ebenfalls in diesem Gebiet stationierten Marineflieger hier in Rekum
einzulagern. Das Marinefliegergeschwader 3 ist auf dem Fliegerhorst Nordholz beheimatet. Über Jahrzehnte lief der Depot-Betrieb im „Valentin“.
Ab 1993 konnte ein Zivilbeschäftigter des Marinedepots Besucher-Führungen
durch das Gebäude gestalten. Eine ungewöhnliche temporäre Nutzung fand
Zwischen 1999 und 2005 statt. Dabei ist im Ruinenteil das Theaterstück
„Die letzten Tage der Menschheit“ aufgeführt worden. Zu 125 Aufführungen
kamen insgesamt über 40.000 Gäste. Das Programm wurde eingestellt, da
der finanzielle Aufwand für die alle zwei Jahre durchzuführende Prüfung
und Sicherung der Ruine gegen abfallende Betonteile zu groß war. Seit
2005 steht der Bunker unter Denkmalschutz.
Zum Ende des Jahres 2010 gab die Bundeswehr im Rahmen von
Umstrukturierungen und Reduzierungen die Liegenschaft auf. Die Räumung
des Standortes wurde der Stadt Bremen zeitig mitgeteilt. Es starteten
nun Planungen, wie das Bauwerk zukünftig zu nutzen sei. In den Mittelpunkt
gestellt werden sollte die Dokumentation und Erinnerung an den Menschen-vernichtenden
Einsatz von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen während
des Baus des „Valentin“.
In Bremen ist nach dem II. Weltkrieg die Geschichte des Bunkers weitgehend
verdrängt oder sogar verklärt worden. Anfang der 1950er Jahre fiel die
Bezeichnung „Achtes Weltwunder“. Dagegen waren bei den ehemaligen Zwangsarbeitern
die Erinnerungen natürlich weiterhin sehr präsent. Bereits 1958 wurde
ein Zusammenschluß ehemaliger Gefangener des KZ Neuengamme gegründet,
die Amicale Francais de Neuengamme. Ab Anfang der 1960er Jahre führte
der Verbund Gedenkfahrten nach Norddeutschland durch, so auch zum Bunker
„Valentin“. Erst in den 1970er Jahren kam das Thema auch in der deutschen
Bevölkerung ins Blickfeld. Im September 1983 ist vor der Grundstückseinfahrt
zum Bunkergelände das Mahnmal „Vernichtung durch Arbeit“ aufgestellt
worden.
Für die Stadt Bremen war es zunächst wichtig, daß nach dem Abzug der
Bundeswehr das Objekt nicht für eine kommerzielle Nutzung vom Staat verkauft
wird. Zwischen 2011 und 2015 konnte als Gedenkstätte der „Denkort Bunker
Valentin“ eingerichtet werden. Die Finanzierung des Projektes kam je
zur Hälfte vom Staat und dem Bundesland Bremen. Mit der verwaltenden
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hat man eine Nutzungsvereinbarung
geschlossen. Diese sieht allerdings vor, daß Teilflächen im Depotteil
von der BImA kommerziell vermietet werden können. Am 8. November 2015
fand die offizielle Eröffnung der Gedenkstätte statt.
Für den Denkort ist in der südlichen Halle ein Dokumentationszentrum
eingerichtet worden. Im Depotteil hat man Positionen geschaffen, die
einen Blick in den Ruinenteil ermöglichen. Dieser darf heute nicht mehr
betreten werden, da die Gefahr herabfallender Betonteile besteht. Außerdem
hat sich im Ruinenteil eine der größten Fledermauspopulationen Norddeutschlands
angesiedelt. Auf dem Dach konnte sich über Jahrzehnte ein Biotop mit
zahlreichen seltenen Gewächsen und Insekten entwickeln.
Zustand:
Der Teil des früheren Marinematerialdepots wurde seit Mitte der 1960er
Jahre von der Bundeswehr genutzt. Dafür ist das Innere verändert worden.
Die Auslegung und großen Dimensionen des Bunkers lassen sich hier weiterhin
sehr gut erkennen. Am interessantesten ist der Ruinenteil, den man
vom Rand her einsehen kann.
Zugang:
Seit der Umwandlung des Bunkers „Valentin“ in eine Gedenkstätte, kann
er zu regelmäßigen Öffnungszeiten besichtigt werden. Vom Denkort wurde
ein Weg geschaffen, der eine komplette Umrundung des Bauwerks ermöglicht.
Im südlichen Bereich des ehemaligen Depots ist das Dokumentationszentrum
eingerichtet worden. Den Ruinenteil darf man heute allerdings nicht
mehr betreten. Das Tauchbecken ist von beiden Enden einsehbar.
Hinweis:
Die offizielle Seite der Gedenkstätte:
https://www.denkort-bunker-valentin.de
Der Verein „Dokumentations- und Gedenkstätte Geschichtslehrpfad
Lagerstraße/U-Boot-Bunker Valentin e.V.“ informiert im Internet: https://www.geschichtslehrpfad.de
Der „Valentin“ wird in verschiedenen Büchern behandelt, z.B.:
Titel: Die U-Boot-Bunkerwerft
„Valentin“
Autor: Rainer Christochowitz
Verlag: Donat Verlag
ISBN: 3-934836-05-4 |
Titel: Bunker »Valentin«
Autor: Marc Buggeln
Verlag: Edition Temmen
ISBN: 978-3-8378-4004-9 |
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Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Fotos:
Die Silhouette des Bunkers „Valentin“ überragt die Ortschaft Rekum deutlich.
