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Rubrik: Tanklager Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Das Lufttanklager Ehmen
 Bis 1945: 
Im Rahmen der allgemeinen Aufrüstung durch das III. Reich wurden in den 1930er Jahren, über das damalige Reichsgebiet strategisch verteilt, diverse Tanklager für den Bedarf der Luftwaffe errichtet. Neben den durch die Wifo betriebenen Depots, in Niedersachsen waren dies die Tanklager Farge, Hitzacker und Schäferhof, verwaltete die Luftwaffe auch eigene Anlagen. Die weiteren Einrichtungen im vorgestellten Gebiet sind Loccum und Preußisch Oldendorf.
Aufgabe dieser Lufttanklager war die Herstellung und die Bevorratung von Treib- und Schmierstoffsorten hauptsächlich für den Bedarf der fliegenden Verbände. Für die leistungsstarken Flugzeugmotoren war ein qualitativ hochwertiger Kraftstoff erforderlich, der neben besonderer Reinheit über eine hohe Klopffestigkeit verfügen sollte. Die Qualität wurde durch Mischung verschiedener Sorten und der Hinzufügung von Zusatzstoffen erreicht.

Im Jahre 1937 war Baubeginn für das Lufttanklager Ehmen. Die Ortschaft liegt rund 5 km südwestlich der Stadt Wolfsburg. Am Ostrand von Ehmen lag das Waldgebiet Birkengehege. Darin wurde ein 22,5 ha großes Areal von der Wirtschaftlichen Forschungsgesellschaft (Wifo) angekauft. Es lag entlang der damaligen Reichsbahnstrecke von Braunschweig nach Fallersleben. Über diese Strecke konnte die Heranführung der Baumaterialien geleistet werden. Sie war später auch wichtig für die Zuführung der Kesselwaggons, mit denen die Treibstoffe überwiegend umgeschlagen wurden.
Die Wifo ist für den Aufbau des Depots verantwortlich gewesen. Am Westrand des Geländes entstand der Betriebsteil mit Kesselwagen-Bahnhof, Lokschuppen und Feuerwache. Auch Faßhallen zur Lagerung leerer Benzinfässer wurden hier errichtet. Im Nordosten schloß sich der Wirtschaftsteil an. Hier sind Unterkünfte und Sozialgebäude gebaut worden. Der eigentliche Lagerbereich dehnte sich Richtung Süden aus. Hier entstanden die geschützten erdversenkten Tankbehälter. Im äußersten Süden folgte schließlich ein kleines Klärwerk.
Eine Verbindung zum Wasserstraßennetz wurde auch gebaut. Zwar verläuft der Mittellandkanal keine 4 km nördlich von Ehmen, für die Anbindung an diesen ist jedoch ein wesentlich größerer Aufwand getrieben worden. Grund dafür war, daß ein bereits vorhandener Ölhafen mitgenutzt werden sollte. Bereits seit den 1920er Jahren befand sich in der Ortschaft Thune, nördlich von Braunschweig, ein privatwirtschaftlich betriebener Hafen mit Umschlaganlage und Lagertanks für Kraftstoffe. Dieser war über eine Pipeline mit dem Flughafen Braunschweig-Waggum verbunden. Nun wurde vom Flugplatz eine rund 20 km lange doppelte Kraftstoffleitung zum Tanklager Ehmen verlegt. Darüber konnte jetzt auch die Verladeanlage im Hafen von Thune genutzt werden.

Nach Fertigstellung des Tanklagers übergab die Wifo den Komplex an die Luftwaffe. Anfang 1939 lief der Betrieb an. Die Bereitstellung der Kraftstoffe dauerte bis ins Jahr 1945 weitgehend ungestört an. Es verließen täglich bis zu zwei komplette Züge mit Kesselwaggons die Anlage Richtung Endabnehmer.
1942 nahm die Reichsbahn eine neue Strecke von Braunschweig nach Fallersleben in Betrieb. Sie war als Schnellbahnstrecke trassiert und verlief knapp 2 km westlich von Ehmen. Der Personenverkehr wurde nun ausschließlich über diese Verbindung geführt. Reisende aus Ehmen mußten sich zum neu gebauten Bahnhof Ehmen-West begeben. Damit kam der zivile Verkehr am alten Bahnhof zum erliegen, hier rollten fortan nur noch die Kesselwaggons für das Tanklager.

Anfang 1945 erfolgte ein Bombenangriff durch die Royal Air Force auf das Gelände. Dabei kam es zu erheblichen Zerstörungen an Anlagen des Tanklagers und auch an zivilen Bauten im Umfeld. Im April ist das Gebiet von Verbänden der 9. US-Armee besetzt worden.

 Ab 1945: 
Nach Ende des II. Weltkrieges wurden in einzelnen Gebäuden des Tanklagers Vertriebene untergebracht. In geeigneten Bauten konnten sich auch Betriebe ansiedeln, um eine neue Existenz aufzubauen.
Von 1948 bis 1951 führten die Briten die Demontage der militärischen Einrichtungen durch. Dabei sind die Tanks und Leitungen abgebaut worden. Auch die Pipeline nach Waggum ist in dem Zusammenhang ausgegraben und verwertet worden. Die Lagerbunker in Ehmen wurden schließlich gesprengt.
Das Gelände ist Mitte der 1950er Jahre zum Aufbau des neuen Wohngebietes Birkengehege freigegeben worden. Zunächst mußten dafür Enttrümmerungsarbeiten durchgeführt werden. Dadurch verschwanden die meisten Spuren der früheren Nutzung. Ein Problem, das man seinerzeit nicht bedacht hatte, ist die Schadstoffbelastung des Untergrundes. Durch den Betrieb des Tanklagers kam es zu einigen Verunreinigungen im Boden. Eine Sanierung betroffener Stellen ist seit einiger Zeit in Arbeit.

 Zustand: 
Es sind nur noch wenige Spuren aus der Zeit des Tanklagers erhalten. Die Bilder unten zeigen das Meiste davon.

 Zugang: 
Das Gebiet des früheren Lufttanklagers ist zugänglich, ausgenommen natürlich die diversen Privatgrundstücke.

Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Wache
Am Nordostrand stand das Haupttor. Hier die umgebaute ehemalige Wache.

Sozialgebäude
Das frühere Sozialgebäude des Lufttanklagers

Faßhalle
Diese ehemalige Faßhalle beherbergt heute ein Kunstatelier

Verladerampe
An der Längsseite die Verladerampe für das damalige Anschlußgleis

Faßhalle
Eine zweite historische Faßhalle

Andere Perspektive
Blick aus einer anderen Perspektive

Betriebsgebäude
Betriebsgebäude des Tanklagers im Südwesten

Reste
Geringe Reste von Beton

Klärwerk
Ein Becken des früheren Klärwerks

Der Ölhafen Thune:
Siedlung
Heute überdeckt die Siedlung Birkengehege den Großteil des ehemaligen Lufttanklagers
Ölhafen
Der schon seit den 1920er Jahren vorhandene Ölhafen in Thune. Nach wie vor als Umschlagplatz für Treibstoffe in Betrieb.
Treibstoffleitung
Streckenweise ist der Verlauf der Treibstoffleitung nach Thune noch erkennbar. Hier blieb nach der Demontage ein Graben zurück.

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Niedersächsisches Umweltministerium: Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen
- Dr. Hans-Georg Schulze: Ehmen
- FUN Hondelage: Ölpipelines
 
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