Bis
1945:
Die auf dieser Seite vorgestellte Anlage lief unter der offiziellen Bezeichnung
Luft-Hauptmunitionsanstalt 3/XI Nienburg. Die römische Ziffer XI steht
für das Luftgaukommando XI, beheimatet in Hannover, später Hamburg. Der
größte Teil des heutigen Niedersachsen gehörte zu diesem Gau. Vor Ort waren
weitere Bezeichnungen für die Anlage Muna Langendamm, Muna Westerbuch und
Muna Kuckucksberg.
Entgegen des Ortsnamens, lag die Anstalt zu ihrer Betriebszeit außerhalb
der Stadt Nienburg. Die Ortschaft Langendamm wurde erst 1974 eingemeindet.
Unmittelbar
östlich von Langendamm dehnen sich weitläufige Waldgebiete aus. Den größten
Teil umfaßt der Forst Westerbuch. Dazu kommt, westlich der Straße von
Schessinghausen zur Führser Mühle, der Nienburger Stadtwald. An dessen
Rand befand sich damals die bereits militärisch genutzte Fläche des Standortübungsplatzes
der Garnison Nienburg.
Die Voraussetzungen für die Einrichtung einer Munitionsanstalt waren
hier erfüllt. Der Wald bot Sichtschutz gegen Luftaufklärung. Das Gebiet
wurde nördlich durch die Reichsbahnstrecke von Bremen nach Wunstorf begrenzt.
Von dort konnte die Anlage mit einem Anschlußgleis an das Eisenbahnnetz
angebunden werden, seinerzeit ist das für den Betrieb unbedingt erforderlich
gewesen.
Die Arbeiten zum Aufbau der Muna begannen bereits im Jahre
1935. Das Areal schloß den in Nord-Süd-Richtung verlaufenden öffentlichen
Führser Mühlweg ein, der entsprechend für den Zivilverkehr gesperrt wurde.
Auf dieser Straße ist im Süden die Haupteinfahrt der Anstalt angelegt
worden. Insgesamt umfaßte das Objekt eine Grundfläche von rund 400 ha.
In der Südwestecke, hinter dem Haupttor, errichtete man den
Verwaltungsbereich. Entlang des Führser Mühlwegs entstanden Hauptwache,
Kommandantur, mehrere Unterkunftsgebäude, Sozialgebäude, Garagen, Werkstätten
und die Feuerwache. Die Kommandantur, zwei Unterkünfte und einige Betriebsgebäude
waren zweigeschossig ausgeführt. Ansonsten ist weitestgehend eingeschossige
Bauweise aufzufinden.
Entsprechend der Aufgabenstellung einer Lufthauptmunitionsanstalt, sollte
hier die Herstellung von Munition erfolgen. Dazu hatte man weit auseinander
liegend zwei Arbeitsbereiche eingerichtet. Im Südosten des Geländes entstand
der Arbeitsbereich Ost mit den zwei benachbarten Füllanlagen Ost und
West. Hier fand die Abfüllung des Sprengstoffes in die Granaten statt.
Im Nordwesten wurde großräumig der Arbeitsbereich West angesiedelt. Dort
erfolgte die Endmontage der Munition. Abgesetzt am Führser Mühlweg befand
sich die Hülsenreinigung. Hier konnten gebrauchte Granatenhülsen aufgearbeitet
werden. Auch zurückgelieferte Munition hat man dort für eine neue Verwendung
zerlegt. Weiter abgesetzt im Nordwesten ist auch der kleine Sprengplatz
der Anstalt betrieben worden.
Zwischen den beiden Arbeitsbereichen befand sich der weitläufige Lagerbereich.
Über 100 Munitionshäuser hatte man errichtet. Zum größten Teil handelte
es sich um standardisierte Lagerbunker des Typs 106, mit zwei Toren und
250 m² Innenraum. Die Bauten hatten eine Kapazität von 30 t Explosivstoff.
