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Rubrik: Munitionsdepots / Versorgungsdepots Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Atomwaffenlager für das Heer in Niedersachsen
Aus Darstellungsgründen werden auf dieser Seite an einigen Stellen militärische Abkürzungen verwendet. Eine Erklärung erscheint, wenn man mit dem Mauszeiger auf eine dieser Abkürzungen weist.

 Relikte des Kalten Krieges: 
Nach Ende des II. Weltkrieges war das Bestreben der westlichen Regierungen die Reduzierung des im Kriege enormen Umfanges der Streitkräfte. Für die sich abzeichnende Konfrontation zwischen der Sowjetunion und den westlichen Alliierten ist es allerdings weiterhin erforderlich gewesen, militärische Stärke vorzuweisen.
Zunächst zielte die Strategie der USA darauf ab, einen Angriff der Sowjetunion auf Westeuropa durch die Bombardierung der UdSSR mit Atomwaffen zu beantworten. Hauptaufgabe der Bodentruppen in Westeuropa sollte die Verzögerung des Verlustes von Operationsbasen der eigenen Luftstreitkräfte sein.
Als Folge der steten Weiterentwicklung von Raketen größerer Reichweite ist auch der Auftrag der US Navy verändert worden. War zuvor deren Hauptaufgabe die Sicherung der Nachschubwege zur See, diente sie nun dazu, Atomwaffen in Einsatzreichweite an den Gegner heranzuführen. Die Bedeutung der Heerestruppen sank dabei im gleichen Maße, wie die der anderen Teilstreitkräfte durch deren atomare Bewaffnung stieg.

Die Erfahrungen aus dem Korea-Krieg Anfang der 1950er Jahre brachten den Landstreitkräften eine Renaissance, ihre Bedeutsamkeit wurde neu bewertet. In die anschließende Zeit fiel die Aufstellung der Bundeswehr, die zur größten Armee in Mitteleuropa aufwuchs.
Ebenfalls in den 1950er Jahren erfolgte die Entwicklung von taktischen Atomwaffen. Diese wiesen eine geringere Zerstörungskraft als die strategischen Atomwaffen auf. Sie sollten künftig die Kampfkraft der Heerestruppen deutlich erhöhen. Der NATO-Rat beschloß im Frühjahr 1958 die Ausrüstung der Partner-Staaten mit taktischen Atomwaffen, die unter Kontrolle der USA verbleiben sollten - dies war der Beginn der „Nuklearen Teilhabe“.

Die Nukleare Teilhabe:
Mit der Nuklearen Teilhabe wurden die Bedingungen für die Stationierung von Atomwaffen und deren Einsatzmittel geregelt, in und für Länder die über keine eigenen taktischen Atomwaffen verfügten. Zur Vereinbarung und Steuerung von Einsatzkriterien, Einsatzmitteln und der Dislozierung der Nuklearwaffen, wurde in der NATO die Nukleare Planungsgruppe (NPG) eingerichtet. Darin waren anfangs die USA, Großbritannien, die Bundesrepublik Deutschland und Italien ständige Mitglieder, weitere Staaten traten im Rotationsverfahren hinzu. Ab 1979 sind alle NATO-Mitglieder gleichberechtigt darin vertreten gewesen.

Entsprechend der geographischen Lage, wurde ein Großteil der Atomwaffen Westeuropas in der Bundesrepublik stationiert. Aber auch in den Nachbarländern Niederlande und Belgien gab es entsprechende Lager.
In diesen Objekten ist die Bewachung jeweils durch eine Partner-Nation durchgeführt worden. Die im Ernstfall erforderliche Durchführung der technischen Freigabe verblieb in der Hand des US-Militärs, welches dafür stets eigenes Personal in den Stützpunkten einsetzte. Obwohl Großbritannien über eigene Nuklearwaffen verfügt, war das Land in die gleiche Konzeption eingebunden. Bei den taktischen Atomwaffen für die Bodentruppen griffen die Briten auf die in der NATO standardisierten US-Systeme und Verfahren zurück.
Letztendlich hat die Nukleare Teilhabe bedeutet, daß im Falle eines Krieges von Verbänden der Bundeswehr, wie auch anderer NATO-Partner, Atomwaffen nach Freigabe durch die Regierung der USA eingesetzt werden konnten. Die für Atomwaffen eingeplanten Einheiten und Verbände wurden bereits in Friedenszeiten für die Aufgabe entsprechend ausgebildet.

