Die
innere Auslegung:
Die komplette Geschichte der U-Boot-Bunkerwerft „Valentin“ wird auf einer separaten
Seite erläutert. Eine weitere Seite zeigt Details des Bauprojektes.
Das Bauwerk wurde nicht fertiggestellt, es sind nie U-Boote im Bunker montiert
worden. Auf dieser Seite soll die innere Auslegung der Werft dargestellt
werden. Außerdem wird der geplante Produktionsablauf beschrieben. Zahlreiche
Innenaufnahmen illustrieren die Darstellung, welche auch die gewaltigen
Dimensionen der Werfthallen verdeutlichen.
Der
„Valentin“ ist als verbunkerte Werft zur Produktion von U-Booten des Typ XXI errichtet worden. Hier sollte in einer damals hochmodernen Sektionsbauweise
auf Taktplätzen die Serienfertigung der Unterseeboote durchgeführt werden.
Man hatte ein Monatssoll von 12-14 Exemplaren vorgesehen. Jedes Boot
des Typs XXI bestand aus acht Sektionen, die an anderen Werftstandorten
vorgefertigt wurden, inklusive der meisten Einbauten. Sie sollten auf
dem Wasserweg zum „Valentin“ angeliefert und auf den Taktplätzen zusammengefügt
und endausgerüstet werden. Hier in Bremen-Rekum wäre also die Endmontage
der U-Boote erfolgt.
Der Innenraum teilte sich auf in drei Hauptteile. Im östlichen
Abschnitt war der Werkstättenteil, in dem es zahlreiche abgetrennte Räume
auf vier Ebenen gab. Im mittleren Bereich befand sich, mit dem größten
Flächenanteil des Bauwerks, der Montageteil, auf dem die U-Boote zusammengebaut
und vollendet werden sollten. Am Westrand lag der kleine Versorgungsteil.
Hier wären Verbrauchsgüter bereitgehalten worden, die für die Versorgung
eines U-Bootes für die abschließende Tauch- und Standprobe sowie das
Auslaufen benötigt wurden. Außerdem sollte hier für das Schweißen erforderlicher
Sauerstoff produziert und gelagert werden. In dem Bereich befanden sich
zudem Wassereinläufe und Pumpen zum Fluten des Tauchbeckens.
Innerhalb dieser drei Hauptteile gab es weitere Flächen und Einrichtungen,
die für den Betrieb einer Werft erforderlich waren. Es ist auf jeden
Fall eine Herausforderung für die Planer gewesen, auf diesem begrenzten
Raum einen Werftbetrieb mit allen Belangen zu ermöglichen, in dem an
12 U-Booten gleichzeitig gearbeitet wurde. Jeder Bestandteil mußte dafür
exakt vorgeplant werden, die verfügbare Fläche war nachträglich nicht
mehr zu verändern. Die Dimensionen des „Valentin“ hat man erst dann festgelegt,
als die Dimensionen des Typs XXI finalisiert gewesen sind. Außerdem brachten
auch die statischen Erfordernisse des Bunkers Einschränkungen. Der große
Innenraum von maximal fast 90 m Breite mußte Zwischenwände von 2 m Stärke
aufnehmen, damit die mächtigen Spannbetonträger des Daches eine stabile
Auflagefläche bekommen konnten. Schließlich sollte die Decke im Endausbau
mit 7 m Dicke enorm schwer werden, und zusätzlich
dem extremen Druck von einschlagenden Bomben standhalten.
Im östlichen Teil des Bunkers wurden Mitte der 1960er Jahre rund 40%
der Gesamtfläche für die Nutzung durch das Marinedepot der Bundeswehr
grundlegend umgebaut. Die westlichen 60% bilden den seit dem II. Weltkrieg
nicht instand gehaltenen Ruinenteil.
Der „Valentin“ ist gewiß ein enorm stabiles Bauwerk, das nicht einstürzen
wird. Durch Korrosion im Stahlbeton können sich aber Betonbrocken von
Decke und Wänden lösen. Im Depotteil ist zu Zeiten der Bundeswehr der
Beton regelmäßig zur Kontrolle abgeklopft worden. Erst um das Jahr 2000
erfolgte dort eine grundlegende Sanierung, bei der eine Schutzbeschichtung
aufgebracht wurde, die weitere Korrosion unterbindet. Dabei bekamen in
dem Bereich die Innenseiten den aktuellen hellen Anstrich. Der Ruinenteil
darf heute aufgrund der genannten Gefährdung grundsätzlich nicht mehr
betreten werden.
