Rubrik: Munitionsdepots / Versorgungsdepots | Translation: |
Sondermunitionslager und Standortmunitionsniederlage 241/2 Dünsen |
Relikte
des Kalten Krieges: Die Thematik der Bereitstellung von Atomwaffen für die Bundeswehr und weitere NATO-Partner durch die USA wird auf dieser Seite betrachtet: Atomwaffenlager für das Heer in Niedersachsen. Das Gelände nördlich des Dorfes Dünsen wurde bereits seit 1935 militärisch genutzt. Bis zum Ende des II. Weltkrieges ist hier von der Wehrmacht eine Luftmunitionsanstalt betrieben worden. Nach einer vorübergehenden zivilen Nutzung übernahm ab Anfang der 1960er Jahre schrittweise wieder das Militär die Liegenschaft. Über den gesamten Komplex berichtet die Seite Luftwaffen-Munitionsanstalt 3/XI Harpstedt. Dünsen lag zentral im Stationierungsraum der 11. Panzergrenadierdivision, deren Stab in Oldenburg beheimatet war. Der Großverband hatte das Raketenartilleriebataillon 112 in Delmenhorst-Adelheide untergebracht. Dieser ist, wie alle RakArtBtl der damaligen Zeit, mit dem schweren Artillerieraketensystem Honest John ausgerüstet worden. Für den Verteidigungsfall war das System ausschließlich zum Verschuß nuklearer Munition eingeplant. In der Nähe des Bataillons mußten Depots zur Einlagerung der Atomsprengköpfe und der Raketentriebwerke eingerichtet werden. So wurde die weitläufige Liegenschaft Dünsen zum Bau des Sondermunitionslagers, und der Standortmunitionsniederlage für die Raketenmotoren ausgewählt. Die Einheiten: Ein gravierender Einschnitt erfolgte 1980, das System Honest John wurde ausgemustert. Die Begleitbatterie ist zunächst wieder 4./112 geworden. Das Raketenartilleriebataillon verfügte nun aber über keine Waffensysteme mehr, die atomare Sprengköpfe verschießen konnten. Konsequenterweise sind mit Einnahme der Artilleriestruktur 85, in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre die Begleiter aus dem Bataillon ausgegliedert worden. Sie bildeten nun die eigenständige Begleitbatterie 11, die unmittelbar dem Artillerieregiment 11, Oldenburg unterstellt war. Neben der Raketenartillerie war auch die Rohrartillerie befähigt,
atomare Granaten zu verschießen. Die Geschosse im Kaliber 203 mm konnten
mit der schweren Feldhaubitze auf Selbstfahrlafette M 110 abgefeuert
werden. Außerdem gab es Granaten im Kaliber 155 mm, für den Einsatz durch
die Panzerhaubitze M 109. Aus den Umstellungen bei den Waffensystemen ergaben sich natürlich auch für die Einlagerungen in Dünsen einige Veränderungen. Waren anfangs nur die Sprengköpfe der Honest John eingelagert, ist der Bestand später durch die Granaten der Rohrartillerie ergänzt worden. 1980 konnten die Munition der Honest John und auch deren Raketentriebwerke aus Dünsen abgezogen werden. Unberührt von den diversen Umorganisationen der Bundeswehr
war über den gesamten Zeitraum das 5th US Army Field Artillery Detachment
die Einheit, ohne deren Mitwirken die Atomwaffen nicht genutzt werden
konnten. Die Einsatzfreigabe hätte nur von der US-Regierung kommen können.