Sie waren erdüberdeckt; mit Bepflanzung ergab sich ein guter Schutz vor
Luftaufklärung. Die Munitionshäuser gab es erhöht mit einer Verladerampe
davor, sowie ebenerdig stehende. Unter den Lagerbunkern befanden sich
12 wesentlich kleinere Zünderhäuser. Diese wiesen nur ein Tor auf und
hatten ebenfalls eine Erdüberdeckung. Sie verfügten über lediglich 50
m² Lagerraum. Außerdem gab es diverse Lagerhäuser, in denen benötigte
Materialien für Produktion und Versand deponiert werden konnten.
Das Muna-Gelände ist durch ein Wegenetz von über 30 km Gesamtlänge erschlossen
worden. Das Eisenbahngleis führte in einem weiten Bogen durch das Gelände.
Damit wurden die beiden Arbeitsbereiche direkt an das Reichsbahnnetz
angebunden. Die Anstalt besaß eine eigene Rangierlokomotive des Typs
DWK D 150.
Im Jahre 1939 konnte der Produktionsbetrieb aufgenommen werden.
Gefertigt wurden Granaten für Flugabwehrkanonen in Kalibern zwischen
3,7 cm und 12,8 cm. Der Schwerpunkt lag bei den Größen 8,8 cm, 10,5 cm
und 12,8 cm. Darüber hinaus hat man fertig angelieferte 2 cm-Flak-Munition
deponiert. Neben der Herstellung neuer Munition erfolgte in Langendamm
auch die Aufbereitung von zurückgelieferten abgeschossenen Hülsen. Außerdem
sind hier Fehlchargen und sogar angelieferte Bomben delaboriert worden.
Die beiden Füllanlagen waren im Wesentlichen gleich aufgebaut.
Jeweils fünf separate Arbeitshäuser bildeten die fünf erforderlichen
Arbeitsschritte ab. Sie sind durch unterirdische Laufgänge miteinander
verbunden gewesen. So bestanden zusammenhängende Produktionstrakte, in
denen die Sprengkörper vor äußeren Einflüssen geschützt hindurch bewegt
werden konnten.
Im ersten Bau befand sich die Vorbereitung der Munitionskörper. Hier
erfolgten eine Prüfung und das Aufschrauben eines Einfülltrichters. Im
anschließenden Schmelzhaus fand die Abfüllung statt. Der Name beschreibt
bereits das Verfahren. Durch Erhitzen ist der Sprengstoff verflüssigt
worden, um so in die angewärmten Sprengkörper gleichmäßig einfließen
zu können. Als nächstes erfolgte die langsame Abkühlung im Heizgitterhaus.
Dort sind Heizstäbe in die Granaten eingeführt und langsam wieder herausgezogen
worden. Durch diesen Vorgang verhinderte man die Bildung von Hohlräumen
in der Befüllung. Im nächsten Gebäude waren die Fertigstellung 1 und
2. In der ersten wurde in den Sprengstoff ein Loch für die Mundlochbuchse
gebohrt, darein kam später die Zündladung. Anschließend erfolgte die
Reinigung einschließlich Ausbesserung von Farbschäden. In der Fertigstellung
2 wurde die Farbe durch Erhitzen fixiert und das Mundloch
mit einer Kappe verschlossen. Schließlich kam als letzte Station das
Versandhaus. Darin sind die Granaten zu Chargen zusammengefaßt worden.
Nach Bedarf wurden sie zur Endmontage in den Arbeitsbereich West transportiert,
oder sie kamen zur Zwischenlagerung in die Munitionshäuser.
Weitere Bauwerke waren im Umfeld der Füllanlagen angesiedelt. Im Labor
sind von Explosivstoffabriken angelieferter Sprengstoff und Chemikalien
vor der Verwendung untersucht worden. Im Salpeterhaus befand sich die
Pulvermühle, in der man für die Granaten TNT, Ammonsalpeter und Sysalz
in jeweils vorgegebenen Mengenverhältnissen vermischte. Auch die im Herstellungsprozeß
angefallenen Sprengstoffreste konnten hier aufbereitet werden. Ein eigenes
Kesselhaus erzeugte die Heizleistungen, die im Schmelzhaus und im Heizgitterhaus
benötigt wurden.