Die nachfolgende Skizze zeigt die wichtigsten Elemente der
Bunkerwerft. Darunter wird die Bezifferung erläutert.
Violett:
Die Trennwand zwischen links Ruinen- und rechts Depotteil
#1: Werkstättenteil mit
den Ebenen:
Keller:
- Materiallager
- Kohlenlager
- Luftschutzraum
Erdgeschoß:
- Schiffbauwerkstatt
- Mechanische Werkstatt
- Maschineninstandsetzung
- Werkzeugmacherei
- Werkzeugschmiede und Härterei
- Sanitäter
- Trinkwasseranlage
- Kesselanlage
- Heizzentrale
- Dampfturbine
- Elektrokarren-Ladestation
- Feuerverzinkerei
- Expedition
Obergeschoß:
- Akkumulatoren-Lager
- Rohrbau
- Klempnerei
- Elektrowerkstatt
- Tischlerei
- Holzlager
- Schlosserei und Blechwerkstatt
- Magazin und Werkzeugausgabe |
Dachgeschoß:
- Büros
- Materiallager
#2: Montageteil mit
den Taktplätzen
#3: Versorgungsteil
#4: Bekohlungsanlage
#5: Sektions-Kran
#6: Sektions-Drehscheibe
#7: Sektions-Drehscheibe
#8: Einfüllen
des Kielbalasts
#9: Einbau
der Motoren
#10: Sektions-Lager
#11: Turmlager
#12: Sektions-Einfahrt
#13: geplante
Sektions-Lagerhalle
#14: Schleusenausfahrt
mit Schutztoren
#15: Schleusentore
#16: Schleusenwasser-Pumpen
#17: Eisenbahn-Tore
#18: geplantes
Kraftwerk |
#1: Werkstättenteil:
Im Werkstättenteil befand sich der sogenannte Geschoßdecken-Bereich mit
drei Stockwerken plus Zwischengeschosse und Keller. Drei Fahrstühle
mit jeweils 5 t Tragfähigkeit standen für die Belieferung der oberen
Ebenen bereit. Auf allen Etagen gab es Sanitärräume. Die Werkstätten,
Magazine und Lager sind oben aufgelistet. Dazu kam eine teilweise Unterkellerung.
Auf der oberen Skizze sind im Werkstättenteil vier Trakte zu erkennen,
die durch Zwischenwände abgetrennt waren. Die mittlere ist eine 2 m
starke Wand für die Abstützung des Daches, die beiden andern mußten
die Geschoßdecken stützen und hatten 1 m Stärke. Nur unter dem zweiten
und vierten Trakt befanden sich Kellerräume, die nicht miteinander
verbunden sind. Unter dem vierten Trakt ist das Untergeschoß zu einem
Luftschutzraum ausgebaut worden. Hier durften nur deutsche Beschäftigte
bei Luftalarm Zuflucht finden, den Zwangsarbeitern
wurde der Zutritt verwehrt. Im ersten Trakt hatte man den Boden tiefer
gelegt, damit dort die Kesselanlage untergebracht werden konnte.
Im Dachgeschoß waren Büros eingerichtet. Hier gab es die Arbeitsplätze
der Betriebsleitung, des Schiffbaudirektors, des technischen Direktors
und des kaufmännischen Direktors. Dazu kamen technisches Büro, kaufmännisches
Büro, Kalkulation, Arbeitsvorbereitung und Archiv. Auch die Fernsprech-
und Fernschreibzentrale hatte man hier eingeplant. Rund die Hälfte der
Etage diente als Materiallager.
Für die Kesselanlage im Erdgeschoß war eine Bekohlungsanlage vorgesehen,
mit außerhalb liegender Verladeanlage (-#4-).
Dort sollte auf einem Anschlußgleis von Eisenbahnwaggons Kohle abgeschüttet
werden, die mit einem Förderband unter Flur in den Bunker verbracht wird.
Die Stromversorgung des gesamten Bunkers sollte im Regelbetrieb das nur
1,7 km südlich liegende Kraftwerk Farge abdecken. Im Notfall hätte man
aber auch eine eigene Turbinenanlage im Werkstättenteil nutzen können,
diese natürlich mit deutlich geringerer Leistung.
Die Geschoßdecken wurden Mitte der 1960er Jahre umgebaut, um sie für
den Bedarf des Marinedepots anzupassen. Auf den Etagen sind Zwischenwände
beseitigt worden, nur die aus statischen Gründen erforderlichen Stützwände
blieben stehen. Zur großen Halle zog man mit Kalksandstein neue Wände
hoch. Die Räumlichkeiten wurden beheizt, um für empfindliche Bauteile,
insbesondere der Elektronik, ein gleichmäßiges Klima zu schaffen. In
den Keller ist in den Jahren nach dem II. Weltkrieg Grundwasser eingedrungen.