Eine grundlegende Komponente in der Nuklearen Teilhabe war die Festlegung der entsprechenden Waffensysteme. Im Folgenden werden die Einsatzmittel der Heeresverbände aufgeführt. Außerdem gab es verschiedene taktische Atomwaffen für die Luftstreitkräfte, darüber berichtet die Seite Atomwaffen für die Luftwaffe in Niedersachsen.

Die Waffensysteme:
Der größte Teil der für taktische Atomwaffen vorgesehenen Systeme war in den Artillerieverbänden der NATO-Partner zu finden, unterteilt in Raketenartillerie und Rohrartillerie. Die Reichweite der frühen Raketenartillerie betrug unter 40 km, die Rohrartillerie schoß teilweise nur rund 16 km weit. Die Zahlen machen deutlich, daß diese Nuklearwaffen hauptsächlich unser eigenes Land verwüstet hätten.
In strategischen Planspielen der NATO ist häufig schon in einer frühen Phase der Kampfhandlungen auf taktische Atomwaffen zurückgegriffen worden. Da damit die Schwelle zum Atomkrieg überschritten wurde, wäre es sehr wahrscheinlich danach zu einem globalen Schlagabtausch gekommen, der wohl das Ende der Menschheit bedeutet hätte!

Bei der Raketenartillerie der Bundeswehr begann 1959 die Einführung des Systems Honest John. Das Heer stattete anfangs die Korpstruppen damit aus. In Niedersachsen stationierte dafür das I. Korps in Nienburg-Langendamm das RakArtBtl 140. Doch bereits ab 1962 rüstete die Korpsartillerie auf das System Sergeant um. Die Honest John wurde gleichzeitig an die Divisionsartillerie abgegeben.
Beginnend ab 1960 hat man für jede Division ein Raketenartilleriebataillon aufgestellt. In der Folge ist entsprechend bei jedem dieser Verbände ein Sondermunitionslager für die Atomsprengköpfe errichtet worden.
Auf Korpsebene löste von 1976 an das System Lance die veraltete Sergeant ab. Bei den Divisionstruppen endete die Ausstattung mit nuklearfähiger Raketenartillerie am Ende der 1970er Jahre. Danach gab es auf Divisionsebene als Atomwaffenträger nur noch Rohrartillerie.
Bemerkenswert ist, daß alle Systeme der Raketenartillerie im Ernstfall ausschließlich für den Verschuß atomarer Munition eingeplant waren.

Für die Rohrartillerie standen zunächst Atomgranaten im Kaliber 203 mm zur Verfügung. Anfang der 1970er Jahre kamen Granaten im Kaliber 155 mm dazu. Zum Verschießen der 203 mm-Munition konnten die Panzerhaubitze M 55, sowie die gezogene Feldhaubitze M 115, und die Feldhaubitze auf Selbstfahrlafette M 110 eingesetzt werden. In der Bundeswehr waren M 55 bei der Divisionsartillerie zu finden, M 115 und M 110 bei Divisions- und Korpsartillerie. Mitte der 1960er Jahre führte man in der Brigadeartillerie die Panzerhaubitze M 109 mit Kaliber 155 mm ein. Auch dieses System war befähigt, Atomgranaten zu verschießen.

