Rubrik: Munitionsdepots / Versorgungsdepots | Translation: |
Das Versorgungslager Munition Lahn |
Relikte
des Kalten Krieges: Die Thematik der Bereitstellung von Atomwaffen für die Bundeswehr und weitere NATO-Partner durch die USA wird auf dieser Seite betrachtet: Atomwaffenlager für das Heer in Niedersachsen. Bereits Anfang der 1960er Jahre begannen die Arbeiten zur Errichtung des Versorgungslagers
Munition (VLM) in der Lahner Heide. Hier, zwischen den Städten Sögel
und Werlte, baute man das zentrale Sondermunitionslager für das I. Korps der Bundeswehr und das I. Niederländische Korps. Die NATO-Bezeichnung lautete Special Ammunition
Site (SAS) Lahn. Die Einheiten:
Die Verlegungen von Atomwaffen zwischen den einzelnen Sondermunitionslagern sind ausschließlich von der US Army durchgeführt worden. Fast immer wurde der Transport mit Hubschraubern gewählt, der sogenannten „Air Mission“. Dabei landeten große zweirotorige Transporthubschrauber vom Typ Chinook innerhalb der Depots direkt vor den Bunkern, um die Munition nicht außerhalb des besonders geschützten Bereiches verladen zu müssen. Der übergeordneten 59th Ordnance Brigade hatte man eigens dafür das 22nd Aviation Detachment zugeordnet. Die Bundeswehr stellte das Wach- und Sicherungspersonal für
das Sondermunitionslager. Ebenfalls 1963 zog das Transportbataillon (Sonderwaffen)
81 von Lüdenscheid nach Sögel. Die 2. Kompanie war infanteristisch ausgerüstet,
für die Bewachung des Lagers in der Lahner Heide. Die 3. Kompanie stellte
Fachpersonal für den Lkw-Transport von Atomsprengköpfen und Trägersystemen.
1968 verlegte das Bataillon in die neu erbaute Hümmling-Kaserne nach
Werlte, keine 3 km vom VLM Lahn entfernt. Ein wichtiger Aspekt bei der atomaren Raketenartillerie waren
die Raketentriebwerke. Im Umfeld der Divisions-Lager sind stets Standortmunitionsniederlagen
angesiedelt gewesen, in denen Lagerhäuser für die Raketenmotoren standen.
Siehe dazu Details auf der Seite über das Sondermunitionslager Dünsen. Auch den VLM auf Korps-Ebene hatte man solche Depots zugeordnet. Das Sondermunitionslager: Für die Bewachung war rollierend ein Zug des NschBtl (SW) 120 im Lager stationiert. Ein weiterer Zug befand sich zur gleichen Zeit in der Kaserne Werlte in Bereitschaft. Bei einer Alarmierung mußte der Bereitschaftszug innerhalb von 30 Minuten im Status „Gefechtsbereit“ das VLM Lahn erreicht und besetzt haben. Diese Einheit bezog dann den äußeren Verteidigungsring, der in den umgebenden Wäldern lag. Ende der 1970er Jahre beschloß die NATO das Long Range Security
Program (LRSP). Damit sollte die Sicherheit der Objekte, in denen Atomwaffen
lagerten, deutlich erhöht werden. Dementsprechend wurde das VLM Lahn
ausgebaut. Schwerpunkt der Einlagerung von nuklearen Sprengköpfen in Lahn war die Raketenartillerie. Dabei ergaben sich durch Einführung neuer Systeme in Bundeswehr und Niederländischer Armee einige Veränderungen. Vom Beginn bis ca. 1980 war das schwere Artillerieraketensystem Honest John vorhanden. Die Sergeant stand bei der Bundeswehr von 1963 bis 1977 im Einsatz. Sie wurde dann von Lance abgelöst, welche sich in Deutschland und den Niederlanden bis zum Ende des Kalten Krieges im Einsatz befand. Für die Rohrartillerie waren die Kaliber 155 mm und 203 mm bis 1992 vorhanden. Bis 1986 wurden in Lahn vermutlich auch Atomminen bevorratet. Bereits Mitte der 1980er Jahre entspannte sich der Ost-/West-Konflikt