Um die Flak-Granaten einsatzbereit zu machen, sind weitere Schritte erforderlich
gewesen, die im Arbeitsbereich West erfolgten. Dort hat man die Sprenggranaten
zusammen mit der Treibladung in die Kartuschen eingebracht. In die Sprengkörper
wurden Zündbeutel und Zünder montiert. Damit war die Herstellung abgeschlossen.
Anschließend folgte die Deponierung in den Munitionshäusern. Auf Anforderung
durch die verbrauchenden Truppen stellte man entsprechende Chargen zusammen
und brachte sie über die Eisenbahn zum Versand. Es sind auch Granaten
ohne Zünder an einfache Munitionsanstalten geliefert worden, um dort
komplettiert zu werden.
Der Fertigungsprozeß bedeutete den Umgang mit verschiedenen Chemikalien.
Entsprechend der damaligen Zeit, wurde auf die Umwelt kaum Rücksicht
genommen. Zu einem großen Teil sind die verunreinigten Abwässer unbehandelt
in den Wald abgeleitet worden. Die Arbeitskräfte in diesen Bereichen
waren ständig stark gesundheitsschädlichen Einflüssen ausgesetzt. Gefährlich
war die Arbeit ohnehin. Ein Explosionsunglück bei der Zünder-Montage
ist dokumentiert, welches sechs Tote zur Folge hatte.
Für die Unterbringung des Stammpersonals und dessen Familien
ist eine Muna-Siedlung mit 12 Häusern aufgebaut worden. Sie lag knapp
1 km westlich der Muna, am Rande des Dorfes Langendamm. Als provisorische
Unterkünfte für die weiteren Beschäftigten errichtete man zwei Barackenlager.
Hier kamen zunächst die beim Aufbau der Munitionsanstalt tätigen Arbeitskräfte
unter. Neben den zivilen Baufirmen waren auch RAD-Einheiten eingebunden.
Ein Lager entstand direkt südlich an die Muna-Siedlung angrenzend. Daraus
wurde nach Aufnahme der Munitionsfertigung das Frauenlager. Hier brachte
man zunächst dienstverpflichtete Frauen unter, die aus weiter entfernten
Orten stammten. Teilweise kamen sie sogar aus Süddeutschland und Oberschlesien.
Später sind überwiegend Zwangsarbeiter eingesetzt worden. Maximal gut
1.000 Insassen waren im Frauenlager einquartiert. Auch aus der Umgebung
hat man viele Frauen zur Arbeit in der Muna herangezogen.
Das zweite Lager entstand 700 m weiter südlich, am Ort der heutigen Standortschießanlage.
Es wurde daraus das Männerlager. Hier kamen nach Betriebsaufnahme der
Muna ebenfalls Fremd- und später Zwangsarbeiter unter. Auch Kriegsgefangene
hat man eingesetzt. Im Sommer 1944 befanden sich in den beiden Lagern
zusammen fast 1.300 Männer und Frauen.
Entsprechend der Rassenideologie der Nationalsozialisten, waren insbesondere
für die osteuropäischen Beschäftigten die Lebensumstände mangelhaft und
die Verpflegung unzureichend.
Die Existenz der Munitionsanstalt Nienburg war den Alliierten
bekannt. Wie bei fast allen vergleichbaren Objekten, gab es aber bis
zum Kriegsende keine Luftangriffe auf die Liegenschaft. Die Bombardierung
der Munitionsfertigung hatte noch keine Priorität. Man konzentrierte
sich auf die allgemeine Rüstungsindustrie und die Verkehrs-Infrastruktur.
Am Abend des 8. April 1945 zog der Großteil der in der Muna beschäftigten
Soldaten ab. Vor Ort verblieben nur wenige Offiziere und Feuerwerker.
Ihre Aufgabe war die Vernichtung der eingelagerten Munitionsbestände.
Am frühen Morgen des folgenden Tages begannen die Sprengungen. Dabei
wurden einige Munitionsbunker mit ihrem Inhalt zerstört. Bereits zur
Mittagszeit endete die Aktion. Kurz danach trafen Einheiten der britischen
11th Armoured Division in Langendamm ein und beendeten den II. Weltkrieg
für die Gegend.