Während die Artilleriewaffen Ansammlungen des Gegners in dessen Hinterland zerschlagen sollten, gab es weitere Atomwaffen, mit denen man bei einem Rückzug wichtige Objekte für den Gegner unbrauchbar oder unpassierbar machen wollte. Diese sind als Atomminen bezeichnet worden, im NATO-Englisch Atomic Demolition Munition (ADM) genannt. Hauptsächlich gab es zwei Größen der Minen: die Small Atomic Demolition Munition (SADM) und die Medium Atomic Demolition Munition (MADM).
Die Minen wären in Sprengschächte eingelassen oder, nach gegebener Lage, auf dem Boden stehend gezündet worden. Für den Einsatz waren Pioniere zuständig. 1986 sind die Atomminen als Ergebnis der Abrüstungsverhandlungen aus der Bundesrepublik abgezogen und zerstört worden.

Im Folgenden werden die verschiedenen Waffensysteme und dafür verwendete Atomsprengköpfe aufgelistet:

Waffensystem Sprengkopf Sprengkraft TNT-Äquivalent
Raketenartillerie:
Honest John W-31 Version Mod.0 Y1: 2.000 t
Version Mod.0 Y2: 40.000 t
Version Mod.3 Y3: 20.000 t
Sergeant (nur Deutschland) W-52 Version Y1: 60.000 t
Version Y2: 200.000 t
Corporal (nur Großbritannien) W-7 Version Y2: 5.000 t
Version Y3: 10.000 t
Version Y4: 20.000 t
Version Y5: 40.000 t
Lance W-70 Version Mod.0: 1.000 t
Version Mod.1: 10.000 t
Version Mod.2: 100.000 t
Version Mod.3: 750 t
Version Mod.4: 1.250 t
Rohrartillerie:
Haubitze 203 mm W-33 Version Mod.0 Y1: 500 t
Version Mod.1 Y2: 40.000 t
Version Mod.1 Y3: 10.000 t
Version Mod.1 Y4: 5.000 t
Haubitze 203 mm W-79 Version Mod.0 Y1: 100 t
Version Mod.0 Y2: 700 t
Version Mod.0 Y3: 1.100 t
Version Mod.1: 800 t
Haubitze 155 mm W-48 Version Mod.0: 72 t
Version Mod.1: 72 t
Atomminen:
SADM Mk-54 Version Mod.1 Y1: 10 t
Version Mod.1 Y2: 20 t
Version Mod.1 Y3: 1.000 t
MADM W-45 Version Y1: 1.000 t
Version Y2: 500 t
Version Y4: 8.000 t

Zur Verdeutlichung der Sprengkraft der Systeme hier einige Vergleichswerte:

  • Die auf Hiroshima abgeworfene Atombombe hatte eine Sprengkraft von 13.000 Tonnen.
  • Die auf Nagasaki abgeworfene Atombombe hatte eine Sprengkraft von 21.000 Tonnen.
  • Die stärkste von den USA getestete strategische Atombombe (Erprobung „Castle Bravo“) hatte eine Sprengkraft von 15.000.000 Tonnen.
  • Die stärkste von der UdSSR getestete strategische Atombombe (Projekt „Zar-Bombe“) hatte eine Sprengkraft von über 50.000.000 Tonnen.

Die Einheiten:
Die für den Einsatz von Atomwaffen eingeplanten Einheiten waren bei den NATO-Partnern nicht nach dem gleichen Schema gegliedert und unterstellt. Die Aufstellung unten listet die betreffenden Truppenteile auf. Bei allen beteiligten Nationen gab es die Waffensysteme Raketen- und Rohrartillerie, ebenso die Atomminen.

Für die Bewachung der Atomwaffen in den Sondermunitionslagern, sowie bei Auslagerung der Munition, wurden infanteristische Kräfte eingesetzt. Die Bundeswehr hatte in den Raketenartilleriebataillonen, und Nachschubbataillonen (Sonderwaffen) Kompanien mit Sicherungssoldaten integriert. Auf Divisionsebene sind diese Einheiten mit der Artilleriestruktur 85 als selbständige Begleitbatterien ausgegliedert worden. Die Niederländer setzten an den einzelnen Standorten Infanteriekompanien des Regiment Van Heutsz ein.