Das Wasser steht vermutlich rund 2 m hoch, daher kann das Untergeschoß
nicht mehr betreten bzw. genutzt werden.
#2: Montageteil:
Die Taktplätze im Montageteil sind weiter unten bei „Der Produktionsablauf“
beschrieben.
Das östliche Drittel dieses Bereichs ist für die Nutzung durch das Marinedepot
grundlegend saniert und umgebaut worden. Das Aussehen hat sich dabei
deutlich verändert. Die großen Dimensionen des Bunkers werden hier aber
weiterhin sehr deutlich. Der übrige Bereich gehört zum seit dem II. Weltkrieg
brach liegenden Ruinenteil. Dort gibt es heute einigen Verfall. Die Bundeswehr
hat 1978 eine bis zur Decke reichende Wand errichtet, die beide Teile
voneinander dicht abtrennt. Vorher hatte sich die kalte Luft aus der
Ruine auch auf das Depot ausgewirkt.
Für einen Betrieb der Werft wäre der Luftaustausch an den Arbeitsplätzen
wichtig. Da der Bunker nach Fertigstellung nur über wenige Öffnungen
verfügen sollte, mußte eine das gesamte Gebäude versorgende Belüftung
geschaffen werden. In der südlichen Außenwand sind bis heute Nischen
erkennbar, die vom Boden bis zum Dach reichen. Von dort hätten Öffnungen
in der Wand die direkte Belüftung der südlichen Hallen ermöglicht. Am
Boden ging der Schacht in den Untergrund, um von dort mit einem Tunnel
die Mittel- und Nordhalle anbinden zu können. Die Nischen wären am Ende
mit massiven Betonvorbauten abgeschirmt worden
#3: Versorgungsteil:
Der flächenmäßig kleinste Bereich im Bunker war der Versorgungsteil am
westlichen Ende der mittleren und nördlichen Halle. Hier konnten auf
einer oberen Ebene die Versorgungsgüter bereitgehalten werden, die
ein fertiggestelltes U-Boot für weitere Schritte benötigte. Das waren
unter anderem Verbrauchsstoffe wie Diesel- und Schmieröl. Das Dieselöl
ist in Kesselwaggons über das Anschlußgleis in der Südhalle mit der
Eisenbahn heranzuführen gewesen. Dabei konnten hier die Boote nur für
die anschließende Tauchprobe und die Motorentests ausgerüstet werden.
Die weiteren für einen Einsatz erforderlichen Elemente, wie Proviant
und Wasser hätte man hier nicht eingebracht. Insbesondere die Bestückung
mit Torpedos und Munition müßte aus Sicherheitsgründen ohnehin außerhalb
der Werft stattfinden. Dazu sollten im geplanten Bunker „Valentin II“
geschützte Liegeplätze entstehen. Solang der nicht zur Verfügung
stand, hätte ein geeigneter Marine-Stützpunkt angelaufen werden müssen.
Im Versorgungsteil ist auch eine Anlage zur Erzeugung von Sauerstoff
für die umfangreichen Schweißarbeiten begonnen worden. Außerdem gab es
hier leistungsfähige Pumpen, die das Tauchbecken aufstauen und entleeren
konnten.
Weitere Bestandteile:
Es gibt zwei große Öffnungen in den Außenwänden des „Valentin“. In der
Südwand ist die Sektionsausfahrt zu finden (-#12-),
zur Auslagerung von Sektionen. Zunächst hätte man die nur provisorisch
in den Außenbereich bringen können, um sie dort mit Tarnmatten abzudecken.
Die auf der oberen Skizze gestrichelt eingezeichnete Sektions-Lagerhalle
an der Südseite des Bunkers war lediglich eine Planung. Es fanden bis
Kriegsende keine Arbeiten daran statt (-#13-).
In der Westwand befindet sich die Schleusenausfahrt (-#14-).