Ab 1945:
Langendamm kam mit dem Kriegsende jedoch noch nicht zu Ruhe. Wie auch
an anderen vergleichbaren Orten geschehen, marodierten viele der nun
befreiten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen. Erst im August 1945
wurde diese Phase beendet, durch die Verlegung der „Displaced Persons“
in ihre Heimatländer.
Danach quartierten die Briten sowohl im Männerlager, als auch im Frauenlager
Kriegsgefangene der Wehrmacht ein. Auch Fremdarbeiter, die nicht in ihre
Heimat zurückkehren wollten, blieben hier. Mit ihnen und rund 70 Vertriebenen
aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, bildete die British Army eine
Einheit der German Civil Labour Organisation. Es war die 445 GCLO, später
als 445 GSO (German Service Organisation) bezeichnet. Die Männer wurden
eingesetzt im Straßenbau, oder sie führten Transporte und Instandsetzung
für das britische Militär durch. Eine größere Anzahl fand Arbeit im Tanklager
Schäferhof. Das Männerlager ist in dieser Form bis 1947 genutzt worden, das Frauenlager
sogar bis zu dessen Abriß 1974. Dann erfolgte der Umzug der GSO in die
Blanchard-Barracks, am Rand des Übungsplatzes Köhlerberge gelegen.
Im Männerlager wurde 1947 für ein Jahr eine Polizeischule eingerichtet.
Anschließend übernahm der Niedersächsische Heimatschutz das Objekt. Bereits
im Herbst 1948 folgte der Abbau der meisten Baracken. Nur einzelne blieben
noch bis 1969 stehen und dienten gewerblichen Zwecken. Danach ist auf
dem Areal die Standortschießanlage der Garnison Nienburg errichtet worden.
Die nicht mehr gesicherte Muna zog bereits kurz nach Kriegsende
viele Menschen an, die auf dem Gelände Verwertbares suchten. Diese Aktionen
waren gefährlich. Am 18. November 1945 kam es zu einem großen Explosionsunglück,
bei dem 17 Menschen starben. Vermutlich beim Gewinnen von Leinen entzündete
eingelagerte Nitrocellulose, dabei sind vermutlich rund 38 t explodiert.
Die Munitionshäuser 44 und 45 wurden völlig zerstört, vom Munitionshaus
44 zeugt bis heute nur ein rund 7 m tiefer Trichter. Von 15 der Opfer
fanden sich keine Spuren mehr. Daher ist vor Ort eine kleine Gedenk-
und gewissermaßen auch Grabstätte errichtet worden.
Zwischen 1946 und 1948 betrieben die Briten die Demilitarisierung der
Muna. Neben der Vernichtung der noch vorhandenen Munitionsbestände, folgte
auch die Sprengung von sämtlichen verbliebenen Munitionsbunkern sowie
weiterer Betriebsanlagen. Die Bereinigung des Geländes von verstreuter
Munition ist dabei teilweise durchgeführt worden, eine hohe Belastung
blieb jedoch zunächst bestehen. Von 1949 bis Ende 1953 schloß eine großangelegte
Entmunitionierung durch den Niedersächsischen Kampfmittelräumdienst an.
Dabei wurden mehrere hundert Tonnen aller Kaliber gefunden und entsorgt.
In der Zwischenzeit kam es bei der Bekämpfung eines Waldbrandes im Jahre
1951 zu einer Explosion mit 3 verletzten Feuerwehrleuten. Als Folge hat
man den Wald für den Einsatz der Feuerwehren gesperrt. Und noch 1953
fand ein Mensch im Gelände bei einer Explosion den Tod, vermutlich war
er auf der Suche nach Verwertbarem.
