Bis
1945:
Auf dieser Seite wird von der Gefährdung der Hansestadt Bremen durch Luftangriffe
während des II. Weltkrieges berichtet. Zu dem Thema bieten die Seiten Luftschutz
in Bremen und Flakschutz im Großraum Bremen weitere interessante Aspekte.
Am unteren Ende dieser Seite ist ein Luftbild eingebunden, welches während eines
Luftangriffs der 100th Bomb Group der US Army Air Forces gefertigt wurde.
Es zeigt einen Ausschnitt Bremens, der sich vom Bürgerpark (unten links)
bis zum Stadtteil Osterholz (oben rechts) erstreckt.
Die deutlichste Orientierungshilfe ist der Bogen der Weser, die sich
am unteren Rand durchs Bild windet. Am oberen Rand des Flußbogens beginnt
das Industriegebiet von Bremen-Hastedt. In der Mitte des Luftbildes,
über den Industrieanlagen, ist starke Rauchentwicklung nach den Bombeneinschlägen
sichtbar. Die daneben gezeigte Karte deckt das gleiche Gebiet ab. Die
wichtigsten Einrichtungen sind in der Karte markiert und weiter unten
erläutert.
Zahlreiche Betriebe der Rüstungswirtschaft, Verkehrswege und
Versorgungseinrichtungen befanden sich im dargestellten Bereich auf engem
Raum beieinander. Direkt an die Gewerbegebiete schließen ausgedehnte
Wohngebiete an, die bei Luftangriffen auf die Industrie natürlich besonders
gefährdet waren.
Für den Schutz der Zivilbevölkerung sind zahlreiche Luftschutzbunker
im Rahmen des Sofortprogramms im gezeigten Gebiet errichtet worden. Dazu
kommen einige Anlagen auf Betriebsgrundstücken, die für den Werkluftschutz
entstanden. All diese Bunker boten aber keinen absoluten Schutz, der
Durchschlag im Luftschutzturm der Bauart Winkel auf dem Gelände des Focke-Wulf-Werks
Hastedt bezeugt dies nachdrücklich. Noch weitaus mehr gefährdet waren
die sogenannten Sonderbauten, die insbesondere in der Frühphase des II.
Weltkriegs gebaut wurden. Mehrere dieser lediglich als splittergeschützt
eingestuften Bunker sind in Bremen durch Bombenvolltreffer total zerstört
worden, für die Insassen gab es dabei keine Überlebenschance!
Bremen war zwar von einem umfangreichen Luftabwehrgürtel umschlossen,
die Abwehrerfolge sind aber im nachhinein als völlig unzureichend zu
bewerten. Kein Verband der Alliierten konnte davon abgehalten werden,
seine Bombenlast abzuwerfen. Als Erfolg der Luftabwehr kann allenfalls
gewertet werden, daß teilweise Flugzeuge von den eigentlichen Zielen
abgedrängt wurden, und die Bomben in anderen Gebieten abwarfen; Glück
war, wenn ebendort nichts zu Schaden kam.
Nachfolgend die Erläuterung der in der Karte markierten und
bezifferten Objekte.
An Verkehrsanlagen sind vorhanden: Die wichtigen Eisenbahnstrecken Hannover-Bremen
(-#1-)
und Osnabrück-Bremen (-#2-) durchqueren die Stadtteile, in Sebaldsbrück ist das Eisenbahn-Ausbesserungswerk
Bremen-Sebaldsbrück (-#3-) ansässig. Die Weser (-#4-) ist eine bedeutende Wasserstraße.
An Versorgungseinrichtungen sind die beiden Kraftwerke zu
nennen: Das Kohlekraftwerk Hastedt (-#5-) und das Wasserkraftwerk in der Weser (-#6-).
Die wichtigsten Industriebetriebe in dem Gebiet waren:
(-#7-)
Borgward bzw. Goliath Werk Hastedt
(-#8-)
Borgward Werk Sebaldsbrück
(-#9-)
Lloyd-Dynamo
(-#10-) Focke-Wulf
Werk Hastedt
(-#11-) Focke
Wulf Werk Hemelingen
(-#12-)
Roland-Werft
Auch sind zwei Kasernen sind im weiteren Umfeld vorhanden:
Im Stadtteil Vahr die „Lettow-Vorbeck-Kaserne“ (-#13-) und im Stadtteil Östliche Vorstadt die seinerzeit „Adolf-Hitler-Kaserne“ genannte
Truppenunterkunft an der Stader Straße (-#14-).
Bei den insgesamt 173 Bombenangriffen auf das Stadtgebiet
sind über 40% aller Gebäude vollkommen zerstört worden. Beschädigungen
unterschiedlicher Stärke trugen nahezu sämtliche Häuser davon.
Das Industriegebiet von Hemelingen erlitt bei mehreren Bombenangriffen
gravierende Zerstörungen. Am Ende des II. Weltkrieges lagen weite Bereiche
in Schutt und Asche. Von zahlreichen Bauten der Werke standen überwiegend
nur noch die Grundmauern. Ein regulärer Produktionsbetrieb war unter
diesen Bedingungen natürlich nicht mehr möglich. Das Goliath-Werk war
zu 87% zerstört.