Daneben lagen im Untergrund die Wassereinläufe von der Weser. Zum Fluten
der Taktplätze 12 und 13 mußten zunächst die Schleusentore zugefahren
werden (-#15-). Vor und hinter Taktplatz 12 befanden sich einteilige Schiebetore. Am Tauchbecken,
vor Platz 13, mußte das Schleusentor bis zum Grund reichen. Dazu war
es als dreiteiliges Hubtor konzipiert. Unter der Bunkerdecke befand sich
dessen Antrieb, mit von Elektromotoren getriebenen Winden. Zum Aufstauen
ist die Wassermenge von 25.100 m³ erforderlich gewesen, damit lag der
Wasserspiegel 12,5 m über dem Boden von Taktplatz 12. Durch diesen Pegel
schwamm das U-Boot auf, und konnte über das Tauchbecken an Taktplatz
13 gezogen werden. Dort stand für die Tauchprobe eine Tiefe von 21,8
m zur Verfügung. Um die Wassermassen hinein und heraus zu befördern,
waren sechs Schraubenschaufelpumpen vorgesehen, die zusammen 6 m³ pro
Minute schaffen konnten (-#16-). Das gesamte Becken an den Plätzen 12 und 13 maß 90x28 m. 70 Minuten hätte
ein Pumpvorgang gedauert.
Nach Fertigstellung des „Valentin“ sollten, neben den vorgenannten zwei
großen Öffnungen, nur drei kleinere Eisenbahn-Einfahrten (-#17-)
bestehen bleiben. Neben diesen gab es jeweils separat kleine Personen-Eingänge.
Sektionseinfahrt und kleine Öffnungen hätte man mit jeweils zwei massiven
50 cm starken Toren geschützt, die im Abstand von 5 m zueinander standen.
Diese bestanden aus Stahl und sollten eine Füllung aus Beton bekommen.
In der Schleusenausfahrt ist ein größerer Aufwand für den Schutz betrieben
worden, da eine besondere Gefährdung bei feindlichen Anflügen von der
Weser-Seite bestand. In der Bunker-Bucht einschlagende Bomben könnten
Druckwellen erzeugen, die sich bis ins Tauchbecken fortsetzen. Einige
Meter hinter der Öffnung befand sich das vordere Tor. Es war im Unterwasserbereich
als 1 m starker Holzrostkasten mit Holzwolle-Füllung ausgeführt. Die
eher leichte Bauweise sollte bei einem Einschlag den Druck abfedern.
Der Überwasserteil ist eine bis 40 cm starke Splitterblende aus Beton
gewesen. Mit 10 m Abstand folgte das hintere Tor. Dieses war ein sehr
massives Schiebetor mit ca. 4 m Stärke. Die Konstruktion hätte den Wasserschwall
aufnehmen müssen. Zum Öffnen sollte das schwere Tor seitwärts in eine
Kammer einfahren.
Abgesehen von der Sektionseinfahrt, sind in der Außenwand an allen anderen
Toren in erhöhter Position Aussparungen für einen Ausguck vorhanden.
Darüber könnte erforderlichenfalls das Umfeld vor dem Öffnen eingesehen
werden.
Für die Eisenbahn ist eine zweigleisige Durchfahrt in Nord-Süd-Richtung
zwischen Werkstätten- und Montageteil vorgesehen gewesen. Diese sollte
als Haupt-Umschlaggleis für Materialanlieferungen dienen. Ein drittes
Gleis hätte man über die Seiteneinfahrt in die südliche Halle gelegt.
Es war vorgesehen für die Bereitstellung von Türmen und Dieselmotoren
auf dem Schienenweg. Auch die Anlieferung von Sauerstoff und Azetylen
sollte darüber geschehen. Außerdem konnte dort der Versorgungsteil mit
Verbrauchsgütern beliefert werden, die zur Versorgung fertiggestellter
Boote benötigt wurden.
Um bei der Stromversorgung des Bunkers komplett unabhängig zu sein, plante
man an der Nordwand, in Verlängerung des Tauchbeckens, ein eigenes größeres
Kraftwerk (-#18-).
Die Abhängigkeit vom ungeschützten Kraftwerk Farge war zu riskant. Und
die Kapazität der vorhandenen kleinen Turbinenanlage im Werkstättenteil
hätte nicht den gesamten Strombedarf decken können. An der dafür vorgesehenen
Außenseite der Nordwand befinden sich diverse Aussparungen, in denen
Träger für drei Geschoßdecken aufgelegt werden konnten.
Bis in die Gegenwart sieht man am „Valentin“ mehrere weitere
Öffnungen auf Bodenhöhe. Insbesondere am östlichen Ende des Tauchbeckens
fällt eine komplett fehlende Wand auf. Alle diese Öffnungen wären vor
Betriebsaufnahme noch verschlossen worden. Sie dienten nur der Material-Zuführung
während der Bauphase.