So stellt sich der Bunker bei Anfahrt über die Straße Rekumer Siel dar.
Ein Blick auf die Ostseite.
An diesem Ende waren innen Werkstätten und Magazine eingerichtet.
Der Zuluftschacht für Geschoßdecken und die Kesselanlage.
Am Schacht ist die Verstärkung der Ostwand um 2,5 m bereits vorgesehen.
Bei dieser Aussparung befand sich unter dem Boden eine Öffnung in der
Ostwand, um über ein Förderband Kohle in den Bunker zu bringen.
Senkrecht über der Kesselanlage auf dem Dach der Betonsockel des Schornsteins.
Das Verwaltungsgebäude der Bundesmarine erscheint winzig gegen den Betonkoloß.
Blick von der Haupteinfahrt entlang der Nordwand des „Valentin“.
Die Verstärkung der Nordwand mit einer Zerschellerschicht um weitere
2,5 m Beton.
Die nördliche Einfahrt für die Haupt-Trasse der Eisenbahn zwischen Werkstätten-
und Montageteil. Links ein kleines Personentor, darüber ein Ausguck.
Die zwei Sehrohrhauben, vorne über Taktplätzen 9 und 10, hinten über
Taktplatz 11.
Blick entlang der Nordseite.
Hier wird die 4,5 m mächtige Stärke der Außenwand deutlich.
Bis heute blieben mehrere kleine Zugänge in der Außenwand, sie dienten
der Zuführung von Material während der Bauphase.
Es war an der Nordwand der Bau eines Kraftwerks vorgesehen. Bei der hellen
Regenrinne in der Bildmitte befindet sich eine Nut in der Wand für
den Ansatz des erforderlichen Anbaus.
Die diversen kleinen Aussparungen sollten Träger für Geschoßdecken des
Kraftwerks aufnehmen.
Die einzige bis zur Bau-Einstellung nicht errichtete Außenwand ist hier
am Ostende des Tauchbeckens.
Hier ist die Aussparung für die noch zu errichtende Wand zu sehen. Am
Kriegsende standen für den Bau der Wand nur die inneren Schalungsplatten.
Der untere dunklere Stein zeigt die ursprüngliche Mauer gegen unbefugten
Zutritt. Später wurde sie erhöht.
Erkennbar ein Fundamentstreifen, der für die Verstärkung der Wand auf
7 m dimensioniert ist.
An der nordwestlichen Ecke.
An der Westseite befindet sich vor dem Bauwerk die eigens für den Bunker
ausgebaggerte Weser-Bucht.
Heute führt ein Wanderweg direkt an der westlichen Wand entlang.
1983 malten Aktivisten aus der Friedensbewegung in großen roten Lettern
NO MORE WAR! an die Westwand. Die Parole wurde nach wenigen Tagen von
der Bundeswehr übergestrichen, hier hellgrau zu erkennen.
Links die Schleusenausfahrt.
Dahinter ist das Tauchbecken zu sehen.
Bei einem Ausbau des Weserdeichs wurde ein höherer und dichterer Zaun
errichtet.
Auch oberhalb der Schleusenausfahrt ist die Öffnung für einen Ausguck
zu sehen.
Blick in den Ausguck.
Die Südwestecke des „Valentin”.
Die größte Öffnung in der Südwand ist die Sektionseinfahrt.
Über die Einfahrt könnte man Sektionen auslagern. Später sollte entlang
der Südwand eine große geschützte Lagerhalle errichtet werden.
Blick auf die südliche Wand. Unten mittig der Zugang zum Dokumentationszentrum
des Denkorts.
Der Eingang zum Denkort war seinerzeit als Eisenbahntor für das Anschlußgleis
in die Südhalle vorgesehen. Rechts oberhalb ein Ausguck.
An der Seite sind hier erkennbar die zwei zugemauerten Aussparungen für
massive Schiebetore, einschließlich deren Aufhängung.
Südliches Tor der Haupt-Eisenbahntrasse, sie sollte zwei Gleise bekommen.
Auch neben dieser südlichen Eisenbahneinfahrt ein kleines Personentor,
darüber wieder ein Ausguck.
In der Südwand gibt es mehrere solcher Nischen. Sie sollten eine Beton-Abschirmung
bekommen und als Belüftungsschächte dienen.
In dieser Nische steht ein Schornstein, errichtet von der Bundeswehr
für die Heizung der dahinter liegenden Kfz-Werkstatt.
Eine große Aussparung in der Südwand unbekannter Bestimmung.
Hier die nur 15 m lange Verstärkung der Südwand auf 7 m.
Der Hauptzugang zum Dach erfolgt über eine Außentreppe.
Auf dem Dach des „Valentin“. Hier an der Südseite mit Blick nach Osten.
Diese breitere Sehrohrhaube erstreckte sich über die nebeneinander liegenden
Taktplätze 9 und 10.
Die gleiche Sehrohrhaube von der anderen Seite. Das Dach über dem Depot
der Bundesmarine war frei von Bewuchs.
Zielmarkierungen am „Valentin“. Knapp 2 km östlich gab es auf dem Standortübungsplatz
der Bundeswehr eine befestigte Position, von der Zielübungen durchgeführt
wurden, natürlich ohne Schußabgabe.
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