Die meisten der hier angesiedelten Betriebe waren direkt, oder als Zulieferer
für die Rüstung tätig. Die von den Alliierten angestrebte Zerstörung
der Rüstungsindustrie und Verkehrswege wird in dieser Gegend sehr deutlich.
Nach
1945:
Bremen wurde am Kriegsende von britischen Truppen eingenommen. Die Alliierten
hatten aber bereits festgelegt, daß der Raum Bremen/Bremerhaven US-Enklave
in der Britischen Zone werden sollte. Grund war, daß die US Army einen
Seehafen für die Versorgung ihrer Truppen in Deutschland benötigte. Vertragsgemäß
übergaben die Briten das Gebiet bis zum 8. Mai 1945 an die USA.
Die weitläufigen Zerstörungen der Luftangriffe stellte natürlich auch
die US-Verwaltung vor diverse Probleme. Man hat schon direkt nach Kriegsende
mit Aufräumarbeiten und Instandsetzungen begonnen. Heute darf nicht vergessen
werden, daß durch Hilfen der Alliierten, insbesondere durch die USA,
der Wiederaufbau unseres zerstörten Landes erst ermöglicht wurde.
Zunächst war wichtig, die Wohnungen wieder herzurichten. Insbesondere
wegen des Zustroms von Flüchtlingen mußte jede Möglichkeit genutzt werden.
Dabei entstanden Notunterkünfte auch auf Werksgeländen und in vormaligen
Luftschutzbunkern, welche zum Teil dafür entfestigt wurden.
Schon bald begann aber auch in den Betrieben der Wiederaufbau. Der Borgward-Konzern
erlebte in den 1950er Jahren seine Blütezeit. Die Werke in Hastedt und
Sebaldsbrück hatte man in der Zeit intensiv zur Fahrzeug-Produktion genutzt.
Für die Luftfahrtindustrie bestand in den ersten Jahren nach dem Krieg
ein Produktionsverbot. Focke-Wulf konnte dementsprechend seine Werksstandorte
nicht selbst nutzen. Den Betrieb Hastedt übernahm Hansa-Waggonbau. Die
Firma fertigte Eisenbahn-Waggons und Straßenbahnen, später verlagerte
man sich auf die Instandsetzung.
Über die Jahrzehnte gab es viele Veränderungen in Bremen-Hemelingen.
Heute existiert nur noch wenig produzierendes Gewerbe in dem Stadtteil.
Auf einigen ehemaligen Werksgeländen siedelten sich diverse kleinere
Betriebe an. Auf einer größeren Fläche entstand das Einkaufszentrum „Hansa-Carré“.
Im Stadtbild der Gegenwart sind noch heute einige Spuren der Zerstörungen
zu finden. Meistens handelt es sich dabei um Häuser, die aus den verschiedensten
Gründen nicht im ursprünglichen Umfang wieder aufgebaut wurden. |
Fotos:
Von diesem Haus an der Malerstraße blieb nach Bombardierungen nur das
Erdgeschoß erhalten. Das Gebäude wurde erst vor wenigen Jahren als
Hotel neu aufgestockt.
Ein historischer Bau auf dem ehemaligen Focke-Wulf-Werksgelände an der
Pfalzburger Straße, das ehemalige Kameradschaftsheim.
Im Hintergrund die ehemalige Ersatzteil-Produktion des Goliath-Werks.
Auf der Fläche im Vordergrund stand im Krieg ein Luftschutzbunker,
als „Borgward-Aktenbunker“ bezeichnet.
Vom Verwaltungsgebäude des Borgward-Konzerns in der Föhrenstraße sind
in dieser Wand nur noch die Fassadenelemente des Erdgeschosses erkennbar.
Ein bemerkenswertes Beispiel für Zerstörung und Wiederaufbau ist die
Schmiede der Firma Borgward. Von dem Bau standen am Ende des Krieges
nur noch die Grundmauern.
Winkel-Turm mit Bombendurchschlag in der Spitze auf dem ehemaligen Focke-Wulf-Werksgelände
Hastedt. Der Bunker wurde inzwischen abgerissen.
Der Luftschutzbunker Fliederstraße steht nur rund 300 m vom Focke-Wulf-Gelände
entfernt. An seiner Fassade sind lediglich geringe Schäden erkennbar.
Abriß des erdversenkten Sonderbaus am Alten Postweg. Die Betontrümmer
haben zwar eindrucksvolle Dimensionen, gegen Bomben-Volltreffer waren
sie jedoch keinesfalls ausreichend.
In der Drakenburger Straße stand ein Erdbunker, in dem bei einem Volltreffer
darin Schutz suchende Polnische Fremdarbeiterinnen getötet wurden.
2012 hat man einen Gedenkstein aufgestellt.
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