Der
Produktionsablauf:
Der Fertigungsbetrieb sollte nach einer reduzierten Anlaufzeit schließlich
in zwei Schichten zu 10 Stunden an allen 7 Tagen der Woche durchgeführt
werden. In den 2 Stunden zwischen den Schichten konnten alle U-Boote
auf den jeweils nächsten Taktplatz verholt werden, was etwa jeden zweiten
Tag erfolgte. In einer Woche wären 3 bis 4 Boote fertigzustellen, entsprechend
pro Monat 12 bis 14, bzw. 150 pro Jahr. Für den Bau eines Exemplars des
Typs XXI waren 64.000 Mann-Stunden vorgesehen. Bis zu 4.500 Kräfte hatte
man für den gesamten Werftbetrieb eingeplant.
Der Montageteil besteht aus vier Trakten mit je drei Arbeitsplätzen
für die Taktbauweise. Diese ergaben eine Gesamtlänge von 1040 m. Ergänzend
kamen weitere Arbeits- und Lagerflächen sowie das Tauchbecken hinzu.
Die Höhe vom Boden bis zur Decke beträgt überwiegend 18 Meter. Über drei
Taktplätzen konnten Sehrohr und Schnorchel eingebaut bzw. daran gearbeitet
werden. Dafür war das Dach an den Positionen mit sogenannten Sehrohrhauben
erhöht, unter denen zusätzliche 8 m Arbeitshöhe bestanden.
Der Fertigungsbetrieb im „Valentin“ hätte sich hauptsächlich
auf zwei Ebenen abgespielt. Auf Bodenhöhe fanden die Anlieferung von
Material und die Bewegung der Bootswagen statt. Gleich nach dem Zusammenschieben
und Ausrichten der Sektionen konnte das Innere des U-Bootes regulär nur
noch vom Oberdeck erreicht werden. Für die Innenarbeiten wären an den
Wänden des Bunkers in 8,25 m Höhe über dem Boden stabile 2,5 m breite
Plattformen angebracht gewesen. Diese Ebene war für den Materialtransport
mit Elektrokarren zu befahren. Das Lager für die schweren Akkumulatoren
befand sich im Obergeschoß des Werkstättenteils auf gleicher Höhe. Von
dort sollten die Akkus mit einer Schmalspurbahn an den Taktplatz 10 zum
Einbau gefahren werden. An der Stelle, an dem die innere Aufteilung der
Werfthalle von einer auf zwei Stützwände übergeht, sollten hochklappbare
6 m breite Brücken die durchgängige Nutzung der Plattform ermöglichen.
Unterhalb der vorgenannten Plattform konnten zwei weitere 2 m breite
Plattformen an den Wänden befestigt werden. Darüber hätte man am Rumpf
arbeiten können. In ca. 14 m Höhe befinden sich in den Wänden die Sockel
für Kranbahnen. Verschiedene Kräne mit Tragkraft von 2 t über 5 t bis
32 t sollten sich hier befinden.
Nachfolgend wieder die Skizze, welche die weiteren Elemente
der Bunkerwerft zeigt.
Violett:
Die Trennwand zwischen links Ruinen- und rechts Depotteil
Für die Endmontage des U-Bootes mußten die in anderen Betrieben
vorgefertigten Elemente angeliefert werden. Die größten Bauteile waren
die acht Sektionen, man konnte sie aufgrund ihrer Abmessungen über weitere
Strecken nur auf dem Wasserweg transportieren. Die Sektionen sind bereits
mit den wesentlichen Einbauten ausgestattet gewesen. Zum Verschieben
innerhalb des Bunkers wurden die Sektionen auf fahrbare Plattformen gestellt.
Diese Transportwagen waren 4 m breit, hatten ein Eigengewicht von 30
t, und liefen auf vier Schienen. Alle acht Sektionen hatten unterschiedliche
Abmessungen. Auf den Wagen befanden sich an die jeweilige Form angepaßte
fest montierte Kielstapel. Daher mußte für jede Sektion der passende
Wagen herangezogen werden. Über zwei Sektions-Drehscheiben konnte man
die Plattformen entsprechend rangieren.
Ein Boot bestand aus folgenden
Sektionen, sie waren mit den Ziffern 1-8 von hinten nach vorne bezeichnet.
Dazu wird die Länge und das Gewicht bei Anlieferung angegeben, die
größte Breite betrug 6,6 m: |
1: Heckraum mit 12,7 m, 73 t
2: E-Maschinenraum mit 10,0 m, 120 t
3: Dieselmotorenraum mit 8,4 m, 141 t
4: Mannschaftsraum mit 5,2 m, 68 t |
5: Zentrale mit 7,6 m, 133
t
6: Vorderer Wohnraum mit 12,0 m, 135 t
7: Torpedolagerraum mit 6,8 m, 63 t
8: Bug mit 14,0 m, 85 t |
Dazu kam der Turm-Aufbau
mit 14,4 m Länge und 3,6 m Höhe zu 12 t.