Die Soldaten der US Army waren die Erfüllungsgehilfen, welche die Schlüssel
und Codes für das Schärfen der Waffen verwahrten. Die kleine Einheit
bestand 1977 aus lediglich 37 Soldaten. In den 1980er Jahren war die Friedensbewegung besonders aktiv und hatte zahlreiche Demonstration durchgeführt. Die Standorte der Atomwaffen unterlagen zwar der Geheimhaltung, entsprechende Informationen gelangten trotzdem an die Öffentlichkeit. So kam es auch in Dünsen zu Aktionen. Am 1. und 2. Oktober 1983 wurden die Zufahrten zum Muna-Gelände durch Demonstranten blockiert. Die Wachmannschaften waren zu der Zeit besonders gefordert. Das Sondermunitionslager: Entsprechend der Gefährlichkeit der Atomwaffen, aber auch
deren eigener Gefährdung, hatte man einen besonderen Aufwand zur Sicherung
der Munition betrieben. Das Lager wurde mit doppeltem Zaun abgegrenzt.
Zwischen den Zäunen standen in den vier Ecken Wachtürme, zunächst in
einfacher Holzbauweise. Nach Außen blendende Scheinwerfer erhellten nachts
das gesamte Areal. Die Vegetation wurde kurz gehalten. Somit war eine
permanente lückenlose Überwachung möglich. Für den Zugang zum Lager stand
nur ein Tor zur Verfügung, ausgestattet mit einer Schleuse. Im Laufe der Nutzungszeit hat man mehrere Maßnahmen zur Erhöhung
der Sicherheit durchgeführt. Die Umfangreichste war das Ende der 1970er
Jahre begonnene Long Range Security Program (LRSP). Dabei ist links neben
dem Tor ein neues Wachgebäude in massiver Betonbauweise errichtet worden,
NATO-Bezeichnung Site Security Control Center (SSCC). Hier konnten nun
deutsches und US-Militär gemeinsam untergebracht werden. Im Inneren blieb
es jedoch bei einer Trennung. An das Haus schloß ein Wachturm in ebenfalls
massiver Bauweise an. Das SSCC war klimatisiert und mit einer Schutzbelüftungsanlage
ausgestattet. An der Vorderseite des Bauwerks gab es eine Personenschleuse
mit Vereinzelungsanlage für den Einlaß in den inneren Bereich des Munitionslagers. Im Regelbetrieb befanden sich gut 30 Soldaten der Bundeswehr sowie 3 Soldaten der US Army im Lager. Letztere saßen im SSCC an der Einlaßkontrolle. Drei Bundeswehr-Soldaten besetzten den Haupt-Wachturm, zwei weitere einen Nebenturm. Ein Mann saß im Eingangs-Kontrollposten (EKP). Im Wachgebäude befanden sich neben dem Wachhabenden und einem Melder die übrigen Soldaten in Bereitschaft. Davon waren drei Mann zum Security Alert Team (SAT) eingeteilt. Diese sollten im Alarmfall sofort ausrücken und für erste Maßnahmen zur Verfügung stehen. Die Bewachung fand im Rhythmus zwei Stunden Wache, vier Stunden Bereitschaft statt. Grundsätzlich erfolgte eine Erweiterung des LRSP durch das
Weapons Access Denial System (WADS). Deren markantestes Merkmal war ein
zusätzlicher Stahl-Käfig vor den Toren der Munitionsbunker. In Dünsen
ist dieses Programm jedoch nicht mehr umgesetzt worden. Vermutlich betriebene
Planungen in der Richtung erübrigten sich durch die Montebello-Beschlüsse
der Nuklearen Planungsgruppe von 1983. Danach sollten die Atomwaffen-Bestände
in Westeuropa bis 1988 um 1.400 Sprengköpfe reduziert werden. Die Standortmunitionsniederlage: Die Ausstattung einer StOMunNdlg Typ K umfaßte drei große
Munitionslagerhäuser mit Schiebetoren und 180 m² Nutzfläche, sowie fünf
kleine MLH mit 25 m² Nutzfläche. In Dünsen wurden zusätzlich zwei weitere