Im Umfeld der großen Versorgungslager Munition (VLM) lagen besondere Nachschubverbände für den Transport der Atomwaffen. Die Bundeswehr hatte in Werlte, nahe dem VLM Lahn, das NschBtl (SW) 120 stationiert. In der British Army war mit gleicher Aufgabe das 8 Art Sup Regt RCT eingesetzt. Es lag in Münster-Coerde, zuständig für das VLM Ostbevern.

Für das Abfeuern der atomaren Artilleriegranaten ist entsprechend ausgebildetes Personal erforderlich gewesen. In den Artillerieregimentern der Bundeswehrdivisionen gab es dafür Artilleriespezialzüge. Deren Trupps wären zusammen mit den Atomgranaten an die Waffensysteme gebracht worden, um sie für den Verschuß zu übernehmen.
Auch der Einsatz von Atomminen konnte nur von Spezialisten durchgeführt werden. Das I. Korps der Bundeswehr hatte für diese Verwendung 1970 in Minden den Spezial-Sperrzug 100 aufgestellt. Er wuchs 1978 zur Kompanie auf. Die Niederländische Armee betraute mit der gleichen Aufgabe die 111 Peloton Speciale Opdrachten. 1986 endete die Einplanung von Atomminen. Daraufhin wurde die Spezial-Sperrkompanie 100 am 1. Juli des Jahres von ihrem Auftrag entbunden und zu einer regulären Kompanie des Pionierbataillons 110 umgewandelt.
Für die Raketenartillerieverbände gab es keine separaten Spezialisten zum Einsatz der Atomwaffen. Da diese Systeme ausschließlich für den Verschuß nuklearer Munition eingeplant waren, wurden in der Ausbildung alle relevanten Angehörigen der Batterien entsprechend geschult.

Die US Army mußte aufgrund ihrer Schlüsselgewalt an jedem Atomwaffen-Stützpunkt eigenes Personal stationieren. Das Oberkommando dieser Truppen war die 59th Ordnance Brigade in Pirmasens. Der Brigade waren diverse Artillery Groups unterstellt, die ihrerseits für eine Anzahl Atomwaffenlager der NATO-Partner verantwortlich waren.
In Niedersachsen lag in Sögel die 552nd USAAG, sie unterstützte das I. Korps der Bundeswehr und das I. Korps der Niederländer. Im Nordrhein-Westfälischen Münster-Handorf lag die 570th USAAG zur Unterstützung des I. Korps der British Army und des I. Korps der Belgier.

Alle US-Detachments waren an ein Richtfunknetz angebunden. Zwei Systeme standen dafür bereit: das European Command Control Console System (ECCCS) und das Cemetery Net. Im Kriegsfall sollte die Kommunikation über das Cemetery Net laufen. Diese Verbindungen dienten ausschließlich der Kommunikation zwischen den Atomwaffen-Standorten und den zuständigen Führungsebenen der NATO. Mehrere über Deutschland verteilte Knoten stellten die Verbindung zu allen Standorten her.
Im Norden war das 39th Sig Bn mit Heimat in der Carl-Schurz-Kaserne, Bremerhaven für die Betreuung des Netzes zuständig. Auf dem Kasernengelände in Bremerhaven betrieb die 581st Sig Co einen Knotenpunkt mit großem Funkturm. Rund 170 km südlich stand auf dem Dörenberg, in Linderhofe bei Extertal der nächste Knotenpunkt. Dort lag die 518th Sig Co.
Durch die charakteristischen Stahlgitter-Richtfunktürme waren seinerzeit für Eingeweihte die Standorte der US-Detachments oftmals schon von weitem erkennbar.