Zu den angegebenen Gewichten sind bis zur Vollendung noch 125 t Ballast
und 63 t weitere Ausrüstung sowie die schweren Akkumulatoren mit
über 200 t hinzugekommen. |
Die bei der Anlieferung mit den Segmenten beladenen Pontons
oder Binnenschiffe sollten in die Schleusenausfahrt des „Valentin“ einlaufen.
Am nördlichen Ende der Sektions-Trasse konnte ein unter der Bunkerdecke
angebrachter Kran mit 200 t Tragfähigkeit (-#5-) die bis zu 141 t schweren Elemente anheben und auf den jeweils dazu passenden
bereitgestellten Sektions-Wagen setzen (-#6-).
Von dort hätte man den Wagen mit Winden in die südliche Halle gezogen.
Über die südliche Drehscheibe (-#7-)
gerade hinaus befand sich ein Arbeitsplatz, an dem Schwerbeton in flüssiger
Form als Ballast in die Sektionen 3-4 und 6-8 einzufüllen wäre (-#8-). Die Sektion 3, Dieselmotorenraum, mußte außerdem von der Drehscheibe ein kurzes
Stück Richtung Westen gezogen werden. Dort konnte der Einbau des an diesem
Arbeitsplatz bereit stehenden Dieselmotors erfolgen (-#9-).
Sektionen, die nicht sofort in die Fertigung gehen sollten, hätte man
mittels eines weiteren 200 t-Krans auf der Lagerfläche an der südlichen
Wand abgestellt (-#10-).
Hier gab es Platz für Sektionen zweier Boote – entsprechend 16 Stück.
Die Dieselmotoren und die Türme der U-Boote hätte man auf dem südlichen
Anschlußgleis in den Bunker gebracht. Die Motoren konnten beim Einbauplatz
abgestellt werden, für die Türme bestand ein Lager vor den Taktplätzen
6 und 7 (-#11-).
Die Bootswagen sind in die erforderliche Reihenfolge zu bringen, damit
anschließend die Montage des U-Bootes beginnen konnte.
Violett:
die Taktplätze 1-13
Größenvergleich
Typ XXI:
Um die Abläufe im Bunker zu simulieren, kann das U-Boot mit der Maus
beliebig verschoben werden.
Die Ausrichtung ist korrekt, das Boot wäre rückwärts aus der Schleuse
ausgelaufen.
|
Nachfolgend werden die auf den jeweiligen Taktplätzen auszuführenden
Arbeiten dargestellt. Das Verschieben zwischen den Plätzen sollte über
elektrisch angetriebene Winden erfolgen. In Längsrichtung mit 10 cm/sec,
die Querverschiebung mit 5 cm/sec.
Taktplatz 1: |
Hier erfolgt das Zusammenschieben der Bootswagen
und das genaue Ausrichten der Sektionen. |
Taktplatz 2: |
Ab diesem Platz werden am Bootskörper die Druckkörperstoßnähte
zusammengeschweißt. |
Taktplatz 3: |
Hier wird das Verschweißen der Druckkörperstoßnähte
vollendet. |
Querverschiebung
auf: |
Taktplatz 4: |
Weiterhin wird an der Außenseite geschweißt, die
Außenhautnähte müssen verbunden werden. |
Taktplatz 5: |
Hier sind die Schweißarbeiten zu vollenden. |
Taktplatz 6: |
Auf Platz 6 wird der Turm auf den Rumpf gesetzt.
Ab hier sind im Bootsinneren die Leitungen zwischen den Sektionen
zu verbinden. |
Querverschiebung
auf: |
Taktplatz 7: |
Auf den Taktplätzen 6-8 erfolgt der Einbau der noch
nicht vorinstallierten Maschinen. |
Taktplatz 8: |
Weiterhin werden Arbeiten im Bootsinneren ausgeführt,
auch die Dichtigkeit der Tanks ist hier zu prüfen. |
Taktplatz 9: |
Über den Plätzen 9 und 10 ist die Decke mit einer
sogenannten Sehrohrhaube um 8 m erhöht. Hier erfolgt der Einbau der
zwei Sehrohre und des Schnorchelmasts. |
Querverschiebung
auf: |
Taktplatz 10: |
An Taktplatz 10 ist der Einbauplatz der schweren
Akkumulatoren. Im Obergeschoß des Werkstättenteils hätte sich das
Akku-Lager befunden. Von dort kommen die Batterien mittels elektrisch
angetriebener Schmalspurbahn zum Platz 10 und werden mit an der Außenwand
befestigten Schwenkkränen in das Boot eingebracht. |
Taktplatz 11: |
Für restliche Arbeiten an Sehrohren und Schnorchel
sowie der Antennenanlage verfügt dieser Platz wieder über eine Deckenerhöhung.