Der enorme Zuzug von Heimatvertriebenen nach Ende des Krieges
resultierte schnell in einen großen Mangel an Wohnraum. Man wandte sich
zeitig an die britische Militärverwaltung, um die Freigabe von Gebäuden
in der ehemaligen Munitionsanstalt zu erwirken. Ab 1950 konnten die drei
Unterkünfte am Führser Mühlweg als geschlossene Lungenheilstätte genutzt
werden. 1951 folgte eine befristete Freigabe einzelner weiterer Bauten
durch die Niedersächsische Landesregierung, auch für gewerbliche Nutzer.
Dieses schloß seinerzeit Bauten auf dem späteren Standortübungsplatz
ein. Schließlich wurde im September 1954 für das Gebiet Westerbuch-Süd
eine dauerhafte Besiedlung genehmigt. In den nächsten Jahren entstanden
zahlreiche neue Häuser. Aber auch diverse ehemalige Betriebsgebäude der
Muna konnten zu Wohnzwecken oder als Gewerbebetriebe umgebaut werden.
Darunter waren auch die meisten Bauten der früheren Füllanlagen.
Zur gleichen Zeit wurde bereits für die Aufstellung der neuen
deutschen Streitkräfte geplant. 1956 begannen westlich der alten Muna-Haupteinfahrt
die Bauarbeiten zur Errichtung einer großen Kaserne. Die am Westrand
des Führser Mühlwegs gelegenen Bauten sind in den Komplex integriert
worden. Das Objekt wurde mit zwei separaten Wirtschaftsbereichen aufgebaut,
zunächst ausgelegt für die Aufnahme von zwei Bataillonen plus selbständiger
Kompanien. Am 3. Juni 1957 trafen die ersten Soldaten ein. Mit der Aufstellung
immer neuer Truppenteile mußte die Belegung verdichtet werden, weitere
Unterkünfte kamen hinzu. 1964 erhielt die Truppenunterkunft den Namen
Clausewitz-Kaserne.
Die wichtigsten hier stationierten Truppenteile während des Kalten Krieges
waren neben dem Stab der Panzerbrigade 3, das Panzergrenadierbataillon
32, das Panzerbataillon 34, sowie das Raketenartilleriebataillon 12.
Damit ist Nienburg ein bedeutender Standort der 1.
Panzerdivision gewesen. Das Raketenartilleriebataillon stellte die atomare Komponente der Division. Die Sprengköpfe lagerten in Liebenau. Der nicht als Siedlung genutzte Bereich der Muna, erweitert um angrenzende
Gebiete, dient der Garnison als Standortübungsplatz. Die südlich anschließende
1975 errichtete Standortmunitionsniederlage 222/1, und die auf dem Gelände
des ehemaligen Männerlagers gebaute Standortschießanlage 222/1 vervollständigten
die militärische Infrastruktur.
Die Bundeswehr nutzte auch in der Siedlung weitere Objekte. Ab 1970 wurde
in den drei vorher als Lungenklinik verwendeten Unterkunftsblocks ein
Feldwebel-Wohnheim eingerichtet. Im Jahre 1973 fand im ehemaligen Wohlfahrtsgebäude
an der Breslauer Straße das für die Landkreise Nienburg und Diepholz
zuständige Verteidigungskreiskommando 222 sein Domizil.
Erst Ende der 1980er Jahre kam das Thema Rüstungsaltlasten
bundesweit ins Blickfeld. Auch in Langendamm sollten sich die Folgen
des unbedachten Umgangs mit den Chemikalien während der Produktionszeit
zeigen. 1991 begann die Erstellung eines Gutachtens zu den hier vorhandenen
Schadstoffen. Anfang 1994 wurde das Ergebnis präsentiert. Wie zu befürchten
war, bestand im Bereich der früheren Füllanlagen ein hohes Gefährdungspotential
- und dort befand sich inzwischen dichte Wohnbebauung. Ende 1996 begannen
Sanierungen, bei denen am Ende 460 t Erdboden ausgetauscht worden sind.
Bis in die Gegenwart wird der Zustand des Grundwassers überwacht.