Die Atomwaffenlager im Bereich der NORTHAG - Stand 1980er Jahre:

Einheiten der NATO-Partner SAS USA US-Einheiten
552nd USAAG, Sögel
Deutschland Bundeswehr:
ArtKdo 1 - NschBtl (SW) 120, Werlte VLM Lahn 162nd Ord Co, Sögel
ArtKdo 1 - RakArtBtl 150, Wesel (Lance) Wesel-Diersfordt 1st USAFAD, Wesel
1. PzDiv - BglBttr 1, Liebenau Liebenau
32nd USAFAD, Nienburg-Langendamm
3. PzDiv - BglBttr 3, Dörverden-Barme Diensthop 25th USAFAD, Dörverden-Barme
7. PzDiv - BglBttr 7, Dülmen Dülmen-Visbeck 81st USAFAD, Dülmen
11. PzGrenDiv - BglBttr 11, Delmenhorst-Adelheide
Dünsen 5th USAFAD, Dünsen

Niederlande Koninklijke Landmacht:
19e Afvda, 't Harde/NL 't Harde/NL 23rd USAFAD, 't Harde/NL
129e Afvda, Havelterberg/NL (Lance) Havelterberg/NL 8th USAFAD, Havelterberg/NL

570th USAAG, Münster-Handorf
Großbritannien British Army:
8 Art Sup Regt RCT, Münster-Coerde VLM Ostbevern 583rd Ord Co, Münster-Handorf
45 Field Regt RA, Bergen-Hohne vermutlich Walsrode 15th USAFAD, Bergen-Hohne
39 Heavy Regt RA, Sennelager Sennelager 22th USAFAD, Sennelager
27 Field Regt RA, Lippstadt Sennelager 26th USAFAD, Paderborn
50 Missile Regt RA, Menden (Lance) Arnsberg-Holzen 69th USAFAD, Menden

Belgien Belgische Landmacht / Force Terrestre Belge:
20e Bataillon d'Artillerie, Werl
3ème Bataillon d'Artillerie, Werl (Lance)
Werl 4th USAFAD, Werl

Für die Atomminen, welche durch Pioniere der NATO-Partner im Zusammenwirken mit Spezialisten der US Engineers eingesetzt werden sollten, gab es keine separaten Munitionsdepots. Die Minen wurden in den vorhandenen Sondermunitionslagern vorgehalten. Das US-Personal ist den vor Ort stationierten Ord Co bzw. USAFAD unterstellt gewesen.

Einheiten der NATO-Partner SAS USA US-Einheiten
567th Engr Co (ADM), Hanau
Deutschland Bundeswehr:
SpezSperrKp 100, Minden Liebenau
4th Plt/567th Engr Co (ADM), Nienburg-Langendamm

Niederlande Koninklijke Landmacht:
111 PSO, Wezep/NL vermutlich Lahn ? Plt/567th Engr Co (ADM), Sögel?

Großbritannien British Army:
? RE Ostbevern
3rd Plt/567th Engr Co (ADM), Münster-Handorf

Belgien Belgische Landmacht / Force Terrestre Belge:
ADM Cie/1e Bataillon du Genie, Köln-Westhoven
vermutlich Büren ? Plt/567th Engr Co (ADM), Büren?

Die Sondermunitionslager:
Entsprechend der Bedeutung der Atomwaffen mußte für die Lagerung ein besonderer Aufwand betrieben werden. Als Faktoren war die Gefährlichkeit der Waffen, aber auch deren eigene Gefährdung zu nennen. Die Lager wurden gewissermaßen zu Festungen ausgebaut, die eine Vereinnahmung durch feindliche Kommandos verhindern sollten.
Stets war eine Absicherung mit Doppelzaun vorhanden. Im äußeren Bereich stellten die NATO-Partner die Wache. Ständig waren Wachtürme besetzt und Streifen unterwegs. Der innere Bereich wurde im Regelbetrieb nur vom US-Militär betreten. Bei Alarmierungen bezog das Wachpersonal der NATO-Partner aber auch Stellungen in diesem Bereich.

