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Rubrik: Flugplätze Translation: English French Spanish Italian Dutch Danish Polish Russian
Der Fliegerhorst Langenhagen
 Bis 1945: 
Der Fliegerhorst entstand im Jahre 1936 westlich der hannoverschen Vorstadt Langenhagen, er konnte bereits nach nur 59 Tagen Bauzeit den Flugbetrieb aufnehmen. Am 1. April 1936 verlegt das Kampfgeschwader Boelcke von Faßberg hierher. Das Geschwader wurde der Stammverband des Fliegerhorstes. Seine Luftfahrzeug-Ausstattung bestand in der Anfangszeit aus Dornier Do 23-Bombern, diese wurden später durch Heinkel He 111-Bomber abgelöst. Die Numerierung des Geschwaders wechselte von zunächst KG 154, über, ab 1.4.37, KG 157, bis endgültig ab 1.5.39 zu KG 27. In Langenhagen waren dabei der Stab und I. Gruppe stationiert, die II. Gruppe lag auf dem Fliegerhorst Wunstorf und die III. Gruppe auf dem Fliegerhorst Delmenhorst-Adelheide. Während des Krieges ist das Geschwader an wechselnden Einsatzorten stationiert gewesen, 1942 rückte es letztmalig von Langenhagen ab.
Die Anlage selbst ist auch als Flugplatz Evershorst bezeichnet worden, der Deckname während der Kriegszeit lautete „Insulin“. Gestartet wurde hier auf Grasnarbe. Bei Kriegsbeginn war im Fliegerhorst auch die Flakstammkompanie des Flak-Regimentes 7 stationiert, in den weiteren Kasernen von Langenhagen waren während des Kriegs verschiedene Flak-Verbände für die Luftabwehr im Großraum Hannover beheimatet.
Auf dem Fliegerhorst richtete zu Kriegszeiten der Bremer Flugzeugbaukonzern Focke-Wulf ein Außenwerk ein. Da die gesamte Entwurfsabteilung des Werks nach Bad Eilsen ausgelagert war und Langenhagen näher als Bremen lag, sind diverse neue Flugzeugmuster auf diesem Platz erprobt worden. Darunter waren Prototypen der Jäger Fw 190, Ta 152 und Ta 154. Für die die Erprobung des letztgenannten zweimotorigen Jägers lag auch einige Zeit das Erprobungskommando Ta 154 in Langenhagen.
Weitere dokumentierte Verbände in Langenhagen, die meist nur kurzzeitig hier eingesetzt waren, sind die Sturmstaffel 1 mit Focke Wulf Fw 190-Jägern, die I. Gruppe des Schlachtgeschwaders 5 mit Fw 190-Jagdbombern und die Flugzeugführerschule B21 mit diversen verschiedenen Flugzeugmustern.
Bei Bombardierungen durch die Royal Air Force im August 1944 erlitt der Fliegerhorst schwere Schäden.

 Ab 1945: 
Nach Kriegsende nutzten alliierte Verbände die Liegenschaft. Später übernahm eine Abteilung des Bundesgrenzschutzes die Kasernenanlage. Aus dieser Abteilung bildete sich am 1. Juli 1956 das Flugabwehr-Artillerie Bataillon 1 der Bundeswehr. Diese Truppe blieb hier bis zur Räumung der Kaserne stationiert, die Verbands-Bezeichnung änderte sich währenddessen verschiedentlich bis zum Panzerflugabwehrregiment 1, ausgerüstet mit dem Flakpanzer Gepard. Die Unterkunft trug den Namen „Boelcke Kaserne“; von August 1956 bis März 1957 war auch der Stab der 1. Grenadierdivision der Bundeswehr hier beheimatet.
Im Zuge der Standorte-Reduzierung gab die Bundeswehr Anfang der 90er Jahre die Liegenschaft auf. Heute werden die Unterkünfte verschieden genutzt, im Nordwestteil wurde ein Gefängnis eingerichtet, weitere Blöcke sind von der Bezirksregierung Hannover und von der Montessori-Schule bezogen worden. Den ehemaligen technischen Bereich vereinnahmte die Flughafengesellschaft FHG als Betriebsfläche für ihren umfangreichen Fuhrpark.
Als nach dem Krieg die Stadt Hannover auch wieder für den zivilen Luftverkehr planen konnte, entschied man sich, den im Krieg stark zerstörten Flughafen Hannover-Vahrenwalder Heide nicht wieder in Betrieb zu nehmen. Stattdessen sollte ein neuer Verkehrsflugplatz auf dem Areal des Fliegerhorstes Langenhagen gebaut werden. Im Jahre 1952 konnte man den neuen zivilen Großflughafen Hannover-Langenhagen in Betrieb nehmen. Hierfür sind zahlreiche neue Einrichtungen entstanden. Ausgedehnte Abfertigungs- und Luftfrachtanlagen errichtete man südlich und westlich des Unterkunftsbereiches des Fliegerhorstes. Das frühere Flugfeld ist mit einer über 30 ha großen betonierten Abstellfläche und einer 2.300 m-Betonstartbahn überbaut worden. Zusätzlich dehnte sich der Flughafen weitläufig nach Nordwesten aus, dort baute man eine 3.800 m-Startbahn und eine 780 m-Kurzstartbahn. Hannover-Langenhagen war auf seinen weitläufigen Flächen bis in die 1990er Jahre regelmäßiger Veranstaltungsort der Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA).

 Zustand: 
Das frühere Flugfeld ist heute durch die Bebauungen kaum noch zu erkennen. Zwischen den modernen Anlagen sind im Luftfrachtbereich vereinzelte historische Gebäude zu finden. Die Gebäude der ehemaligen Boelcke-Kaserne stammen dagegen fast sämtlich aus den 1930er Jahren. Südlich der heutigen Flugbetriebsfläche werden Teile des ehemaligen Flugfeldes landwirtschaftlich genutzt.

 Zugang: 
Viele Bereiche des heutigen Verkehrsflughafens dürfen aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden. Im Verwaltungs- und Frachtbereich sowie in der früheren Boelcke-Kaserne können dagegen einige Teile frei begangen werden.

 Hinweis: 
Der Verkehrsflughafen Hannover-Langenhagen ist im Internet vertreten:
https://www.hannover-airport.de
Blick aus der Vogelperspektive mit Google Maps:
Google Maps

Fotos:

Hauptwache
Die Hauptwache des ehemaligen Fliegerhorstes

Gebäude
Eines der typischen Kasernen-Gebäude aus den 1930er Jahren

Offizierkasino
Das frühere Offizierkasino

Fahrzeughallen
Historische Fahrzeughallen im Technischen Bereich

Gebäude
An der Bauform deutlich zu erkennen, dieses Gebäude stand früher am Rand des Flugfeldes. Heute Sitz der Flughafen-Verwaltung.

Funktionsgebäude
Einzelne historische Funktionsgebäude befinden sich zwischen den modernen Anlagen des heutigen Verkehrsflughafens

Flugfeld
Zwischen der Kaserne und den modernen Fluggastanlagen ist ein Rest des früheren Flugfeldes anhand der Grasnarbe zu erahnen

Flugfeld
Blick von Süden über das ehemalige Flugfeld. Im Vordergrund Äcker, dahinter die modernen Abfertigungsgebäude.

Violett: die Grenze des heutigen Verkehrsflughafens Hannover-Langenhagen
Karte
Maßstab

Quellenangabe:
- Karl Ries, Wolfgang Dierich: Fliegerhorste und Einsatzhäfen der Luftwaffe
 
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