MLH mit 50 m² Nutzfläche errichtet. Mit Ausmusterung der Honest John entfiel die Einlagerung der Raketenmotoren. Die Lagerfläche konnte aber gleich für andere Zwecke genutzt werden. Das RakArtBtl 112 verfügte schließlich über den Mehrfachraketenwerfer 110 SF, dessen Munition auch zu deponieren war. Die ursprünglichen Planungen für Standortmunitionsniederlagen konnten ohnehin nie dem sich immer wieder ändernden Bedarf der Truppe folgen. Durch die Einführung neuer Waffensysteme und Verlegungen von Verbänden paßte die Auslegung oft nicht mehr. Lagerraum für Munition war meist Mangelware. Nach Ende des Kalten Krieges wurde eine Bevorratung von Munition in der Nähe der einsetzenden Verbände aufgegeben. Anfang der 1990er Jahre konnte daher auch die StOMunNdlg 241/2 geschlossen werden. Zustand: Zugang: |
Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps: Fotos:
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Mitte. |
Rechts. |
Das Gebäude zur Energie-Versorgung. |
Ein Transformator. |
An der Rückseite die Elektro-Verteilung. |
Das kleine Heizwerk für die SAS. |
Der Tank für das Heizöl lag vor dem SdMunLgr. |
Ein kleiner Bau für den Generator. |
Innenansicht. |
Das Gebäude für die Wartung der Atomwaffen. |
Im Wartungsgebäude. |
Links die zwei Atomwaffen-Bunker. |
Blick von der anderen Seite. |
Eines der MLH. |
Die Vorbau-Käfige des WADS wurden in Dünsen nicht errichtet. |
Die Technik des MLH neben dem Tor. |
Ebenso auf der anderen Seite. |
Die Nut am Boden wurde für Umschlag-Fahrzeuge abgedeckt. |
Die Innenansicht ist unspektakulär. |
Am hinteren Ende die Belüftung. |
Auf dem Dach der Belüftungsschacht. |
Der Feuerlöschteich zwischen Funktionsgebäuden und MLH. |
Mehrere Hydranten waren vorhanden. |
Behälter für Feuerlösch-Gerät. |
Die Container stammen vermutlich von der Nutzung als Ausbildungslager. |
Bilder von der aktiven Nutzung aus dem Jahr 1976: | ||||
Vor dem Ausbau nach LRSP gab es nur hölzerne Wachtürme, hier die Nordwestecke. |
Der Doppelzaun an der Nordseite, im Hintergrund die drei Raketenlager in der StOMunNdlg. |
Eine Honest John als Denkmal im Dünsener Unterkunftsbereich. Hinten rechts die alte Muna-Kommandantur. |
In der Barbara-Kaserne, Delmenhorst eine weitere Honest-John, siehe auch unten auf dieser Seite. |
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Standortmunitionsniederlage: | ||||
Das Tor zur Standortmunitionsniederlage. |
Direkt am Tor das Wachgebäude. |
Daneben ein Packmittelschuppen. |
Befestigter Wachposten in der Nordost-Ecke der StOMunNdlg. |
Das Wartungsgebäude. |
Durch die Tore auf beiden Seiten konnten große LKW durchfahren. |
Die drei Lagerbunker für Raketenmotoren. |
Die großen Lagerhäuser hatten Schiebetore. |
Ein kleines Munitionslagerhaus mit 25 m² Nutzfläche. |
MLH mit zwei Zugängen und 50 m² Nutzfläche. |
Kasernen: | ||||
Einer der Kasernen-Blocks im früheren Verwaltungsbereich der Muna. |
Einer von zwei Blocks der Begleitbatterie in der Delmenhorster Barbara-Kaserne. |
Noch heute erinnert in der Kaserne Delmenhorst ein Denkmal an die Honest John. |
Vom USAFAD sind heute keine Bauten vorhanden. Die Muna-Wohnhäuser wurden von US-Familien bewohnt. |
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Quellenangabe: - Hammerich, Kollmer, Rink, Schlaffer: Das Heer 1950 bis 1970 - Alfred Mechtersheimer, Peter Barth: Militarisierungsatlas - Bundeswehr: 25 Jahre Artillerieregiment 11 Oldenburg - Bundeswehr: RakArtBtl 112 - 25 Jahre 1961-1986 - https://www.usarmygermany.com - „Alterfritz“ |
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