Auch das Aufladen der Batterien sollte hier stattfinden. |
Taktplatz 12: |
Auf dem letzten Taktplatz mit festem Boden wäre
die Ausrüstung des U-Bootes für die Stand- und Tauchprobe erfolgt.
Dazu gehört das Betanken mit Dieselöl für den anstehenden Probelauf
des Dieselmotors. Das Boot wiegt nun über 1.200 t. So konnte es nicht
mehr mit Kränen angehoben werden, für die weiteren Bewegungen mußte
es schwimmen. Nach Schließen der Schleusentore und einpumpen von
Wasser aus der Weser in die Kammer, schwimmt das U-Boot bei einem
Pegel von 12,5 m auf. |
Querverholung
auf: |
Taktplatz 13: |
Das Boot wird nun quer auf Platz 13 verholt – das
Tauchbecken. Hier konnte es in fast 22 Meter Tiefe abtauchen, um
die Dichtigkeit und Trimmung des Bootskörpers zu prüfen. Danach taucht
es wieder auf und das Wasser wird auf den zu der Zeit in der tideabhängigen
Weser gegebenen Pegel abgelassen. Es folgt eine Standprobe der Maschinen.
Der Bug des Bootes saß dabei in einem Keilfender an der Ostwand des
Tauchbeckens, der die Kräfte aufnehmen sollte, ohne das Boot zu beschädigen.
Zum Ablassen der Abgase gibt es in der Nordwand einen Kamin, der
bis aufs Dach führt. War alles in Ordnung bzw. erforderliche kleinere
Nachbesserungen ausgeführt, konnte das Boot aus der Schleusenausfahrt
in die Weser-Bucht auslaufen.
Gäbe es größere Probleme, hätte das U-Boot trotzdem auslaufen müssen
um die Taktfertigung nicht zu stoppen. Dann müßte außerhalb weiter
gearbeitet werden, zum Beispiel bei der 8 km flußaufwärts befindlichen
Vulkan-Werft.
Im Bunker hätte man die leeren Transportwagen geradeaus auf die nördliche
Drehscheibe gezogen, ein neuer Durchlauf konnte beginnen. |
Über weitere Restarbeiten liegen keine Angaben vor. Es wird
lediglich erwähnt, daß Tätigkeiten wie das Entmagnetisieren außerhalb
des Bunkers „Valentin“ stattfinden mußten. Das Aufmunitionieren mit Torpedos
und weiterer Munition wäre ein Risiko für den Werftbetrieb, und müßte
daher auch im Außenbereich angesiedelt werden.
Abschließend bleibt festzustellen, daß die Massen der erforderlichen
Arbeitskräfte, die eine Serienfertigung ausführen sollten, aus Fremd-
und Zwangsarbeitern, sowie Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen bestanden
hätten. Ein Umstand, der auch auf den nicht geschützten Werftbetrieben
gegeben war. Deutsche Arbeitskräfte standen im Laufe des Krieges aufgrund
von Einberufungen in immer geringerer Zahl zur Verfügung. Eine weitere Seite berichtet über die Arbeitslager im Umfeld des „Valentin“.
|
Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Fotos:
Im Montageteil am westlichen Ende der Südhalle. Hinten Einbau des Dieselmotors,
links Abfüllung des Kielbalasts.
Der Holzboden mit den Abgrenzungen wurde für das Theaterstück „Die letzten
Tage der Menschheit“ gelegt.
Die Aussparung für die Sektions-Drehscheibe ist heute wassergefüllt.
Hier ist der Ausgangspunkt der Bootsproduktion.
Blick von der Südhalle durch die Sektions-Öffnungen Richtung Nordhalle.
Am hinteren Ende befindet sich das Schleusenbecken, über das die Segmente
angeliefert werden sollten.
Im Boden erkennbar vier Ausschnitte für die Gleise der Transportwagen.
Blick von der Drehscheibe durch die Südhalle. Links Taktplatz 1, gefolgt
von Platz 2. Im Hintergrund ist die Trennwand zum Depot erkennbar.