Im NATO-Englisch sind die Atomwaffenlager als Special Ammunition Site (SAS) bezeichnet worden. Die Bundeswehr sprach von Sondermunitionslagern. Grundsätzlich gab es zwei Kategorien dieser Depots.
Für die Korps-, Divisions- und Brigadeartillerie wurden kleine Sondermunitionslager mit üblicherweise zwei erdüberdeckten Munitionslagerhäusern, in der Nähe der einsetzenden Verbände eingerichtet. Dazu kamen größere Versorgungslager Munition mit meist neun erdüberdeckten Munitionslagerhäusern. Die VLM dienten zur Bevorratung und Belieferung der kleineren Sondermunitionslager. Details zu kleinen Lagern zeigen die Seiten über das Sondermunitionslager Dünsen und das Sondermunitionslager Diensthop. Details zu einem VLM zeigt die Seite Versorgungslager Munition Lahn.
Der Transport der Atomwaffen zwischen den Depots ist hauptsächlich auf dem Luftweg durchgeführt worden. Der zuständigen 59th Ordnance Brigade hatte man eigens dafür das 22nd Aviation Detachment zugeordnet. Die Einheit setzte große zweirotorige Transporthubschrauber vom Typ Vertol CH-47 „Chinook“ ein. Die Verlegungen wurden als „Air Mission“ bezeichnet. Im Regelfall landeten die Maschinen im inneren Sicherheitsbereich unmittelbar vor den Munitionslagerhäusern.

Die Existenz dieser Anlagen wurde der Allgemeinheit nicht bekanntgegeben. Die kommunalen Behörden waren jedoch stets informiert. Trotz aller Geheimhaltung kannten die Aktivisten der Friedensbewegung die meisten Atomwaffenlager. Insbesondere in den 1980er Jahren wurden zahlreiche Demonstrationen bis vor das Tor der Liegenschaften durchgeführt.

Bereits mehrere Jahre vor dem Ende des Kalten Krieges wurde in Westeuropa die Anzahl der Atomwaffen deutlich reduziert. 1983 fand im kanadischen Montebello eine Sitzung der Nuklearen Planungsgruppe der NATO-Staaten statt. Dabei hat man beschlossen, bis 1988 1.400 atomare Sprengköpfe aus Europa abzuziehen. Nachdem 1985 Michail Gorbatschow Staatschef der Sowjetunion geworden ist, erfolgte auch im Ostblock ein Umdenken. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre setzte eine spürbare Entspannung ein, die weitere Verhandlungen ermöglichten und konkrete Umsetzungen folgen ließen.
Als erstes wurden 1986 die Atomminen in die USA zurück verlegt. Im Juli 1987 ist die Sondermunition aus Dünsen abgezogen worden. Im September 1988 erfolgte die Aufgabe des Lagers Diensthop. Und im Juni 1989 hat man die Atomwaffen aus Wesel-Diersfordt abtransportiert.
Beim Fall der innerdeutschen Mauer, was allgemein als das Symbol der Beendigung des Kalten Krieges gesehen wird, waren für das I. Deutsche Korps nur noch das VLM Lahn und das SdMunLgr Liebenau aktiv.

Nach Ende des Kalten Krieges wurde eine direkte und schnelle Einbindung von Atomwaffen in die Heeres-Verbände der NATO-Partner komplett aufgegeben. 1992 sind die verbliebenen Lager Lahn und Liebenau geschlossen worden.
Die Nukleare Teilhabe besteht noch heute. Allerdings werden jetzt nur noch, in stark reduziertem Umfang, Bomben für fliegende Verbände der Luftstreitkräfte vorgehalten. In Niedersachsen gibt es keine Atomwaffen mehr.

 Zustand: 
Die ehemaligen Atomwaffenlager in Niedersachsen wurden vom Militär endgültig freigezogen, ausgenommen das Munitionsdepot Walsrode. Der Zustand der aufgegebenen Objekte ist in der Aufstellung unten ersichtlich.

 Zugang: 
Einige der ehemaligen Atomwaffenlager sind heute zugänglich.

 Hinweis: 
Die Websiete USArmyGermany.com zeigt die 59th Ordnance Brigade in allen Einzelheiten:
https://www.usarmygermany.com/Units/Ordnance/USAREUR_59thOrdBde.htm Englisch
Fotos:
Die Infrastruktur der Sondermunitionslager:

Abweiser
Auf der Zufahrtstraße zum VLM Lahn konnten Abweiser eingesetzt werden.

