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Rubrik: Flugplätze Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Der Einsatzhafen Hage
 Bis 1945: 
Nach Ausbruch des I. Weltkrieges wurde vom Militär die Einrichtung eines Luftschiffhafens in der äußersten Nordwestecke Deutschlands forciert. Von hier ergab sich die kürzeste Entfernung für Angriffe auf Großbritannien. Östlich der Stadt Norden fand sich unmittelbar nördlich der Ortschaft Hage ein zunächst als geeignet befundenes Gelände.
Im Jahre 1914 wurde mit der Errichtung des Luftschiffhafens begonnen. Im November des Jahres befanden sich bereits über 500 Mann des Luftschifftrupps am Ort. Es entstanden vier Hallen für die Luftschiffe, jede 184 m lang, 34 m breit und 28 m hoch. Die Hallen 1 „Hanne“ und 2 „Hannibal“ konnten im April 1915 fertiggestellt werden, Nr. 3 „Harald“ und 4 „Hasso“ folgten im Juni des Jahres. Auf dem Platz wurde ein Gaswerk errichtet, in dem das für den Flugbetrieb erforderliche Gas hergestellt werden konnte. Die tägliche Produktionsleistung lag bei 16.700 m³. Dazu schuf man zur Bevorratung in einem Hochdrucklager Kapazitäten für knapp 50.000 m³ Wasserstoffgas. Weiterhin entstand ein Barackenlager für die stationierten Verbände. Über einen Gleisanschluß bestand Verbindung zum Eisenbahnnetz.
In den ersten Kriegsjahren war Hage neben Nordholz einer der bedeutendsten Luftschiffhäfen des Kaiserreiches. Hier waren zu verschiedenen Zeiträumen die folgenden Luftschiffe stationiert: L 6, L 9, L 11, L 12, L 13, L 14, L 15, L 16 und L 22. Die Verbleibsdauer am Standort war sehr unterschiedlich, oft nur wenige Monate. Eine Ausnahme bildete dabei L 16, es befand sich vom 25. September 1915 bis 3. März 1917 in Hage.
In der zweiten Hälfte des I. Weltkrieges kehrte sich der ursprüngliche Vorteil der Nähe zur Küste in einen Nachteil um. Durch die enormen Fortschritte bei der Entwicklung von Flugzeugen fand sich Hage nun immer häufiger den Angriffen alliierter Kampfflugzeuge ausgesetzt. So wurden die vorhandenen Luftschiffe auf weiter landeinwärts liegende Plätze, wie z.B. Ahlhorn, verlegt. Am 5. April 1917 löste schließlich die Kriegsmarine den Luftschiffhafen Hage auf. Das Personal zog nach Wittmundhaven um dort den Platz vom Heer zu übernehmen. Das Gaswerk blieb jedoch in Betrieb und produzierte weiter. Das Gas wurde per Kesselwaggons an andere Plätze, hauptsächlich Wittmundhaven, geliefert.

Nach Ende des I. Weltkrieges dauerte es noch bis 1921, als die Einrichtungen und Luftschiffhallen auf Veranlassung der Siegermächte abgerissen werden mußten. Das Gelände wurde danach vorrangig landwirtschaftlich genutzt. Dieses dauerte bis ins Jahr 1937 an.