deutlich. Nach Verhandlungen mit der Sowjetunion sollten aus Westeuropa
bis 1988 1.400 atomare Sprengköpfe abgezogen werden. Als erstes wurden
1986 die Atomminen in die USA zurück verlegt. Im Juli 1987 ist die Sondermunition
aus Dünsen abgezogen worden. Im September 1988 erfolgte die Aufgabe des
Lagers Diensthop. Und im Juni 1989 hat man die Atomwaffen aus Wesel-Diersfordt
abtransportiert. Es gab in den Folgejahren zivile Nutzungen des ehemaligen VLM Lahn. 2008 ging durch die Presse, daß von einer niederländischen Firma illegales Feuerwerk in einigen Munitionslagerhäusern eingelagert war. Bei einer anderen Lagerung kam es im September 2010 zur Explosion im MLH 3, welche den Bunker innerlich weitgehend zerstörte. Das mächtige Außentor wurde dabei stark beschädigt. Zustand: Zugang: Hinweis: |
Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps: Fotos:
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Am Boden sind die Abmessungen des abgerissenen Schutzvorbaus zu erkennen. |
Hier ist das innere zweite Tor zu sehen. |
MLH 3 nach dem Explosionsunglück. Von Außen sind die Schäden kaum zu erkennen. |
Die MLH von hinten. |
Auf dem hinteren Bunkerdach befindet sich ein Belüftungsschacht. |
Bilder von der aktiven Nutzung aus dem Jahr 1987, freundlicherweise von T. Sandmann zur Verfügung gestellt: | ||||
Das Wachgebäude mit dem Hauptturm. |
Links hinter einem Schutzwall das Wartungsgebäude. |
Zwischen zwei Zaunreihen. |
Das alte Alarmgebäude mit Energiezentrale, davor die Fahrzeuge des Wachzuges. |
Blick über das VLM Lahn. |
Blick über das VLM Lahn. |
Blick vom ersten Nebenturm zur Einfahrt. |
Hier sind die drei Zäune erkennbar. |
Die MLH mit dem Schutzvorbau des WADS-Programms. |
Im Nebenturm. |
Blick vom zweiten Nebenturm Richtung Osten. |
Blick vom zweiten Nebenturm Richtung Osten. |
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Bilder von der aktiven Nutzung aus dem Jahr 1987, freundlicherweise von B. Neumann zur Verfügung gestellt: | ||||
Dieser Flügel des Wartungsgebäudes steht heute nicht mehr. |
Der administrative Bereich. |
Links unten ein Bewegungssensor. |
Auf dem Streifen-Weg zwei Wachsoldaten. |
In der Mitte der hintere Nebenturm. |
Die Kasernen Werlte und Sögel: | ||||
Die Haupteinfahrt zur früheren Kaserne Werlte. |
Am ehemaligen Südtor steht ein Gedenkstein. |
Einige Unterkunftsgebäude blieben erhalten. |
Blick durch den US-Teil der Mühlenberg-Kaserne in Sögel. |
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Das Stabsgebäude der 552nd USAAG. |
Der Parkplatz des Kommandanten ist noch markiert. |
Das Stabsgebäude der 162nd OrdCo. |
Ein Unterkunftsgebäude. |
Der Funkturm des Cemetery-Net. |
Violett:
die Grenze des Standortübungsplatzes |
Quellenangabe: - Hammerich, Kollmer, Rink, Schlaffer: Das Heer 1950 bis 1970 - Robert P. Grathwol, Donita M. Moorhus: Building for Peace - U.S. Army Engineers in Europe 1945-1991 - Alfred Mechtersheimer, Peter Barth: Militarisierungsatlas - Gemeinde Werlte: Das Transportbataillon 120 1990-1998 - Chronik II - 30 Jahre Standort Werlte - https://www.usarmygermany.com - T. Sandmann - B. Neumann - Jörg - „Alterfritz“ |
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