Das Ende des Kalten Krieges brachte für die Garnison Nienburg
einige Veränderungen. Die Objekte am Führser Mühlweg und in der Breslauer
Straße, sowie die StOMunNdlg sind freigezogen worden. Der westlich des
Führser Mühlwegs gelegene Teil des StOÜbPl konnte in ein öffentliches
Naherholungsgebiet umgewandelt werden. Die Panzerbrigade 3 wurde aufgelöst,
andere Verbände bezogen die Clausewitz-Kaserne. Anfangs waren es Teile
des Artillerieregiments 1. Seit 2003 sind die Hausherren das Bataillon
Elektronische Kampfführung 912, und das CIMIC-Bataillon 100 (Civil Military
Cooperation), bzw. ab 2006 Zentrum Zivil-Militärische Zusammenarbeit
der Bundeswehr.
Zustand:
In der Siedlung Westerbuch sind noch heute diverse Bauwerke aufzufinden,
denen die Muna-Vergangenheit eindeutig anzusehen ist. Besonders bemerkenswert
ist, daß die meisten Gebäude der zwei ehemaligen Füllanlagen stehen
blieben. Auf dem Standortübungsplatz sind mehrere Bauten erhalten,
überwiegend frühere Lagerhäuser. Von den seinerzeit über 100 Munitionsbunkern
sind dagegen nur noch von wenigen Exemplaren Trümmer zu finden, die
meisten hat man restlos beseitigt.
Zugang:
Der Standortübungsplatz
darf nicht betreten werden. Dagegen ist die heutige Wohnsiedlung Westerbuch frei begehbar, ausgenommen natürlich
die Privatgrundstücke.
Hinweis:
Ein vor Ort beziehbares sehr informatives Heft zeigt zahlreiche Details
der Munitionsanstalt:
Titel: Muna Langendamm - Fluch oder Segen?
Autor: Alfred Schmucker
Herausgeber: Förderverein „Im Wohlde“ e.V.
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Blick
aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Fotos:
Blick auf die frühere Hauptzufahrt der Muna Nienburg.
Neben dem Tor die ehemalige Hauptwache.
Die alte Kommandantur links des Haupttores steht heute auf dem Kasernengelände.
Baracke der Bauleitung, später war darin die Offiziersmesse untergebracht.
Ein zweigeschossiger Unterkunftsblock am Führser Mühlweg.
Seit 2008 ist der Komplex die Betreuungseinrichtung „Neue Burg“.
Das frühere Wirtschaftsgebäude.
Diese Baracke beherbergte das Krankenrevier.
Ein Betriebsgebäude in der heutigen Kaserne.
Weiteres Betriebsgebäude in der Clausewitz-Kaserne.
Hier sind Hallen für gewerbliche Nutzungen umgebaut worden.
Das Wohlfahrtsgebäude wurde später Sitz des Verteidigungskreiskommandos
der Bundeswehr. Heute abgerissen.
Die Trümmer eines Luftschutzraums im westlichen Arbeitsbereich.
Blick von oben.
Reste eines weiteren Luftschutzraums.
Historisches Betriebsgebäude am Fuchsweg.
Ein weiteres Betriebsgebäude.
An der heutigen Breslauer Straße steht das frühere Labor.
Dieses ehemalige Lagerhaus wurde inzwischen abgerissen.
Älteres Bild eines Lagerhauses an der Thorner Straße.
Einige Bauten haben noch die alte Backsteinfassade.
Andere bekamen ein komplett neues Gewand.
Das frühere Salpeterhaus nördlich der Füllanlagen.
Füllanlage West, die Vorbereitung.
Füllanlage West, das Heizgitterhaus in dem die Munition abgekühlt wurde.
Füllanlage West, die Fertigstellung.
Letzte Station in der Füllanlage West war das Versandhaus.
Die gleichen Bauten blieben auch in der Füllanlage Ost stehen, hier die
Vorbereitung.
Das Heizgitterhaus der Füllanlage Ost.
Die Fertigstellung der Füllanlage Ost.
Und das Versandhaus der Füllanlage Ost.
Die Füllanlagen hatten ein eigenes Kesselhaus.
Im Arbeitsbereich West steht dieses Lagerhaus.
An der Rückseite befand sich eine Verladerampe direkt am Anschlußgleis.
Weiteres Lagerhaus am Gleis.
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