Tor
Das Tor zum SdMunLgr Diensthop.

Alarmgebäude
Ein ursprüngliches Alarmgebäude für die deutsche Wachmannschaft.

Wachgebäude
Mit dem LRSP wurden am Tor massive Wachgebäude errichtet.

Wachturm
In jedem Lager zu finden: ein Wachturm in Betonbauweise, direkt an das Wachgebäude angebaut.

Innenansicht
Innenansicht eines Wachturmes.

Personenschleuse
Am Wachgebäude eine Personenschleuse.

Innenansicht
Innenansicht an der Personenschleuse.

Schießscharten
Unter den Fenstern Schießscharten zur Nahbereichsverteidigung.

Betonwände
Die Zugänge waren mit Betonwänden abgeschirmt.

Wachgebäude
Das Wachgebäude im VLM Lahn war zweigeschossig. Der Wachturm wurde entfernt.

Betonwände
Hinter langgestreckten Betonwänden konnten sich im Alarmierungsfall Wachen geschützt bewegen.

Kampfstand
Im VLM Lahn gab es mehrere massive Kampfstände.

Stahlturm
Ein entsprechend der Größe des Lagers hoher Stahlturm in Lahn.

Stahlturm
Wachturm in Stahlbauweise.

Holzturm
Wachturm in Holzbauweise.

Wartungsgebäude
Das große Wartungsgebäude in Lahn.

Wartungsgebäude
In den Divisions-Lagern waren die Wartungsgebäude kleiner.

Energiegebäude
Das Energiegebäude für Heizung und Stromversorgung.

MLH
Die neun MLH in Lahn.

MLH
Die zwei MLH in Dünsen.

MLH
Nur im Sondermunitionslager Dünsen hatten die MLH keinen Vorbau.

MLH
Üblich war die zusätzliche Abschirmung des MLH mit einem käfigartigen Vorbau.

Innenansicht
Das Innere eines Atomwaffenbunkers sieht recht unspektakulär aus.

Innenansicht
Hier unter der Decke Befestigungen für eine Abschirmung aus Stacheldraht.


US-Liegenschaften:

Sögel
Das Stabsgebäude der 552nd USAAG in der ehemaligen Mühlenberg-Kaserne, Sögel.

Dörverden
Die Unterkunft des 25th USAFAD in der Niedersachsen-Kaserne, Dörverden.

Funkturm
Funkturm eines Knotens der Netze ECCCS und Cemetery Net in Bremerhaven.

Funkturm
Funkturm in Sögel.

Funkturm
Funkturm in Nienburg-Langendamm.


Waffensysteme
Raketenartillerie:

Honest John
SARS Honest John.
Eingesetzt von: Deutschland Niederlande Großbritannien Belgien

Sergeant
SARS Sergeant.
Eingesetzt von: Deutschland

Corporal
SARS Corporal.
Eingesetzt von: Großbritannien

Lance
SARS Lance.
Eingesetzt von: Deutschland Niederlande Großbritannien Belgien

Rohrartillerie:

M 115
FH 203 mm M 115.
Eingesetzt von: Deutschland Niederlande Großbritannien Belgien

M 110
FH 203 mm SF M 110.
Eingesetzt von: Deutschland Niederlande Großbritannien Belgien

M 55
PzH 203 mm M 55.
Eingesetzt von: Deutschland Belgien

M 109
PzH 155 mm M 109.
Eingesetzt von: Deutschland Niederlande Großbritannien Belgien

Atomgranate
203 mm-Atomgranate mit Verpackung.
Eingeplant für: Deutschland Niederlande Großbritannien Belgien

Pioniere:

MADM
Atommine MADM (demontiert).
Eingeplant für: Deutschland Niederlande Großbritannien Belgien

Die Namen der Orte und Details erscheinen, wenn man mit dem Mauszeiger darauf weist.
Karte Lahn Liebenau Diensthop Walsrode Dünsen Dülmen Ostbevern Dortmund-Brackel Sennelager Arnsberg-Holzen Werl Büren


Lahn
Wachgebäude an der Einfahrt zum Lager.
Versorgungslager Munition Lahn
Das Objekt befindet sich auf dem StOÜbPl der Garnison Werlte.
Versorgungslager für das I. Korps der Bundeswehr und das I. Korps der Koninklijke Landmacht.
Zusätzlich vermutlich Einlagerung von ADM für die Niederländer.
Details zu diesem Lager zeigt eine separate Seite.