Rechts der Lagerbereich, welcher einen Vorrat an Sektionen aufnehmen
sollte. In der Decke ist hell ein Bombendurchschlag aus der Nachkriegszeit
zu sehen.
Blick durch die Südhalle auf Höhe von Taktplatz 2.
Links ein Kampfpanzer M 48, der als Kulisse für die Theateraufführung
„Die letzten Tage der Menschheit” diente.
Das gleiche Umfeld später, die Kulissen wurden entfernt.
Eine Stützwand zwischen Süd- und Mittelhalle.
Die gleiche Wand von der anderen Seite.
Die Zwischenwände haben eine Stärke von 2 m.
Auch in der Mittelhalle waren seinerzeit Fahrzeuge als Theaterkulissen
abgestellt.
Links hintereinander die Taktplätze 5 und 6, Verschiebung nach rechts
auf Platz 7, davor Platz 8.
Heute kann man die Mittelhalle vom Denkort aus mit dieser Perspektive
einsehen.
Die Mittelhalle auf Höhe der Sektionsdurchfahrt.
Ein großer Durchschlag über Taktplatz 5 vom 27. März 1945. Rund 800 t
Beton wurden dabei aus der Decke gerissen. Darüber hat man später als
Wetterschutz eine Abdeckung gebaut.
Hier wird der Durchschlag mit Scheinwerfern beleuchtet.
Die Stützwand zwischen Mittel- und Nordhalle.
In der Nordhalle, links Taktplatz 12 für die Ausrüstung des U-Bootes.
Rechts auf Platz 13 das Becken für Tauchprobe und Motorentests.
Um die U-Boote von den Sektionswagen abzuheben, wäre das Wasser in dieser
Kammer bis 2 m unterhalb der links oben sichtbaren Wandöffnungen
aufgestaut worden.
In den Nuten rechts in der Wand sollten vertikal bewegliche Schwimmfender
den Bootsrumpf beim Ablassen des Wassers von der Wand abhalten.
Hier führt in der Nordwand ein Kamin bis zum Dach, zum Abführen der Abgase
beim Test des Dieselmotors.
Der Austritt des Kamins auf dem Dach.
Einblick in die Schleusenausfahrt von der Westseite.
Das große Schutztor wäre geradeaus in die Kammer verschoben worden.
Über dem Tauchbecken die Folgen eines Bombentreffers, der die Decke nicht
durchschlagen hat.
Hier zwei Treffer, die zu Durchschlägen geführt haben, direkt neben der
Nordwand.
Die Alliierten ließen die Kaimauer am Tauchbecken sprengen, die einzige
gezielte Maßnahme zur Unbrauchbarmachung des Bunkers.
Am westlichen Ende des Bunkers befindet sich der Versorgungsteil.
Hier der Bereich in der Mittelhalle mit zwei Ebenen.
In der Nordhalle die Öffnung des Versorgungsteils zum vorletzten Taktplatz
12, für die Beladung der U-Boote vor der finalen Erprobung.
Eine der Nischen in der Südwand für die Belüftung der Werft.
In einer Nische deutet die Aussparung im Fundament den Belüftungstunnel
unter der Werfthalle an.
Der für die Bundeswehr sanierte Depot-Bereich des „Valentin“ zeigt ein
deutlich anderes Erscheinungsbild. Hier noch während der Nutzung durch
die Bundesmarine.
Der Boden des Bunkers ist im Depotteil geebnet worden, um Güter darauf
abstellen zu können.
In dem Bereich wurden die früheren Aussparungen im Betonboden mit Pflastersteinen
geschlossen.
Im Hintergrund sind Regale bestückt mit Material zu sehen.
Der Werkstättenteil auf der östlichen Seite des Bunkers. Für den Werftbetrieb
sollte auf der oberen Ebene das Lager der Akkumulatoren eingerichtet
werden.
Vor dem Bereich wollte man, hier im Vordergrund quer verlaufend, die
Haupt-Eisenbahntrasse mit zwei Gleisen verlegen.
Für die Bundesmarine sind auf drei Ebenen des auch Geschoßdeckenbereich
genannten Teils beheizte Räume zur Deponierung empfindlicher Bestände
geschaffen worden.
Beim Umbau der Geschoßdecken bekamen sie zur Halle hin neue mit Sandstein
gemauerte Wände.
Das nördliche Tor für die Haupt-Eisenbahntrasse. Die Aussparung links
sollte das innere Schiebetor aufnehmen. Rechts der kleine Personen-Eingang.
|