Mit der allgemeinen Aufrüstung durch die Nationalsozialisten bestand von Seiten der Wehrmacht erneuter Bedarf für eine Verwendung des Geländes in Hage als militärischer Flugplatz. Die Luftwaffe baute das vorhandene Areal zu einem Einsatzhafen aus. Im südlichen Teil des Geländes wurden verschiedene Bauten errichtet. Darunter Unterkunftsbaracken, Versorgungsgebäude sowie Kfz-Hallen und Werkstätten. In der Nordwestecke des Geländes ist ein Munitionsdepot angelegt worden.
Ab 1938 wurde durch eine Gruppe Kampfflieger sporadisch Flugbetrieb in Hage durchgeführt. Auch nach Beginn des II. Weltkrieges gab es nur wenige dauerhafte Stationierungen auf dem Platz. Für den September 1939 ist die kurzzeitige Belegung durch die II. Trägergruppe 186 dokumentiert. Diese war ursprünglich für den Einsatz auf den nie vollendeten Deutschen Flugzeugträgern vorgesehen. Über weitere Belegungen während des Krieges liegen keine Daten vor.
Der Flugplatz zeigte schon bald die Nachteile der niedrigen Lage in einem sehr feuchten Gebiet. In der Winterzeit war wegen der nassen Wiesen oft kein Flugbetrieb möglich. Ende 1940 begannen Arbeiten zum Bau einer betonierten Startbahn und befestigter Rollwege. Die Startbahn verlief in Nordost-/Südwest-Richtung und erreichte schließlich rund 750 m Länge.
Trotz allem blieb es in Hage wohl bei einer geringen Nutzung. Bereits 1943 soll schließlich der Flugbetrieb völlig eingestellt worden sein.

 Ab 1945: 
Nach Ende des II. Weltkrieges konnten in den vorhandenen Gebäuden des ehemaligen Einsatzhafens Vertriebene untergebracht werden. In einem Teil der Anlage richtete sich ein Krankenhaus ein. Auf dem Flugfeld wurden sämtliche Befestigungen entfernt. Daraufhin konnte die meiste Fläche wieder in landwirtschaftliche Nutzung überführt werden; am Südrand wurden Wohnhäuser errichtet. Auch im administrativen Bereich wurden nach und nach die meisten alten Baracken durch modernere Wohngebäude ersetzt.
Die Bundeswehr errichtete später im Südosten einen Mobilmachungsstützpunkt für erst im Spannungsfall personell aufzufüllende Geräteeinheiten des Territorialheeres. Hier war in diversen Hallen unter anderem das Material und die Ausrüstung vom Stab des SanRgt 72, des PiBtl 721, ABCAbwBtl 720 sowie für weitere Sicherungs- und Heimatschutzkompanien eingelagert. Mitte der 1990er Jahre wurde der Mob-Stützpunkt aufgegeben. Die Gebäude übernahmen nun verschiedene Firmen als Gewerbefläche.

 Zustand: 
Es sind nur noch wenige Bauwerke aus der militärischen Vergangenheit erhalten, die Bilder zeigen die meisten davon. Auch der Mobilmachungsstützpunkt ist heute schon Geschichte. Dort stehen die Gebäude noch, verändern aber durch die Nachnutzung zunehmend ihr ursprüngliches Aussehen.

 Zugang: 
Das Gelände des früheren Flugplatzes ist zugänglich, mit Ausnahme der diversen Privatgrundstücke.
Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Technischer Bereich
Der frühere Technische Bereich im Süden

Torgebäude
Reste eines Torgebäudes

Unterkunftsbereich
Die Zufahrt zum Unterkunftsbereich

Unterkunftsgebäude
Ein gut erhaltenes Unterkunftsgebäude, nach dem Krieg als Krankenhaus genutzt.

Betriebsgebäude
Betriebsgebäude am Ostrand im Bereich des Mob-Stützpunktes

Gebäude
Eines von zwei Gebäuden gleicher Bauweise am Rande des Flugfeldes, im Krieg vermutlich Flugzeug-Werkstätten.

Bunker
Bunker mit begrüntem Dach

Flugfeld
Ein Blick über das landwirtschaftlich genutzte ehemalige Flugfeld

Mobilmachungsstützpunkt
Ein Standardgebäude im früheren Mobilmachungsstützpunkt der Bundeswehr

Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Karl Ries, Wolfgang Dierich: Fliegerhorste und Einsatzhäfen der Luftwaffe
- Julius Graw: Luftschiffhafen Hage - in: Ostfreesland, Kalender für Jedermann 1980
- Michael Holm: http://www.ww2.dk
- Archiv N. Giese
 
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