US Army:
162nd Ord Co, Mühlenberg-Kaserne, Sögel
Bundeswehr:
NschBtl (SW) 120, Hümmling-Kaserne, Werlte

Die militärische Nutzung der Liegenschaft wurde vollständig beendet.

Google-Maps:
Versorgungslager Munition Lahn
MLH
Die neun MLH in Reihe.

Liebenau
Die zwei MLH. Alle anderen Einrichtungen hat man restlos beseitigt.
Sondermunitionslager Liebenau
Das Objekt befindet sich innerhalb der ehemaligen Eibia-Anlage „Karl“, Liebenau.
Sondermunitionslager für die 1. Panzerdivision der Bundeswehr.
Zusätzlich Einlagerung von ADM für das Pionierkommando 1.

US Army:
32nd USAFAD, und 4th Plt/567th Engr Co (ADM), Nienburg-Langendamm
Bundeswehr:
BglBttr 1, Mainscher Lager, Liebenau

Die militärische Nutzung der Liegenschaft wurde vollständig beendet. Das Lager ist abgerissen worden.

Google-Maps:
Sondermunitionslager Liebenau

Diensthop
Wachgebäude mit Turm.
Sondermunitionslager Diensthop
Das Objekt bildet zusammen mit der StOMunNdlg 254/1 einen Komplex, der abseits anderer militärischer Liegenschaften liegt.
Sondermunitionslager für die 3. Panzerdivision der Bundeswehr.
Details zu diesem Lager zeigt eine separate Seite.

US Army:
25th USAFAD, Niedersachsen-Kaserne, Dörverden-Barme
Bundeswehr:
BglBttr 3, Niedersachsen-Kaserne, Dörverden-Barme

Die militärische Nutzung der Liegenschaft wurde vollständig beendet. Das Lager ist im Jahre 2012 abgerissen worden.

Google-Maps:
Sondermunitionslager Diensthop
MLH
Die zwei MLH.

Dünsen
Wachgebäude mit Turm.
Sondermunitionslager Dünsen
Das Objekt befindet sich innerhalb der ehemaligen Muna Harpstedt.
Sondermunitionslager für die 11. Panzergrenadierdivision der Bundeswehr.
Details zu diesem Lager zeigt eine separate Seite.

US Army:
5th USAFAD, Dünsen
Bundeswehr:
BglBttr 11, Barbara-Kaserne, Delmenhorst-Adelheide.

Die militärische Nutzung der Liegenschaft wurde vollständig beendet.

Google-Maps:
Sondermunitionslager Dünsen
MLH
Links die zwei MLH.

Quellenangabe:
- Hammerich, Kollmer, Rink, Schlaffer: Das Heer 1950 bis 1970
- Arbeitsgemeinschaft Truppendienst: Die Armeen der NATO-Staaten
- Alfred Mechtersheimer, Peter Barth: Militarisierungsatlas
- Hans-Joachim Krug: 25 Jahre Artillerie der Bundeswehr
- Gemeinde Werlte: Das Transportbataillon 120 1990-1998 - Chronik II - 30 Jahre Standort Werlte
- Bundeswehr: diverse Standortbroschüren
- https://www.bits.de
- https://www.globalsecurity.org/wmd/systems/nuke-list.htm
- https://www.usarmygermany.com
- 570th USAAG: http://www.570thusaag.com
- 4th USAFAD: http://www.4thusafad.com
- 81st USAFAD: https://duelmen.tripod.com
 
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